Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Hülsenfrüchte

Als Hülsenfrucht wird die charakteristische Fruchtform der Hülsenfrüchtler oder Leguminosen bezeichnet. Sie werden sowohl als Nahrungsmittel wie auch als Futtermittel verwendet. In der Küche und der in der Statistik (UN) werden nicht die Früchte selbst, sondern die darin eingeschlossenen, bei der Nutzung meist luftgetrockneten, Samen als Hülsenfrüchte bezeichnet. So zählen Frischerbsen, frische Bohnen und andere frisch geerntete Hülsenfrüchte zum Gemüse (Destatis).

In der Botanik ist die Hülsenfrucht, meist einfach als Hülse bezeichnet, eine der Fruchtformen. Sie ist definiert als eine trockene (nicht fleischige) Streufrucht, die nur aus einem Fruchtblatt besteht und sich bei der Reife sowohl an der Bauchnaht als auch an der Rückennaht öffnet.

Historisch ist beispielsweise der Anbau von Erbsen bereits ab etwa 8.000 v. Chr. belegt. Ursprung der meisten Hülsenfrüchte sind die Länder des mittleren Ostens, Mittel- und Südamerika, Afrika und in Asien vor allem China. So stammen die heutigen Kulturerbsen (Pisum sativum) vermutlich von einer Art ab, die vom östlichen Mittelmeerraum bis nach Mittelasien beheimatet ist. Die Gartenbohne (Phaseolus vulgaris) stammt dagegen aus Süd- und Mittelamerika.

Verwertung und Nutzung

Aufgrund ihres hohen Gehalts an Eiweiß, Vitaminen, Omega-3-Fettsäuren, Ballaststoffen und Nicht-Stärke-Polysacchariden sowie wegen möglicher großer Erträge auf kleinen Flächen sind Früchte und Samen der Hülsenfrüchte weltweit ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung. Verwendet werden sowohl die vegetativen Pflanzenteile als auch die Samen. Als Weltnahrungsmittelprodukte spielen sie nach Getreide die zweitwichtigste Rolle. Allerdings werden von den ca. 1.000 Arten nur etwa mehr als 20 als Nahrungsmittel genutzt. Vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika sind Hülsenfrüchte ein sehr wichtiger Agrofood-Komplex. Dort sind sie eine ideale Ergänzung (essentielle Aminosäuren) der als Grundnahrungsmittel verwendeten Getreide- und Stärkepflanzen, was besonders wichtig bei ausschließlicher oder vorwiegender vegetarischer Ernährung ist.

Häufig in den Küchen weltweit zu finden sind u. a. Bohnen, Erbsen, Erdnüsse, Kichererbsen, Linsen, Platterbsen („Wicken“), Sojabohnen sowie Lupinen bzw. Lupineneiweiß.

Hülsenfrüchte, die vorwiegend zur Ölgewinnung verwendet werden (Sojabohnen und Erdnüsse), gelten in Statistiken als Ölfrüchte. Nicht zuletzt werden Hülsenfrüchte auch als Futtermittel (z. B. Klee und Luzerne) verwendet.

Mit dem  Anbau von Leguminosen reichern die Landwirte und Gärtner den Boden mit Stickstoff an, da die Leguminosen eine für die Landwirtschaft bedeutende Eigenschaft besitzen: Ihre Wurzeln gehen mit bodenbürtigen Bakterien eine Symbiose ein. Die Bakterien sind in der Lage, Luftstickstoff zu binden und der Pflanze zuzuführen – wofür sie von der Pflanze Nährstoffe erhalten.

Hülsenfrüchte haben aufgrund ihrer Stickstoff-Fixierung vor allem als Vorkultur eine wichtige Bedeutung – nicht nur im ökologischen Anbau. Dies gilt insbesondere für nachfolgende Ackerfrüchte wie Getreide. Durch die Symbiose mit den Knöllchenbakterien im Boden können Hülsenfrüchte pro Hektar und Jahr zwischen 50 und 100 kg Stickstoff im Boden anreichern. Dieser steht dann den nachfolgenden Pflanzen zur Verfügung. (BZfE)

Anbaufläche und Erntemenge von Hülsenfrüchten in Deutschland
im Zeitraum 2013 bis 2022
Anbaufläche und Erntemenge von Hülsenfrüchten in Deutschland im Zeitraum 2013 bis 2022

Quelle: BLE

Hülsenfrüchte - ein weltweites Handelsgut

Der Anbau von Hülsenfrüchten hat in Deutschland generell nur eine geringe, aber inzwischen steigende Bedeutung. Bohnen und Frischerbsen machen zusammen weniger als 10 % der Anbaufläche von Freilandgemüse aus. Die in Deutschland angebauten Erbsen und Bohnen werden als Frischware und Verarbeitungsware angebaut. Als Frischware erfolgt der Absatz über die Direktvermarktung, Wochenmärkte und in kleinem Umfang über den Lebensmitteleinzelhandel. Als Verarbeitungsware wird das Gemüse industriell weiterverarbeitet – zum Beispiel als Tiefkühlware oder als Konserve.

Trockene Hülsenfrüchte werden praktisch ausnahmslos importiert. Hauptexportländer für Erbsen waren 2011 vor allem Kanada, Russland, die USA und Frankreich, für Bohnen China, Myanmar und die USA. Linsen kommen hauptsächlich aus Kanada, Australien, Türkei und den USA (FAO 2015).

Sojabohnen kommen vor allem aus den USA. Hierzulande ist der Anbau von Sojabohnen sehr gering, im Jahr 2013 wurden circa 2.000 t produziert (FAO 2015). Seinerzeit betrug die Anbaufläche 6.500 ha, 2014 lag sie allerdings schon bei rund 10.000 ha. Gute klimatische Bedingungen liegen nur an wenigen Standorten in Süddeutschland vor. Weltweit wurden im Jahr 2013 rund 276,4 Mio. t Sojabohnen geerntet. Davon stammten knapp 241 Mio. t – und damit gut 87 % – aus Amerika, insbesondere aus den USA, Brasilien und Argentinien. China ist mit rund 12,5 Mio. t ebenfalls ein wichtiger Produzent. In Europa gibt es eine nennenswerte Produktion in Russland und Italien (FAO 2015).

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