Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Unkräuter

Unter diesem Begriff versteht man aus der Sicht des Nutzers (z.B. Landwirt) jeglichen unerwünschten Pflanzenwuchs wie Wildgräser und -kräuter, Moose oder auch zufällig wachsende Kulturpflanzen (Durchwuchs) in einem Kulturpflanzenbestand.

Unkräuter treten dabei als Konkurrenten um Licht, Wasser, Nährstoffe und Standplatz auf, sind Zwischenstationen z.B. für Schädlinge, Krankheiten, vermögen die Qualität von Produkten der Pflanzen- und Tierproduktion zu mindern und können Giftstoffe enthalten oder die Ernte bzw. Pflege der Kulturpflanzen behindern. Parasitische Unkräuter - insbesondere in wärmeren Regionen - greifen die Wirtspflanzen gar direkt an. Der von Unkräutern verursachte Schaden besteht letztlich darin, daß sie den Funktionswert von Flächen beeinträchtigen, wobei es sich dabei sowohl um Ackerflächen, Grünland, stillgelegte Flächen, forstwirtschaftlich genutzte Flächen als auch um Wasserflächen, Rasenflächen aller Art, befestigte Flächen, Verkehrsflächen, Böschungen oder gar geschützte Flächen handeln kann. Die aufgezählten Areale haben für den Menschen jeweils eine ganz bestimmte Funktion, für die sie bewußt entwickelt oder in ihrem aktuellen Zustand erhalten werden sollen.

Unkräuter besitzen häufig über eine große Vitalität, ausgedrückt in langjähriger Keimfähigkeit der Samen, rascher Vermehrungsfähigkeit, raschem Keimen usw. Sie beherbergen häufig tatsächliche oder potentielle Pflanzenschädlinge, sie sind auch Nahrungsquelle für Schädlinge, besonders wenn die Anbauperiode kürzer ist als die Nahrungssaison der Insekten.

Besonders prekär ist die Ertragsminderung durch Unkräuter in den feucht-heißen Tropen. Die neun Unkräuter, die man für die weltweit schlimmsten hält, kommen alle in den Tropen vor. Als Folge muß in den Tropen die Hälfte der Arbeitsleistung, die man für den Anbau von Kulturpflanzen aufwendet, auf das Unkrautjäten entfallen. Die Ertragsminderungen durch Konkurrenz um Wachstumsfaktoren erreichen hier durchschnittlich 35 bis 60 Prozent.

Die angeführte Definition betont vorwiegend die wirtschaftlich negativen Wirkungen, läßt aber die aus ökologischer Sicht nötige Stabilität von Agrophytozönosen unberücksichtigt. Diesem Aspekt werden die Begriffe Beikraut oder Ackerwildkraut besser gerecht. Der Begriff Un-Kraut wird in diesem Zusammenhang häufig als verbale Entgleisung gesehen.

Im Gegensatz zu den negativen Aspekten vermag eine Pflanzenart, welche als Unkraut vorkommen kann, unter Umständen durchaus positive Funktionen erfüllen:

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