Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Mineraldünger

Entweder direkt verwendete, natürlich vorkommende Mineralstoffe (mineralische Naturdünger) oder zur besseren Aufnehmbarkeit oder Anpassung an den Pflanzenbedarf chemisch aufbereitete Stoffe (viele Phosphat- und Kalidünger). Die meisten N-Dünger werden allerdings synthetisch aus dem Luftstickstoff hergestellt (wobei der organische Dünger Harnstoff aus gesetzlicher Sicht auch zu den Mineraldüngern zählt). Entsprechend ihrer fabrikatorischen "künstlichen" Herstellung werden die Mineraldünger auch als "Kunstdünger" bezeichnet.

Mineraldünger werden als Einzel- oder Mehrfachnährstoffdünger angeboten. Sie werden vom Ort ihrer Produktion (Fabriken nahe der Rohstoffbasis) über weite Strecken und i.d.R. mit mehr als einem Transportmittel transportiert und zwar mit Hochseetankern, Binnenschiffen, Zügen, LKW, manchmal auch als Flüssigkeit oder Gas durch Pipelines.

Die wichtigsten Vorteile von anorganischen Düngemitteln sind, dass ihr Nährstoffgehalt hoch und bekannt ist, und dass die Freisetzung von Nährstoffen schnell erfolgt. Die moderne, industrialisierte Landwirtschaft hängt sehr stark vom Einsatz dieser Düngemittel ab, denn modernes Saatgut ist vor allem reaktionsstark auf Mineraldünger. Der Einsatz in Entwicklungsländern ist demgegenüber schwieriger, da Mineraldünger teuer ist und gutes agrarisches Wissen nötig ist, um die korrekte Art des Düngers sowie die Menge und den Zeitpunkt seiner Anwendung zu bestimmen.

Üblich wurde die Mineraldüngung nach der Begründung der Agrikulturchemie durch J. von Liebig (1803 - 1873). Kunstdünger (Ammoniumsulfat) wurde erst nach 1820 als Nebenprodukt der Verkokung hergestellt. 1855 entstand in Lehrte die erste Superphosphatfabrik in Deutschland. Nachdem 1839 bei Staßfurt Kalisalze erbohrt worden waren, gewann die Kalidüngung nach 1860 rasch an Bedeutung. Der wichtigste Schritt für die Phosphatdüngung erfolgte 1885 mit der Anwendung von Thomasmehl (gemahlene Thomasschlacke). Ab 1910 fand synthetisch gewonnener Stickstoff Verwendung.

Mineralische Düngemittel können in Abhängigkeit von der Herkunft ihrer Rohstoffe oder aufgrund der Herstellungsverfahren mit Schadstoffen belastet sein. Es werden vor allem Cadmium (überwiegend aus Phosphatdüngern) und Chrom, in geringerem Ausmaß Blei, Nickel und Arsen eingetragen. Ein dringend erforderlicher EU-weiter Cadmium-Grenzwert besteht nicht (2018).

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