Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Steppe

Steppen (von russisch степь step) sind offene (weithin baumlose) Pflanzenformationen der außertropischen Trockengebiete (Mittelbreiten und Subtropen), in denen Gräser, Kräuter oder - seltener (wie in Wüstensteppen) - kleinwüchsige Gehölze dominieren.

Typische Merkmale sind kontinentales Klima mit Winterkälte und sommerlicher Trockenheit, geringe Jahresniederschläge (400–600 mm), feinerdige Böden (oft Löss) und einförmiger Bewuchs. Steppen sind demnach von den andersartig funktionierenden Ökosystemen der tropischen Savannen zu trennen.

Steppen entstehen dort, wo die Vegetationszeit aufgrund von sommerlicher Trockenheit und winterlicher Kälte kürzer als 120 Tage ist und sich deshalb kein Wald entwickeln kann. In Steppen ist die intensive Bodendurchmischung (Bioturbation) durch Wühler (z.B. Ziesel) charakteristisch, die im Winter und Hochsommer die tiefen, im Frühjahr und Herbst die oberen Bodenlagen durchmischen (Tschernosem). Im Frühsommer und im Frühherbst kommt es aufgrund des hohen Nährstoffumsatzes zu einer sehr hohen Primärproduktion im Steppen-Ökosystem.

Die Bezeichnung ist ursprünglich für die großen eurasiatischen Steppen geprägt worden, als Prototyp gelten die frostreichen baumfreien Grasfluren des südlichen Russlands. Ansonsten wird die Bezeichnung auch auf entsprechende Vegetationsformen in Nord- und Süd-Afrika oder in Australien angewandt. Die entsprechende Formation wird in Nordamerika als Prärie, in Argentinien als Pampa bezeichnet. Die subtropischen Steppen in Kleinasien gelten als Herkunftsgebiet der Getreidearten (Getreide) und daraus resultierend als einer der ältesten Kulturräume (Fruchtbarer Halbmond). Weltweit wird in Steppengebieten Getreideanbau und Großviehhaltung betrieben. Wegen der kurzen Vegetationszeit werden überwiegend Mais und Weizen angebaut. Große Teile der Weltweizenproduktion stammen aus den Steppen Nordamerikas und Eurasiens. Je arider das Klima der Steppe wird, desto unsicherer werden die Erträge.

Die teilweise sehr intensive Nutzung führte vielerorts zu massiven Umweltproblemen (z.B. erhöhte Bodenerosion, Verarmung der ursprünglich reichen Großtierfauna). Wo die Wasserverhältnisse nur eine extensive Landwirtschaft zulassen, dominiert die mobile Tierhaltung. Nutztiere sind z. B. Büffel, Rind, Pferd, Schaf, Ziege, Kamel und Yak. Zudem findet sich in einigen Bereichen der eurasischen Steppe noch traditionell nomadische Viehhaltung.

Eine allmähliche "Verwaldung" wurde durch die Naturweide von Mega-Herbivoren (Pferd, Wisent bzw. Bison) und durch Flächenbrände stetig behindert und kommt in der Alten Welt seit Einwirken des Nomadismus bzw. in der Neuen Welt durch dry farming gänzlich zum Erliegen. Dennoch bilden Steppen anders als die meisten tropischen Savannen natürliche Grasfluren, die auf die Trockenheit in den Zentren der Kontinente der Nordhalbkugel bzw. in Leelagen meridionaler Gebirgszüge zurückgehen (Südinsel von Neuseeland, Patagonien). Im Übergang zu den temperierten Halbwüsten und Vollwüsten werden sie von Strauchsteppen abgelöst, die in Eurasien und Nordamerika von Wermutsträuchern und dann verstärkt von Meldengewächsen geprägt werden.

Eine Abfolge verdeutlicht eine klimaökologische Unterteilung, in der die zugewiesene Anzahl der ariden Monate (in Klammern) von edaphischen Faktoren überlagert wird: Waldsteppe (4-7), Langgrassteppe (5-8), Mischgrassteppe (6-9), Kurzgrassteppe (7-10), Strauchsteppe (8-11), temperierte Halbwüste (9-12). Bei den Waldsteppen handelt es sich um staudenreiche Fluren mit Waldinseln aus vorrangig Eichen und Kiefern.

Umgangssprachlich wird der Begriff Steppe auch für andere Landschaftstypen mit offenem, baumfreiem Charakter verwendet (z.B. Kältesteppe, Gebirgssteppe). Intensiv ackerbaulich genutzte, ausgeräumte Landschaften in Mitteleuropa werden als Kultursteppe bezeichnet.

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