Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Treibhausgase

Treibhausgase sind diejenigen gasförmigen Bestandteile in der Atmosphäre, sowohl natürlichen wie anthropogenen Ursprungs, welche die Strahlung in denjenigen spezifischen Wellenlängen innerhalb des Spektrums der thermischen Infrarotstrahlung absorbieren und wieder ausstrahlen, die von der Erdoberfläche, der Atmosphäre selbst und den Wolken abgestrahlt wird. Diese Eigenschaft verursacht den Treibhauseffekt. Wasserdampf (H2O), Kohlendioxid (CO2), Lachgas (N2O), Methan (CH4) und Ozon (O3) sind die Haupttreibhausgase in der Erdatmosphäre . Außerdem gibt es eine Anzahl von ausschließlich vom Menschen produzierten Treibhausgasen in der Atmosphäre, wie die Halogenkohlenwasserstoffe und andere chlor- und bromhaltige Substanzen, die im Montreal-Protokoll behandelt werden. Neben CO2, N2O, und CH4 befasst sich das Kyoto-Protokoll mit den Treibhausgasen Schwefelhexafluorid (SF6), teilhalogenierten Fluorkohlenwasserstoffen (H­FKW) und perfluorierten Kohlenwasserstoffen (PFC).

Die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft bestehen zum größten Teil aus den Klimagasen Methan (CH4) und Lachgas (N2O) und nur zu einem kleinen Teil aus Kohlenstoffdioxid (CO2). Methan wird beispielsweise von Wiederkäuern bei der Verdauung produziert und Lachgas entsteht durch die Umsetzung von Stickstoffverbindungen im Boden. Um alle Treibhausgasemissionen und deren Wirkung untereinander vergleichen zu können, werden diese in Kohlenstoffdioxid umgerechnet und in der Einheit „CO2-Äquivalent“ angegeben. So entspricht die Klimawirkung von Methan (CH4) dem 25-fachen und die von Lachgas (N2O) dem 298-fachen von CO2.

Vorleistungen für die Landwirtschaft wie die Düngemittel- und Pflanzenschutzmittelproduktion sowie alle nachgelagerten Bereiche wie zum Beispiel die Milchund Fleischverarbeitung werden in der offiziellen Treibhausgasberichterstattung nicht in der Landwirtschaft, sondern in der Industrie oder dem verarbeitenden Gewerbe bilanziert. Die Treibhausgasminderungen, die die Land- und Forstwirtschaft durch Bioenergie erbringt, werden nicht der Land- und Forstwirtschaft, sondern dem Energie- und Verkehrssektor gutgeschrieben.

Größenordnungen der THG‐Emissionen, Substitutions‐ und Speicherleistungen aus Landwirtschaft, Ernährung sowie Forstwirtschaft und Holzverwendung

Größenordnungen der THG‐Emissionen, Substitutions‐ und  Speicherleistungen aus Landwirtschaft, Ernährung sowie  Forstwirtschaft und Holzverwendung

 (in Mio. t CO2‐Äq/Jahr,  unterschiedliche Jahre)

Die Flächen der Ovale in der Grafik entsprechen dem Absolutwert der Differenz aus Emissionen und Substitutions- und Speicherleistung der betrachteten Sektoren.

Quelle: BMEL

Die Landwirtschaft ist ein bedeutender Emittent von THG. Nach der Systematik der THG-Berichterstattung stammten 2014 66 Mio. t CO2-Äq der Gesamtemissionen Deutschlands (903 Mio. t CO2-Äq) aus der Landwirtschaft, weitere 38 Mio. t CO2-Äq wurden aus der Landnutzung/Landnutzungsänderung von Acker- und Grünlandflächen freigesetzt. Insgesamt entfielen damit 11 % der Gesamtemissionen in Deutschland auf die Landwirtschaft und die Nutzung von Acker- und Grünlandflächen.

Eine Studie des Institute for Agriculture and Trade and Trade Policy und der Umweltorganisation Grain verdeutlicht das Einsparpotenzial an schädlichen Emissionen im Agribusiness: Alleine die fünf größten Fleisch- und Molkereikonzerne sind gemeinsam für mehr Treibhausgas-Emissionen verantwortlich als jeder der Ölkonzerne Exxon-Mobil, Shell und BP für sich.

Umwelteffekte auf der Ebene der Verbraucher

Der weit überwiegende Teil der Lebensmittelherstellung dient dem menschlichen Konsum. Aus Sicht des Konsums sind daher letztlich alle von einem Lebensmittel verursachten Umweltprobleme entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der landwirtschaftlichen Produktion einschließlich des vorgelagerten Bereichs über Verarbeitung und Transport sowie den Einzelhandel bis zu den Endverbrauchern – durch Entscheidungen der Konsumenten beeinflusst. Ein substanzieller Anteil der Emissionen entsteht dabei auch in den Haushalten selbst und bei den Großverbrauchern durch Lagerung (Kühlen, Tiefkühlen), Zubereitung (Kochen, Erhitzen, Spülen etc.) und Entsorgung. Die meisten Umwelteffekte in der Wertschöpfungskette können Verbraucherinnen aber nicht direkt beeinflussen.

Speziell die THG-Emissionen machen einen wichtigen Teil der konsumbedingten Umwelteffekte aus (für viele andere Umwelteffekte liegen keine übersichtlichen Analysen vor). Mit Bezug auf die verschiedenen Lebensmittel erweisen sich tierische Produkte aufgrund der Veredelungsverluste auf der einen und durch ihren hohen Anteil an den Methan- und Lach-gasemissionen auf der anderen Seite als zentrale Treiber.

Treibhausgasemissionen nach verzehrten Lebensmitteln in Deutschland (2006)
in t CO2-Äq pro Person/Jahr
Treibhausgasemissionen nach verzehrten Lebensmitteln in Deutschland (2006) in t CO2-Äq pro Person/Jahr

Quelle: BueL 2020

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