Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Soja

Die Sojabohne (Glycine max) gehört zu den Hülsenfrüchtlern (Fabacea). Sie ist eine einjährige krautige Pflanze mit bräunlicher Behaarung. Da es sehr viele Varietäten gibt, sind auch die morphologischen Merkmale sehr unterschiedlich. Am häufigsten sind aufrecht wachsende Sorten von 20 bis 80 Zentimeter Wuchshöhe. Hochwüchsige Sorten erreichen bis zwei Meter Höhe. Es gibt allerdings auch Sorten, die windend bis zwei Meter lang werden. Die zwei bis zehn Zentimeter langen Hülsenfrüchte sind strohgelb bis dunkelgrau und enthalten etwa fünf gelbe, braune oder schwarzviolette Samen, die Sojabohnen.

Heute wird die Sojabohne auf etwa 6% der globalen landwirtschaftlichen Nutzfläche angebaut. Sie ist die wichtigste Öl- und Eiweißpflanze weltweit. Ihr Anbau ist auf großen Flächen möglich und erfordert wenig Arbeitsaufwand. Wie alle Leguminosen nehmen Sojabohnen Luftstickstoff auf und benötigen daher keine Nitratdüngung. Die Hauptanbaugebiete liegen in warmgemäßigten und subtropischen Klimaregionen. Führende Anbauländer sind die USA, Brasilien, Argentinien, China, Indien und China.

2019 wurden weltweit 120,1 Millionen Hektar Sojabohnen angebaut. Der Anteil an gv-Sojabohnen beträgt 76 Prozent.

Herkunft und Ansprüche

Soja stammt aus Asien und Afrika und wurde zunächst in China und Japan kultiviert. Der Anbau der Sojabohne ist seit einer Zeit zwischen 1700 und 1100 v. Chr. in Nordostchina als Nahrungspflanze nachgewiesen. Der Siegeszug von Soja begann mit dem Anbau in den USA und der Möglichkeit, Sojaschrot als Universal-Eiweißfutter in der Tierproduktion einzusetzen. In Deutschland wird etwa die Hälfte der verfütterten Ölschrote aus Soja gewonnen.

Ihre Hauptanbaugebiete liegen in warmgemäßigten und subtropischen Klimaregionen. Die Sojabohne ist eine Kurztagspflanze. Beim Anbau unter Langtagbedingungen verlängert sich die Wachstumszeit durch Verzögerungen bei der Blütenanlage und Abreife der Samen.

Fleischlieferkette

Soja stammt von Farmen in Lateinamerika und endet u.a. als Fastfood, das auf der ganzen Welt konsumiert wird. Ein bedeutender Akteur in diesem Prozess ist der amerikanische Agrarkonzern Cargill, der von der Umweltorganisation Mighty Earth als übelste Firma der Erde bezeichnet wird.

Der Bericht "The Ultimate Mystery Meat" aus dem Jahr 2017 untersuchte 28 verschiedene Standorte, die Soja in Brasilien und Bolivien produzieren. Es zeigte sich, dass Cargill einer der beiden größten Nutzer von Abholzungen im industriellen Maßstab war. Zusätzlich zu seiner Rolle bei der Schaffung eines Marktes für auf Abholzung basierendes Soja fand Mighty Earth heraus, dass Cargill Landrodungen tief im Urwald finanziert, Silos und Straßen baut und dann Getreide kauft und in die USA, nach China und Europa verschickt, um Hühner, Schweine und Kühe zu füttern.

Wie Soja die Fleischlieferkette durchläuft
Wie Soja die Fleischlieferkette durchläuft

Quelle: Mighty Earth 2019

Nutzung und wirtschaftliche Bedeutung

Sojabohnen enthalten 20 Prozent Öl und 37% Eiweiß. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kulturpflanzen ist die Eiweißqualität mit dem von tierischem Eiweiß vergleichbar. Die Sojabohne ist außerdem reich an sogenannten Phytoöstrogenen – pflanzlichen Verbindungen mit hormonähnlicher Wirkung. Deren Hauptvertreter sind die Isoflavone Genistein und Daidzein.

Die Verdaulichkeit von Sojabohnen ist durch den relativ hohen Gehalt an Stachyose und Raffinose erschwert. Stachyose ist ein Mehrfachzucker, der vom Menschen nicht verdaut wird, vielmehr wird die Stachyose im Dickdarm durch Bakterien abgebaut, wobei Gase entstehen. Es wird daher versucht, den Gehalt an Stachyose und Raffinose durch Genveränderungen zu vermindern. Allerdings gibt es auch natürliche Sojasorten mit geringerem Stachyosegehalt. Die frischen, grünen Hülsen („Schoten“) dienen außerdem direkt der menschlichen Ernährung.

Trotz der wertvollen Inhaltsstoffe werden weltweit schätzungsweise nur 2 - 6 Prozent (Angaben schwankend) aller Sojabohnen direkt verzehrt – als ganze Bohnen oder weiterverarbeitet zu Tofu.

Der überwiegende Anteil der Sojaernte wird zur Sojaölgewinnung eingesetzt. Das verbleibende Sojaschrot (rund 80 Prozent der Masse) wird aufgrund des hohen Eiweißgehalts zu 98 Prozent in der Tierproduktion verfüttert.

Das gewonnene Sojaöl wird zum größten Teil als Speiseöl genutzt und zahlreichen Fertigprodukten beigemengt. Sojaschrot kann beispielsweise zu Bratlingen weiterverarbeitet werden. Sojalecithin (E322), ein fettähnlicher Stoff, ist als Emulgator in zahlreichen Lebensmitteln, etwa in Schokoladenprodukten, enthalten.

Weitere verbreitete Produkte sind: Tofu, Sojasauce, Sojamilch und Sojajoghurt. In fermentierter Form sind besonders verbreitet: Miso, Tempeh, Nattō oder Yuba und dessen Variante Bambus (engl.: bamboo).

Auch in Kosmetika, Lacken und Farben verbirgt sich Sojaöl. Und es dient als Rohstoff für Biodiesel. Ob in der Küche, im Bad, in der Werkstatt oder beim Autofahren, die Bohne begleitet uns – meist unbemerkt –  auf Schritt und Tritt.  In rund 30.000 industriell erzeugten Produkten ist sie enthalten.

Handelsströme von Sojabohnen, Sojaöl und Sojaschrot 2021
Handelsströme von Sojabohnen, Sojaöl und Sojaschrot 2021

Quelle: OVID 2022

Als Nachwachsender Rohstoff ist Sojaöl Grundstoff etwa für Lacke, Farben, Wasch- und Putzmittel, Schmierstoffe, Weichmacher, kosmetische Produkte. Aus Sojaöl können auch Biokraftstoffe gewonnen werden (vor allem in den USA).

Die Produktion von Soja erfolgt in den USA und Südamerika vorwiegend in großen industrialisierten Betrieben, in Asien und Afrika eher in Kleinbetrieben.

Anders als bei Palmöl und Zuckerrohr konzentrieren sich die großen Sojaproduzenten weitgehend auf den Anbau und nicht auch um seine Verarbeitung. Der Konzern El Tejar - ursprünglich in Argentinien und seit 2013 in Brasilien ansässig - kontrolliert in Brasilien, Argentinien, Paraguay, Bolivien und Uruguay 700.000 Hektar, zu weiten Teilen über Pachtverträge und Vertragsanbau. Der wichtigste Konzern ist Amaggi. Er produziert auf 220.000 Hektar eigener Fläche Soja. Sein Chef Blairo Maggi ist zugleich Gouverneur des brasilianischen Staates Mato Grosso.

Um die Kontrolle der Verarbeitung von Ölsaaten zu Futter und Agrodiesel kämpfen brasilianische Konzerne - die staatliche Petrobras und die privaten Vanguarda Agro und Granol - mit westlichen Rohstoffhändlern (etwa Archer Daniels Midland und Cargill) sowie mit chinesischen Importeuren wie der staatlichen Jiusan- oder der privaten Shandong-Chenxi-Gruppe aus dem wichtigsten Importland China. (Heinrich-Böll-Stiftung u. a. 2017)

Weltweit ist Soja die mit Abstand dominierende Ölsaat. Deren Erzeugung hat sich in den vergangenen Jahren fast linear erhöht und liefert über 65 % der hergestellten Ölnebenerzeugnisse. Die für das Wirtschaftsjahr 2019/20 geschätzte Welt-Sojabohnenernte liegt bei 336,6 Millionen Tonnen.

Der weltgrößte Erzeuger von Sojabohnen ist in 2019/20 Brasilien mit geschätzten 123,0 Millionen Tonnen, gefolgt von den USA mit 96,6 Millionen Tonnen und Argentinien mit 53,0 Millionen Tonnen. In Deutschland gewinnt die Rolle des Sojaanbaus weiter an Bedeutung. Der US-Agrarkonzern ADM betreibt in Straubing eine der größten Ölmühlen Deutschlands. Hier wird Raps und Soja verarbeitet, das aus der gesamten Donauregion bis von Rumänien per Schiff, Bahn und LKW angeliefert wird.

Weltweit bedeutendster Importeur von Sojabohnen ist China mit 85,0 Millionen Tonnen, mit weitem Abstand gefolgt von der EU mit 15,2 Millionen Tonnen. Deutschlands Importmenge für 2020 liegt bei 3,92 Mio. t.

Soja-Importe nach Deutschland, 2021v in %

Die Menge der Sojaimporte nach Deutschland beläuft sich mit 3,58 Mio. t auf zwei Drittel der Rapsimporte von 5,26 Mio. t. Die Sojabohnen werden in Deutschland zu Öl und Schrot verarbeitet und zu einem geringeren Teil als ganze Bohne dem Mischfutter zugesetzt. Der Nettoimport von Sojabohnen ist 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 7,1 % gesunken. Die Importe von Sojabohnen zeigten von 2017 bis 2020 eine steigende Tendenz und fielen 2021 erstmals im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 % auf 3,58 Mio. t (2020: 3,87 Mio. t).
Die mit Abstand wichtigsten zwei Handelspartner waren Brasilien mit 44 % (2019: 37 %) und die USA mit 43 % (2019: 48 %) Anteil an den Einfuhren.

Quelle: BLE

Konfliktfeld Gentechnik

Soja ist aus zwei Gründen seit Längerem in die politische Diskussion gekommen: Zum einen wird Soja großflächig in Südamerika angebaut, oft verbunden mit der Vernichtung von tropischem Regenwald. Zum anderen werden beispielsweise in den USA gentechnisch veränderte Sojabohnen angebaut, die resistent gegen bestimmte Pflanzenschutzmittel (Glyphosat) sind. Diese Bohnen kommen undeklariert nach Europa (Gentechnik). Daher können Lebensmittelzutaten auf Sojabasis zu bestimmten Anteilen aus gentechnisch veränderten Sojabohnen hergestellt sein.

International gehandelte Soja-Rohstoffe stammen im Regelfall ganz oder anteilig aus gentechnisch veränderten Pflanzen. Gv-Sojabohnen werden in Brasilien, Argentinien und den USA großflächig angebaut. Aus diesen Ländern bezieht die EU einen großen Teil der Soja-Rohstoffe. Zutaten aus gentechnisch veränderten Pflanzen (Sojabohnen) sind kennzeichnungspflichtig. Zufällige, technisch unvermeidbare GVO-Beimischungen in den Soja-Rohstoffen bis zu einem Anteil von 0,9 Prozent sind von der Kennzeichnung ausgenommen.

Einige Lebensmittelunternehmen verarbeiten ausschließlich herkömmliche Soja-Rohstoffe. Eine absolute, sich über alle Verarbeitungsstufen erstreckende Trennung zwischen konventionellen und gv-Sojabohnen ist jedoch technisch nicht möglich. Auch als „gentechnikfrei“ deklarierte Rohstoffe enthalten daher geringe GVO-Anteile. Diese können bis zu 0,9 Prozent betragen.

Die negativen Umweltauswirkungen beim Anbau in Südamerika sowie die starken Vorbehalte deutscher Verbraucherinnen und Verbraucher gegenüber der Gentechnik sind zwei gewichtige Gründe, verstärkt Soja auch in Deutschland anzubauen, um unabhängiger von Importen zu werden.

Sojaanbau in Deutschland

Die Bundesregierung seit einigen Jahren fördert im Rahmen der Eiweißpflanzenstrategie unter anderem den Sojaanbau. Tatsächlich ist die Sojaanbaufläche in Deutschland rasant gewachsen: von 1.000 Hektar im Jahr 2008 auf über 29.000 Hektar im Jahr 2019. Gemessen am enormen Futterverbrauch fällt das jedoch nach wie vor kaum ins Gewicht: die in Deutschland geernteten Sojabohnen decken gerade einmal zwei Prozent des hiesigen Bedarfs.

Nach Schätzungen des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) wurde der größte Teil der im Wirtschaftsjahr 2021/22 angebauten Sojabohnen für Futterzwecke verwendet: 47 Prozent der Sojabohnenernte wurde von den Landwirtinnen und Landwirten direkt verfüttert (Eigenverbrauch im Betrieb), 39 Prozent wurde industriell verarbeitet. Daraus entstehen Speise- und Futteröle sowie Sojaschrot als qualitativ hochwertiges Eiweißfuttermittel.

Laut Marktrecherche des BZL wurden 11 Prozent der heimischen Sojabohnenernte für Nahrungszwecke verwendet, beispielsweise für Tofu oder Sojasauce. Dieser Anteil ist zwar noch relativ gering, im Vergleich zum Vorjahr jedoch um rund zwei Prozentpunkte gestiegen. Marktbeteiligte sehen in diesem Segment ein erhebliches Wachstumspotenzial.

Anteile der wichtigsten Agrarexporteure am Weltagrarhandel 2018
Anteile der wichtigsten Exporteure am Weltagrarhandel 2016

Quelle: BLE

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