Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Raps

Raps (Brassica napus) ist eine relativ junge Kulturpflanze, jedoch eine wirtschaftlich sehr bedeutende Nutzpflanze. Wahrscheinlich ist er aus einer Kreuzung zwischen dem Wilden Gemüsekohl (Brassica oleracea) und Rübsen (Brassica rapa) im Mittelmeerraum, dem Kontaktgebiet beider Ausgangssippen, hervorgegangen.

Herkunft und Verbreitung

Während die frühesten Hinweise des Rapsanbaus in Indien auf 2.000 v. Chr. datieren, begann die europäische Karriere der Rapspflanze in der Römerzeit. Wegen des hohen Ölgehalts der Pflanzen begannen die Römer mit dem Anlegen erster Rapskulturen. Ursprünglich stammt der Raps aus dem östlichen Mittelmeerraum. Dort wurde es zur Gewinnung von Speise- und vor allem Lampenöl verwendet.

Ersten planmäßigen Anbau der Rapspflanze in der Neueren Geschichte starteten die Niederlande. Hier konzentrierte man sich vor allem auf das sogenannte Rüböl als Brennstoff für Öllampen. Ausgehend von den Niederlanden hat sich der Raps in der norddeutschen Tiefebene ausgebreitet. Die Industrialisierung Anfang des 19. Jahrhunderts und dem steigenden Bedarf an technischen Ölen waren die vornehmlichen Gründe, weshalb sich der Anbau in anderen Teilen Deutschlands und Europa ausweitete. Nach und nach setze sich Rapsöl auch als Nahrungsmittel durch. Aufgrund dessen mussten die Anbauflächen stark vergrößert werden. Bereits zu dieser Zeit dachte man auch beim Rapsanbau ökonomisch und verwendete die Pressrückstände bereits als energiereiche Tierernahrung.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde günstig importiertes Petroleum eine starke Konkurrenz zum Rüböl. Demzufolge sank die Nachfrage. Einen nachhaltigen Aufschwung erlebte der Rapsanbau zu Beginn der 70er Jahre. Ertragsreiche Qualitätssorten sorgten für verbesserte Wettbewerbsfähigkeit gegenüber anderen Ölsaaten. Nachdem durch die Neuzüchtungen zunächst die Verwertung als ernährungsphysiologisch wertvolles Speiseöl sowie als Rohstoff für Speisefette im Mittelpunkt gestellt wurde, ist Rapssaat in der Folge zunehmend als nachwachsender Rohstoff genutzt worden. Drei Viertel des in Deutschland 2007 erzeugten Rapsöls wurden zur Erzeugung von Biokraftstoffen (Biodiesel) oder zur Verwertung in der Industrie verwendet.

Merkmale

Raps ist eine einjährige Krautpflanze mit aufrechter, verzweigter Sprossachse. Sie gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse, wie Rübe und Kohl. Die Kohlrübe ist eine Kulturform des Rapses. Die Rapspflanze erreicht eine Wuchshöhe von 30-150 cm. Die Pflanzen sind von grau-blauer Farbe und bilden eine Pfahlwurzel aus. 

Raps gedeiht unter den Klimabedingungen in Deutschland und enthält in den Früchten etwa 40 % Öl. Das bei der Verarbeitung in den Ölmühlen anfallende Rapsschrot ist ein gutes Eiweißfutter (Schrot). Raps verbessert die Bodenstruktur und ist deshalb für die Fruchtfolge besonders wertvoll. In Deutschland wird überwiegend nur Winterraps angebaut. Die leuchtend gelb blühende Pflanze prägt im Frühjahr das Landschaftsbild vieler Regionen.

Anbau

Milde Lehmböden eignen sich besonders gut für den Anbau. Als Grundregel gilt: Ein guter Weizenboden ist auch ein guter Rapsboden. Die günstigste Saatzeit für den Winterraps liegt um den 15. August. Geerntet wird er im Juli des nächsten Jahres. Raps wurzelt tief und lockert dabei den Boden auf. Nachfolgende Kulturpflanzen können dann leichter wachsen. Mit seinen tiefen Wurzeln erschließt der Raps auch Nährstoffe und hinterlässt sie den nachfolgenden Früchten. Nach Raps werden deshalb häufig Weizen, Gerste, oder Roggen angebaut, denn Raps als Vorfrucht bewirkt einen höheren Kornertrag bei Getreide. Heute ist Raps die mit Abstand bedeutendste Ölpflanze in Deutschland. Er wird auf einer Fläche von ca. 954.200 ha Hektar (2020) angebaut. Für die Ölgewinnung wird in Deutschland hauptsächlich Winterraps angebaut da er höhere Erträge - bis 45 dt pro ha - als Sommerraps bringt.

Wirtschaftliche Bedeutung

In erster Linie wird Rapsöl aus der Rapssaat gewonnen. Dieses Rapsöl wird als Speiseöl, Futtermittel und als Biokraftstoff genutzt. Weiter wird Rapsöl in der chemischen Industrie verwendet und dient als Grundstoff für Materialien wie Farben, Kunststoffe und Kaltschaum.

Je nach Verarbeitungsmethode fallen ca. 66 % der Rapssaatmasse als Koppelprodukte (Rapskuchen, Rapsexpeller, Rapsextraktionsschrot) an. Diese Produkte bleiben nicht ungenutzt, sie werden als Tierfutter verwendet. Ein weiteres Nebenprodukt bei der Rapsölverarbeitung zu Biodiesel ist Glycerin. Auch dieses findet Verwendung in der Futtermittel- oder in der chemischen Industrie.

Seit etwa dem Jahrtausendwechsel hat sich Rapssaat zu einem wichtigen Bioenergieträger entwickelt. Rapsöl wird dabei vor allem für die Biokraftstoffe und Biodiesel genutzt. Ebenfalls fungiert das Öl als Treibstoff in Pflanzenöl-Blockheizkraftwerken (BHKW) und als Brennstoff für spezielle Ölheizungen.

Rapsöl wird nicht nur für die Ernährung verwendet, sondern auch als Treibstoff für Motoren (Biodiesel) oder technisches Öl, z.B. für Kettensägen.

Raps ist in Deutschland die bei weitem die wichtigste Ölsaat. Auch in der EU spielt Raps, gefolgt von Sonnenblumen und Soja, wenn auch nicht so dominant wie in Deutschland, die entscheidende Rolle. Deutschland und Frankreich sind sowohl Haupterzeugerländer von Raps, als auch führend bei der Herstellung von Rapsöl.

Raps-Importe nach Deutschland, 2021v in %
(Werte in Klammern stellen die Anteile des Vorjahres dar)

Die wichtigsten Handelspartner bezüglich der Rapsimporte nach Deutschland waren 2021 Australien mit 18 %, die Niederlande mit 16 %, Frankreich mit 15 % und die Ukraine mit 13 %. Am meisten zugelegt im Vergleich zu 2020 haben Australien (+260 %), Tschechien (+50 %) und Frankreich (+15,4 %)

Quelle: BLE

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