Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Erbse

Hülsenfrucht (Körnerleguminosen) aus der Familie der Schmetterlingsblütler. Die Erbse stammt ursprünglich aus dem Orient und wird für die menschliche Ernährung und als Futter für Tiere angebaut.

Merkmale

Die Erbse wächst in warmgemäßigten Klimaregionen.

Die einjährige Pflanze besitzt wie viele Hülsenfrüchte keine selbsttragende Achse. Sie sucht mit ihren Wickelranken an den Enden der gefiederten Blätter an Stützpflanzen oder Reisig Halt. Der einfache oder am Grunde verzweigte Stängel erreicht Längen von 20 cm bis 2 m. Je nach Stängellänge und gegenseitiger Verankerung im Boden kann die Wuchsform aufrecht oder kriechend sein. Nach der Selbstbestäubung entwickeln die  Schmetterlingsblüten 3-10 cm lange aufgeblähte Hülsen mit bis zu 10 Samen. Insgesamt gibt es mehr als 250 verschiedene Erbsensorten die sich in Größe Form und Farbe voneinander unterscheiden.

Herkunft

Ursprünglich stammt die Erbse aus Kleinasien. Schon 5.000 v. Chr. diente sie der menschlichen Ernährung. Bereits im 16. Jahrhundert erfreuten sich Erbsen einer großen Beliebtheit. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sie sich zur bedeutendsten Hülsenfrucht Mitteleuropas. Heute werden Erbsen weltweit angebaut. In weiten Teilen Afrikas sowie in Indien und Mexiko sind Erbsen ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Die wichtigsten Erzeugerländer sind Indien, Kanada, China und Frankreich.

Anbau

Erbsen werden mit Sämaschinen in den Boden eingebracht. Erbsen brauchen nährstoffreichen lockeren Lehmboden und viel Licht bei gleichzeitiger guter Wasserversorgung.

Erbsen leben mit Knöllchenbakterien, die sich an ihren Wurzeln ansiedeln, in Symbiose. Die Knöllchenbakterien nutzen die Wurzelausscheidungen der Erbse. Auf diese Weise sind Erbsen ein natürlicher Stickstoffdünger, weil sie Stickstoff aus der Luft binden und dem Boden zuführen können. Dadurch wird das Bodenleben gefördert. Deshalb werden Erbsen gerne als Vorfrüchte für Getreide und Kartoffeln gewählt. Die weißblühende Speiseerbse wird für die menschliche Ernährung, die rosa- bis violett-blühende Felderbse als Viehfutter und zur Bodenverbesserung angebaut. Allerdings ist die Erbse „selbstunverträglich“, sie kann daher nur in einer weiten Fruchtfolge (vier bis sechs Jahre) angebaut werden.

Wenn die Hülsen im Juli trocken werden erntet man sie mit Mähdreschern. Es werden auch die ganzen Pflanzen geerntet, die bei Verwendung als Futter zu Silage verarbeitet werden.

Der Ertrag liegt zwischen 30 und 50 dt/ha, 2012 waren es 31 dt/ha. In Deutschland betrug der Anbauumfang 2012 rund 45.000 ha.

Der Anbau der Markerbsen (Zuckererbsen) und Palerbsen erfolgt vorwiegend in Gärten oder Gartenbaubetrieben. Genutzt werden die Zuckererbsen als Gemüse wobei die unreifen Hülsen mit den Samen gekocht werden.

Die Samen der Gemüseerbse werden frisch (roh oder als gekochtes Gemüse) und tiefgekühlt verwendet oder als Nasskonserve verarbeitet. Erbsen werden auch unreif geerntet und als frisches Gemüse mit der als „Schote“ bezeichneten Hülse verzehrt (Zuckererbse). Erbsen werden auch zu Mehl oder Püree verarbeitet, sie dienen auch zur Herstellung von Speisestärke. Als nachwachsende Rohstoffe werden Erbsen als Stärkelieferant für die chemische Industrie genutzt.

Trotz ihrer vielen positiven Eigenschaften scheitert ein verstärkter Anbau von Futtererbsen vor allem daran, dass es je nach Witterung in manchen Jahren zu Pilzinfektionen mit dramatischen Ertrags- und Qualitätseinbußen kommen kann. Eine dauerhafte Lösung des Problems ist bisher mit klassischen Züchtungsmethoden nicht gelungen.

Nutzung

Der größte Teil der in Deutschland angebauten Erbsen wird in der Tierernährung eingesetzt. Geschrotete Futtererbsen werden mit anderen Komponenten wie Getreide für eine ideale Nährstoffzusammensetzung des Futters vermischt.

Für die menschliche Ernährung werden insbesondere die runden glatten Palerbsen von grüner oder gelber Farbe verwendet. Die grünen Erbsen schmecken als Gemüse oder in Suppe etwas kräftiger. Die Lebensmittelindustrie bietet auch geschälte Erbsen an. Doch mit ihnen ist der würzige Geschmack einer „richtigen“ Erbsensuppe nicht zu erzielen.

In neuester Zeit gewinnt die Erbse als nachwachsender Rohstoff an Bedeutung. Eine Unterart der Erbse, die Markerbse, mit ihrem besonders hohen Anteil des Stärkebestandteils Amylose, besitzt ein erhebliches Potenzial für eine industrielle Nutzung. Ihre Stärke könnte in Zukunft für die Herstellung von Verpackungen, Kunststoffen und vielem mehr genutzt werden. Verpackungen und Folien aus Erbsenstärke sind kompostierbar und biologisch abbaubar. Sie zersetzen sich rasch und entlasten so das Müllaufkommen. Die Papierindustrie verwendet Erbsenstärke zur Erhöhung der Reißfestigkeit und Bedruckbarkeit von Papier. Zum Einsatz kommt sie auch bei der Herstellung von Seifen und Waschpulver.

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