Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Landschaft

Ein beliebig ausgedehnter räumlicher Ausschnitt aus der Geosphäre, der seine spezifische Charakteristik aus der Einheit der Naturraumbedingungen, deren Beeinflussung und gegebenenfalls historischen wie aktuellen Nutzung durch den Menschen bezieht. Landschaft ist ein nach Struktur (Landschaftsbild) und Funktion (Landschaftshaushalt) geprägter, als Einheit aufzufassender Ausschnitt der Erdoberfläche, aus einem Gefüge von z.T. anthropogen beeinflussten Ökosystemen oder Ökotopen bestehend.

Landschaft gilt als offenes stoffliches und/oder energetisches System, das sich in einem dynamischen Gleichgewicht befindet und eine gewisse Amplitude aufweist. In das System kann der Mensch gestaltend oder auch zerstörend eingreifen. So ist die heutige Kulturlandschaft ist aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte im wesentlichen das Produkt des gesellschaftlichen Umgangs mit der Natur und somit „sedimentierte Geschichte“.

Landschaft kann an natürlichen oder anthropogen verursachten Grenzen oder Grenzsäumen von anderen Landschaftseinheiten abgetrennt werden. Eine Naturlandschaft wird überwiegend von naturbedingten, eine Kulturlandschaft überwiegend von kulturbedingten Ökosystemen eingenommen. Eine integrierende Landschaftsdefinition hat sich in den Naturwissenschaften bislang nicht durchgesetzt. Hingegen orientiert sich die Landschaftsbetrachtung in den Einzelgebieten stark am disziplinären Forschungsgegenstand.

Im Ansatz, Landschaften deutschlandweit nach Namen kartographisch darzustellen, wird der Begriff Landschaft verstanden als „ein regional unbegrenzter kleinerer und größerer Ausschnitt der Erdoberfläche mit eigenem Namen, der auf eine natürliche Ausstattung (Ried), einen Personennamen (Dithmarschen), einen Ortsnamen (Dübener Heide), eine historische Zugehörigkeit (Märkisches Land) oder eine besondere Prägung durch den Menschen hinweisen kann (Kannenbäckerland)“ (Liedtke 2003, S. 30). Demzufolge sind Landschaftsnamen auf sehr unterschiedliche Weise entstanden. Deren Herkunft und Deutung können beispielsweise einen natürlichen, wirtschaftlichen oder historischen Bezug aufweisen oder aber aus der Umgangssprache resultieren. Vor diesem Hintergrund nahm Liedtke eine Abgrenzung von Landschaften vor. Im Ergebnis der wissenschaftlichen Untersuchungen werden deutschlandweit 750 Landschaftsnamen ausgewiesen und in einer Karte im Maßstab 1:1.000.000 dargestellt (Liedtke 2014).

Häufig wird Landschaft auch als ein ästhetisches Phänomen und als ein soziokultureller Begriff aufgefasst, also als ein Begriff, der wesentlich durch die Bedeutungen, die mit ihm verbunden sind, bestimmt wird. In diesem Sinne bezieht sich der Landschaftsbegriff vor allem auf Merkmale, die das Erleben und Wahrnehmen von Landschaft kennzeichnen (ästhetische Dimension) und auf gesellschaftlich-kulturelle Bedeutungen, die meist mit solchem Erleben und Wahrnehmen verbunden sind und denen z. B. eine identitäts- oder heimatstiftende Funktion oder eine Bedeutung als natürliches und/oder kulturelles Erbe zukommt (soziokulturelle Dimension).

(s. a. Agrarlandschaft, Kulturlandschaft, Naturlandschaft)

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