Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Gewürze

Teile einer bestimmten Pflanzenart, die wegen ihres natürlichen Gehaltes an Geschmacks- und Geruchsstoffen als würzende oder geschmacksgebende Zutaten zu Lebensmitteln bestimmt sind. Gewürze haben zudem nicht nur geschmacklichen Nutzen, sondern werden traditionell auch zur Haltbarmachung von Lebensmitteln und Getränken verwendet, zudem auch als Färbemittel und zur Herstellung von medizinischen und kosmetischen Produkten. Ferner vertreibt ihr Duft auch Vorratsschädlinge.

Durch Gewürze wird die Nahrung besser verdaut, da sie die verschiedenen Drüsen des Verdauungstrakts anregen; der gesamte Stoffwechsel wird stimuliert. Es gibt auch Kräuter, deren Inhaltsstoffe keimtötende Wirkung haben; sie werden besonders häufig in der Küche heißer Länder (Knoblauch; Lauch) verwendet.

Historische Rolle

Der Agrofood-Komplex Gewürze war aufgrund seiner Bedeutung jahrhundertelang Geographie prägend, denn Gewürze bedeuteten ökonomische und politische Macht. Städte entstanden an Gewürzrouten oder blühten durch den Gewürzhandel auf (Babylon, Petra, später Genua und Venedig), Gewürzhändler kamen zu Reichtum und Einfluss (z. B. Phönizier, Araber, hanseatische "Pfeffersäcke"). Gewürze waren lange ein entscheidender Faktor für die Beziehungen zwischen Asien, dem Orient/Nordafrika und Europa, später zwischen Amerika und Europa.

Die Anbaufläche von Gewürzen ist sehr gering, ihre Bedeutung im Handel auch heute überproportional groß. Nach Schätzungen soll die globale Anbaufläche bei 8 Mio. ha, die jährliche Produktionsmenge bei 31,6 Mio. t liegen. Die Exporte erzielten 2014 einen Wert von 9665,5 Mio. US$, die Importe machten 8865,0 Mio. US$. Besonders wichtig für die Produktion und den internationalen Handel ist der indische Subkontinent, auf dem über 100 Gewürze und Kräuter kultiviert werden.

Laut Lebensmittelleitsatz des BMEL versteht man unter Gewürzen ausschließlich pflanzliche, geschmacksgebende Produkte. Dadurch soll verhindert werden, dass Gewürze mit anderen pflanzlichen, aber geschmacksneutralen Produkten gestreckt werden. Auch Salz gilt nach dieser Definition nicht als Gewürz, sondern wird als Würzmittel bezeichnet. Unter Würzmittel versteht man außerdem geschmacksgebende beziehungsweise -verstärkende Hefeextrakte, Fette, Öle oder Speisestärke. Würzsalze und -mischungen wie Currypaste, Pommes Salz oder Würzmischung für Marinaden fallen ebenfalls unter die Würzmittel. Hinzu kommen wie Essig, Senf, Meerrettich sowie Würzsoßen wie Ketchup, Grill- oder Chilisoßen.

Je nachdem welcher Pflanzenteil als Gewürz verwendet wird, unterscheidet man zwischen:

Blattgewürze werden allerdings nur als Gewürze bezeichnet, wenn Sie getrocknet sind. Im frischen Zustand zählen sie zu den Kräutern.

Weitere Informationen:

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