Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Gentechnik

Die Summe aller praktischen Methoden zur Isolierung, Charakterisierung, gezielten Veränderung und Übertragung von Erbgut eines Lebewesens als Teil der auch die theoretischen Aspekte umfassenden Gentechnologie. Allen dabei angewandten Verfahren gleich ist das vorangehende Entschlüsseln des Genotyps.

In der öffentlichen Diskussion liegt der Fokus meist auf der so genannten Grünen Gentechnik. Darunter fällt der Anbau von Pflanzen, deren Erbgut genetisch so verändert wurde, wie es über klassische Züchtungsmethoden (Kreuzen oder Rekombination) nicht möglich wäre. Diesen Pflanzen wird zum Beispiel ein Gen eines anderen Organismus eingesetzt, um sie resistent gegen Insekten oder bestimmte Pflanzenschutzmittel zu machen. Solche Pflanzen können sowohl als Lebensmittel wie auch als Futtermittel verwendet werden.

Häufiger spielt bei Lebensmitteln die so genannte Weiße Gentechnik eine Rolle. Darunter sind biotechnologische Verfahren in der industriellen Produktion zu verstehen, bei denen durch gentechnisch veränderte Mikroorganismen – etwa Pilze oder Bakterien – organische Chemikalien hergestellt werden. Mit Hilfe der Weißen Gentechnik werden viele Lebens- und Futtermittelzusatzstoffe wie zum Beispiel Vitamine, Aminosäuren, Aromen oder Chymosin hergestellt.

Als Rote Gentechnik wird der Einsatz gentechnischer Methoden zu medizinischen Zwecken bezeichnet. Eine wichtige Anwendung ist die inzwischen weit verbreitete gentechnische Herstellung von Medikamenten und Impfstoffen. Diese können sowohl bei Menschen als auch bei Nutztieren eingesetzt werden.

Ziele

Mit gentechnischen Verfahren können bestimmte gewünschte Eigenschaften statt durch züchterische Auslese, die über den Phänotyp stattfindet, direkt im Genom eingebaut oder auch neue Eigenschaften hinzugefügt werden.

Sie werden vor allem eingesetzt, um bei Pflanzen Resistenz gegen verschiedene Krankheiten oder Schädlinge zu erreichen, die Erträge zu steigern oder die Anpassung an die gegebenen Verhältnisse (Wasserknappheit, Nährstoffmangel) herzustellen.

Vorteile und Nachteile

Der Vorteil ist die deutlich kürzere Zeit zum Erreichen eines Zuchtziels. Ebenso eröffnet die Gentechnik die Möglichkeit, den Pflanzen Eigenschaften zu verleihen, die man auf herkömmlichem Weg nicht erreichen kann.

Der Nachteil ist der hohe technische Aufwand sowie die möglicherweise unkontrollierbaren Folgen bei einer ungewollten Freisetzung.

Tiergenetik

Die ersten gentechnisch veränderten Säugetiere entstanden noch vor den ersten Gentechnikpflanzen. 1974 wurde zum ersten Mal über erfolgreiche Versuche mit Mäusen berichtet. 1985 gab es erste Meldungen zu Schafen und Schweinen. Während sich solche Mäuse und Ratten inzwischen massenhaft in den Laboren finden, sind die meisten Projekte im Bereich Landwirtschaft gescheitert.

Gründe sind fehlende Akzeptanz, Tierschutz- und auch technische Probleme. Nur ein Projekt wurde bislang (2017) bis zur Marktreife entwickelt: Lachs, der aufgrund einer Genmanipulation besonders schnell wächst und 2015 in den USA sowie 2016 in Kanada zum Verkehr zugelassen wurde. Allerdings wird der Fisch noch nicht vermarktet.

Inzwischen unternehmen verschiedene Firmen (u. a. Intrexon, Recombinetics) einen neuen Anlauf, gentechnisch veränderte Tiere zur Marktreife zu entwickeln. Im Mittelpunkt der Forschung steht das Gen-Editing, bei dem die Erbsubstanz DNA im Labor neu zusamengesetzt und mithilfe von sogenannten DNA-Scheren (Nukleasen) an bestimmten Stellen im Erbgut eingebaut werden. Bisherige Versuche sind allerdings mit erheblichen gesundheitlichen Problemen für die Tiere verbunden.

Weitere Informationen:

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