Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Ölpalme

Innertropischer Schopfbaum, der eine Höhe von bis zu 30 Metern erreichen kann. Er besitzt Fruchtstände mit bis 4.000 Steinfrüchten und hat eine Lebensdauer von 80 bis 200 Jahren. Der im unteren Drittel von alten Blattbasen bedeckte Stamm wird von ca. 25 rund 6 m langen Fiederblättern gekrönt. Schon im 5. Jahr trägt die Ölpalme (Elaeis guineensis) Früchte. Die Fruchtstände erreichen ein Gewicht von bis zu 50 kg. Die Ölpalme gehört zu den wirtschaftlich bedeutendsten Palmenarten und ist eine nahe Verwandte der Kokospalme.

Die Ölpalme ist die wichtigste permanente Ölpflanze, da sie die höchsten Hektarerträge erbringt und Palmöl (noch vor Sojaöl) weltweit das wichtigste Öl ist.

Herkunft und Ansprüche

Der Ursprung der Ölpalme wird in Westafrika vermutet. Von dort wurde sie in andere Länder verbreitet und wird heute in einem Gürtel von 10° N bis 10° S in Höhen bis ca. 500 m NN angebaut, d. h. in 43 Ländern mit ausreichend hohen Niederschlägen in Afrika, Lateinamerika und insbesondere in Südostasien.

Als ausgesprochene Tropenpflanze benötigt sie Jahresmitteltemperaturen um 25 °C und ca. 100 mm Niederschlag pro Monat. Sie erträgt höchstens 3 Monate Trockenheit und gedeiht nur auf tiefgründigen, nährstoffreichen Böden.

Palmöl-Plantagen in Ost-Kalimantan

Palmöl-Plantagen in Ost-Kalimantan

Die Mission Sentinel-2 von Copernicus führt uns über Palmölplantagen in Ost-Kalimantan. Um die weltweite Nachfrage nach Palmöl zu befriedigen, werden Großplantagen angelegt, was zur Abholzung von riesigen Regenwaldflächen führt.

In diesem Bild vom 15. 2. 2019 sind die verschiedenen Stadien des Entwaldungsprozesses erkennbar - die grünen Parzellen in den Plantagen sind die bestehenden Palmölpflanzungen, während die beigen Bereiche das neu abgeholzte Land zeigen. Der umliegende üppige Regenwald ist in dunkelgrüner Farbe sichtbar.
Sentinel-2 ist eine Zwei-Satelliten-Mission, die hauptsächlich dazu dient, Veränderungen in der Landnutzung zu verfolgen und den Zustand der Vegetation zu überwachen. Jeder Satellit trägt eine hochauflösende Kamera, die die Erdoberfläche in 13 Spektralbändern abbildet.

Quelle: ESA

Anbau und Ernte

Im 18. Jhd. wurde die Ölpalme nach Südostasien eingeführt. Hier ist sie mittlerweile am meisten verbreitet. Vier Palmen, die 1848 im Botanischen Garten Buitenzorg von Bogor, Indonesien gepflanzt wurden, stellten die erste Züchtungs- und Vermehrungsgrundlage dar.

Der Anbau erfolgt als Dauerkultur, ggf mit Terrassierung. Die Samen werden vorgekeimt, nach einem Jahr erfolgt die Auspflanzung, günstigerweise zu Beginn der Regenzeit. Ölpalmen werden von mittelgroßen und vor allem großen bis sehr großen Agrarbetrieben in Plantagen als Monokultur angebaut, sind aber auch für Kleinbauern von Bedeutung. In Plantagen beträgt die Bestandsdichte ca. 150 Palmen/Hektar. Plantagen können bis zu mehrere tausend Hektar umfassen und so ganze Landschaften prägen. Üblich sind auch Bodenbedeckungspflanzen v.a. Leguminosen, anfangs werden Zwischenkulturen (Mais, Hirse) angebaut.

In Malaysia und Indonesien, aber auch anderen Anbauländern, wird etwa die Hälfte der Ölpalmbestände von Kleinbauern bewirtschaftet, die als lizensierte, aber individuell tätige Erzeuger oder als Siedler in den Agrarkolonisationen verschiedener (halb-)staatlicher Organisationen, wie der FELDA tätig sind.

Die erste Ernte kann nach 4 bis 5 Jahren erfolgen, ohne Trockenperiode ganzjährig, ansonsten ein- bis mehrmalig. Bei der Ernte werden die ganzen Fruchtstände abgehackt. Die Früchte sind schnell verderblich und müssen daher sofort nach der Ernte verarbeitet werden. Logistisch bedeutet dies, dass der Transport der Früchte zu den Verarbeitungsstätten und der Verarbeitungsprozess effizient organisiert sein muss, um Ernteverlust zu verhindern. Zunächst werden die Fruchtstände mit Wasserdampf behandelt, um ein fettspaltendes Enzym zu zerstören. Anschließend werden die Einzelfrüchte abgelöst und gequetscht und die Steinkerne abgetrennt. Die harte Schale wird geknackt und die Samen werden getrocknet. Neupflanzungen z. B. in Malysia liefern bis 30 Tonnen/Hektar Fruchtstände („Fresh Fruit Bunches“), daraus werden 7 Tonnen Palmöl und 0,8 Tonnen Palmkernöl gewonnen.

Ein Grund für die rasante Verbreitung von Palmöl ist der unglaublich hohe Ertrag der Pflanzen. Das ist bis zu 6-mal mehr Öl verglichen mit heimischem Raps oder Sonnenblumen. 85 Prozent des Palmöls wird heute in Malaysia und Indonesien produziert (FAO 2014).

Weitere Gründe für den Palmöl-Boom liegen in der Eigenschaft des Palmöls als idealer Rohstoff für unzählige Produkte, sein günstiger Preis, mit dem andere Speiseöle wie Sonnenblumen- oder Rapsöl konkurrieren müssen und seine Bedeutung bei der bioenergetischen Verwendung (s. u.).

Verwertung

Aus der Ernte der Palmölfrüchte können drei Produkte gewonnen werden:

Das Ertragsverhältnis dieser drei Produkte ist ca. 9,4:1 für Palmöl und Palmkernöl bzw. ca. 7,6:1 für Palmöl und Palmölschrot. Damit liefert ein Hektar Ölpalmen 3,2 Tonnen rohes Palmöl, 0,34 Tonnen Palmkernöl und 0,42 Tonnen Palmölschrot.

Das durch einen hohen Carotingehalt orangefarbige Fruchtfleisch liefert das Palmöl. Dieses ist bei Zimmertemperatur fest und macht eine chemische Härtung überflüssig. Palmöl enthält vor allem Ölsäure und Palmitinsäure. Es wird hauptsächlich zur Herstellung von Margarine verwendet. Geschmacksneutralität, Hitzestabilität und Haltbarkeit sind weitere Eigenschaften, die das Palmöl hervorragend für die verschiedensten Einsatzgebiete qualifiziert. Daher kann es auch nur bedingt durch andere Öle ersetzt werden.

Die Pressrückstände dienen als Heizmaterial.

Die dreikantigen harten Steinkerne werden mit Spezialmaschinen geknackt. Die Samen (Palmkerne) werden getrocknet und oft erst in Ölmühlen der Verbraucherländer weiterverarbeitet. Auch das weiße Palmkernöl ist bei Zimmertemperatur fest; es enthält vor allem Laurinsäure und Myristinsäure und dient hauptsächlich zur Margarineherstellung. Bei höherem Anteil freier Fettsäuren wird es auch für die Seifen- (Kernseife) und Kosmetikaproduktion verwendet. Die Pressrückstände (Palmkernkuchen) sind ein nahrhaftes Viehfutter.

Palmöl deckt etwa ein Drittel des weltweiten Pflanzenölbedarfs. In Afrika ist die Pflanze weiterhin eine Nahrungs- und Erwerbsgrundlage für die lokale Bevölkerung und wichtiger Teil in der dortigen Landwirtschaft mit auch internationalen Bezügen.

Die Nachfrage nach Palmölprodukten begann mit der industriellen Revolution (v. a. zur Herstellung von Maschinenöl und Seifen) und stieg dann aufgrund der Nachfrage durch die Lebensmittelindustrie und die Fettverarbeitungsindustrie stark an.

In den 1990er Jahren wurde Palmöl, das Öl der Ölpalmen, noch hauptsächlich von der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie abgenommen, wo es bis heute ein wichtiger Grundstoff für Margarine, Frittierfett, Schokolade, Tiefkühlpizza, Waschmittel und Kosmetikprodukte ist. Im Supermarkt enthält heute fast jedes zweite angebotene Produkt das billige Palmöl.

Seit dem Boom der Agrartreibstoffe ist die Nachfrage nach Palmöl regelrecht explodiert. Innerhalb der letzten 10 Jahre verdoppelte sich der Palmölverbrauch weltweit auf 30 Millionen Tonnen.

Bewertung

Die Anlegung neuer Ölpalmenplantagen und die Plantagenwirtschaft stehen international sowohl bei Umweltschutzorganisationen als auch politisch in der Kritik. Nur selten werden ehemalige Ackerflächen zu Ölpalmenplantagen umgenutzt; meist werden große Regenwaldflächen abgeholzt mit dem Hauptziel, dort Ölpalmenplantagen anzulegen. Ölpalmen wachsen besonders gut in tropischen Gebieten, also dort, wo auch Regenwälder sind. Denn im Vergleich zu vielen anderen Kulturen gedeiht die Ölpalme auch auf nährstoffarmen Böden. Sie kann hervorragend ebenso in den vormals für den Nassreisanbau nicht nutzbaren Sumpfwäldern etwa Sumatras kultiviert werden.

Kritisiert wird auch, dass die Ölpalmenplantagen gegenwärtig in ökologisch nicht-nachhaltiger Weise betrieben werden. Mit der Produktion von Palmöl verbunden seien aber nicht nur die Vernichtung von Regenwald, sondern auch die Vertreibung der Bevölkerung, sowie das Ende der Menschenaffen Asiens, der Orang-Utans.

In Indonesien und Malaysia ist die Expansion des Palmölanbaus mittlerweile die Hauptursache für die Entwaldung, und durch die Brandrodungen insbesondere von Torfwäldern werden riesige Mengen CO2 freigesetzt.

Auch in anderen Ländern wie Kolumbien, Ecuador oder Kamerun wurden Ölpalmenplantagen auf Regenwaldflächen erstellt, allein in der ecuadorianischen Provinz Esmeraldas in den vergangenen Jahren 60.000 ha. Beim Anlegen von Ölpalmplantagen werden oftmals die Landrechte ansässiger Kleinbauern und indigener Gemeinschaften verletzt.

Die Ölpalme gilt heute dank hoher Weltmarktpreise, hoher Flächenproduktivität und vielseitiger Verwendbarkeit als die erfolgreichste, profitabelste tropische Nutzpflanze.

2016 importierte die EU 6,43 Millionen Tonnen Palmöl aus Indonesien (4,37 Mio. t) und Malaysia (2,06 Mio. t), den beiden größten Produzentenländern. Auf Deutschland entfielen davon nach Angaben der Bundesregierung 1,34 Millionen Tonnen (Durchschnitt der Jahre 2013-15). In Europa erklärt sich die zunehmende Nachfrage nach Palmöl aus der Tatsache, dass die Kunden gentechnikfreie Öle bevorzugen

Das Für und Wider der rasanten Expansion der Palmölpflanzungen

Pro-Argumente

Kontra-Argumente

Weitere Informationen:

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