Heide(landschaft)
Natürlich und/oder anthropogen bedingte Landschaft mit einer mehr oder weniger lockeren Strauch- bis Zwergstrauchformation auf gewöhnlich armen Standorten. Charakterpflanze ist das Heidekraut (Calluna vulgaris). Klimatisch bedingt kann Heide beispielsweise im nordatlantischen Bereich, am Übergang vom Wald zur Steppe im kontinentalen Bereich, oder an den oberen Waldgrenzen im Hochgebirge auftreten. Als Kulturlandschaft tritt Heide auf, wenn die Holzgewächse durch verschiedene Formen der Landnutzung niedrig gehalten werden.
In der Jungsteinzeit vor ca. 5.000 Jahren entstanden beispielsweise die ersten Calluna-Heiden NW-Deutschlands. Sie besaßen um 1800 ihre größte Ausdehnung. Noch 1832 war etwa die Hälfte des heutigen Niedersachsens Heide.
Elemente der Entwicklung und Erhaltung der Heidelandschaft in NW-Deutschland:
- Holzeinschlag vornehmlich für die Lüneburger Saline
- Waldweide verhindert Nachwachsen aus jungen Keimlingen, auf den kalkarmen Böden bei gleichzeitig hoher Feuchtigkeit Ansiedlung von Torfmoosen mit folgender Ansäuerung des Bodens, starke Ausbreitung der säuretoleranten Heidepflanzen; Verbiss der Heidepflanzen durch Heidschnucken (Fleisch, Wolle) bedingt verstärktes Blühen
- Heideimkerei (Wachs, Honig) verstärkt Bestäubung und Ausbreitung der Heideflora
- Abplaggen von überaltertem Heidekraut mit seinem filzartig verflochtenen Sproß- und Wurzelwerk einerseits zur Regeneration der Heide, andererseits zum Decken der Dächer (Wärmedämmung), zum Abdecken von Rüben und Kartoffelmieten und vor allem zur Einstreu (Saugwirkung) mit nachfolgender Ausbringung auf die nährstoffarmen Sandböden als Dünger.
Heute gilt die nur in kleinen Resten erhaltene Heidelandschaft NW-Deutschlands als Museumslandschaft, die Zeugnis gibt über vorindustrielle Lebens- und Kulturformen.
Gründe für den Rückgang der Heide in NW-Deutschland ab ca. 1850:
- Aufteilung der häufig mit Heide bestockten Allmenden und deren Überführung in den Individualbesitz zwecks Intensivierung des Anbaus
- Einführung von Mineraldüngern (ackerbauliche Nutzung der bislang extensiven Heideflächen, Ersatz der Plaggendüngung)
- neue Formen der Bodenbearbeitung, z.B. Bodenmelioration durch Tiefpflügen
- billige Importwolle ab letztem Viertel des 19. Jh. führt zu Preisverfall der Heidschnuckenwolle (Rückgang der Schafe führt zu ausbleibendem Verbiß junger Baumkeimlinge)
- Aufforstung mit Kiefern
- Rückgang der Heideimkerei u.a. wegen der Konkurrenz von Rübenzucker als Süßungsmittel ab dem 19. Jh.
(s. a. Plaggen, Plaggenesch)