Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Bioturbation

Bioturbation (von griech. bios = Leben und lat. turbare = stören) bezeichnet das Durchwühlen und Durchmischen von Bodenmaterial durch Bodenorganismen. Wühlende und grabende Bodentiere wie Mäuse, Maulwürfe, Hamster und Ziesel, aber auch Ameisen, Termiten und Regenwürmer mischen und zerkleinern Bodenteilchen. Generell ist intensive Bioturbation an günstige Luft-, Wasser- und Nährstoffverhältnisse im Boden gebunden.

Teils transportieren Bodenorganismen Material aus dem Unterboden nach oben und wirken der Profildifferenzierung (Bodenprofil) und der Nährstoffverlagerung entgegen. Durch die Verwischung der Grenzen zwischen Humus- und Mineralkörper schaffen die Bodenorganismen gleichzeitig einen humosen A-Horizont. Bisweilen wird dadurch die Morphologie der Bodenoberfläche verändert, z.B. durch Ameisen, deren Tätigkeit eine wesentliche Ursache der Buckelweiden des Schweizer Juras ist. Manche Tiere, zu denen Nager wie Mäuse, Maulwürfe, Hamster und Ziesel ebenso gehören wie Ameisen, Termiten und insbesondere Regenwürmer verfrachten Unterbodenmaterial und legen es auf oder im Oberboden ab. Dadurch gelangen auch zuvor verlagerte Stoffe wieder nach oben, sodass eine intensive Tiertätigkeit wirksam einer Verlagerung von Ton oder Nährstoffen entgegenzuwirken vermag. In semihumiden Klimaten kann auf diese Weise eine Entkalkung verhindert werden.

Gleichzeitig gelangt aber auch etwas Oberbodenmaterial in Tiergängen in tiefere Horizonte, kenntlich an humosen Krotowinen und Wurmröhren. Die Tiefenwirkung hängt stark von den Boden- und Klimaverhältnissen ab und beträgt bei Regenwürmern in kontinentalen Steppengebieten häufig mehrere Meter, weil dort im Sommer wegen Trockenheit und im Winter wegen Kälte tiefere Bereiche aufgesucht werden.

Durch ihre Grabtätigkeit sind Regenwürmer die wichtigste aktiv das Bodengefüge verändernde Tiergruppe im Boden. Sie lockern den Boden und mischen organisches Material (Erntereste, Streu etc.) in den Boden ein, tiefgrabende Arten wie der Tauwurm bis in den Unterboden. Zudem bringen sie in ihrem Darm Tonminerale und Huminstoffe in engen Kontakt und begünstigen die Bildung von Ton-Humus-Komplexen.

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