Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Hafer

Robuste Getreideart (lat. Avena sativa) aus der Familie der Süßgräser (Poaceae), engl. oats, fr. avoine, deren Körner im Gegensatz zu Weizen, Roggen und Gerste nicht an Ähren, sondern an Rispen wachsen. In den Ährchen befinden sich die Blüten. Das Gras hat eine Wuchshöhe von 0,5 bis 1,5 Meter. Die Grannen, borstenartige Fortsätze an den Deckspelzen, sind nur wenige Millimeter lang.

Hafer wird fast ausschließlich als Sommergetreide angebaut. Auf den Feldern ist die Haferpflanze wegen ihrer Rispenbildung sehr gut von anderen Getreidesorten zu unterscheiden.

Herkunft und Ansprüche

Vermutlich stammt der Hafer aus Vorderasien. Da er in Funden aus historischer Zeit immer nur in geringen Mengen auftaucht, geht man davon aus, dass er ein Begleitgras der Gerste und des Weizens war. Als wilde Stammform wird A. fatua oder A. sterilis vermutet. Die Kulturform des Hafers ist vermutlich aus dem auch heute noch vorkommenden Flughafer gezüchtet worden.

Die Belege für einen ersten Anbau von Hafer stammen aus der Region nördlich des Schwarzen Meeres und sind auf 5.000 v. Chr. datiert. In der Schweiz und nördlich der Donau wurde die Getreideart in der Bronzezeit angebaut. Erst ab dem Mittelalter wurde Hafer auch im Süden Europas genutzt.

Die Haferpflanze bevorzugt gemäßigtes Klima und stellt nur geringe Ansprüche an den Boden. Da er ein gutes Nährstoffaneignungsvermögen besitzt, kommt er auch auf schlechteren Standorten bei ausreichender Wasserversorgung gut zurecht. Feuchtkühle, regenreiche Lagen sagen ihm mehr zu als trocken-heiße. Aufgrund seiner Anspruchslosigkeit und seiner guten Wurzelleistung steht er i.d.R. als abtragende Frucht an letzter Stelle in der FF-Rotation.

Verwendung

Hafer diente zunächst vor allem als Viehfutter, besonders für Pferde. Hafer ist eine wichtige Getreideart für die menschliche Ernährung. Hafer gilt wegen seines hohen Gehaltes an Eiweiß, Lecithin, Vitaminen und Mineralstoffen als eines der nährwertreichsten Getreide. Der Eisengehalt ist ähnlich hoch wie bei Fleisch. Hafer wird in verschiedenen Formen verarbeitet als Hafernährmittel, vor allem als Haferflocken sowie als Futtergetreide für Pferde, Rinder und Geflügel.

Bis zum Mittelalter wurde Hafer als Lebensmittel kultiviert. Obwohl er später als wichtigstes Grundnahrungsmittel durch die Kartoffel abgelöst wurde, blieb Hafer in vielen Gegenden bis ins 20. Jahrhundert ein wichtiges Nahrungsgetreide. Heute dient das Getreide vorwiegend als Futtermittel.

Anbau

Hafer wächst in gemäßigten, feuchten Klimaregionen mit hohen Niederschlägen. Anbauregionen sind Nordamerika nördlich des 40. Breitengrades, Nord- und Mitteleuropa und Russland bis zum Ural. In Deutschland wird Hafer hauptsächlich in den Mittelgebirgen, im Alpenvorland und in Küstenregionen angebaut.

Der Anbau von Hafer ist nur auf nicht trockengefährdeten Standorten in geeigneter Fruchtfolgestellung ratsam (nicht Hafer nach Hafer, höchstens 20-25 % Haferanteil).

Führende Anbauländer sind Russland, Kanada, Australien, Polen und die USA. Auf einer Anbaufläche von rund 9,5 Millionen Hektar wurden 2016 weltweit rund 23 Millionen Tonnen Hafer geerntet.

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