Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Eukalyptus

Die Eukalypten (Eucalyptus), auch Blaugummibäume genannt, sind eine artenreiche Pflanzengattung in der Familie der Myrtengewächse (Myrtaceae). Die über 700 Arten sind in Australien und Indonesien heimisch.

Die meisten Eukalyptusarten sind Bäume, oft Mallees, und einige wenige sind Sträucher. Pflanzen der Gattung Eucalyptus haben eine glatte, faserige, harte oder fadenförmige Rinde und Blätter mit Öldrüsen. Die Kelch- und Blütenblätter sind zu einer „Kappe“ oder einem Operculum über den Staubgefäßen verwachsen, daher der Name aus dem Griechischen eû („Brunnen“) und kaluptós („bedeckt“). Die Frucht ist eine holzige Kapsel, die gemeinhin als „Gumnut“ bezeichnet wird.

Einige wenige Arten sind auf Inseln nördlich von Australien heimisch, und eine kleinere Anzahl kommt nur außerhalb des Kontinents vor.

Verbreitung

Eukalypten haben ihre Heimat in Australien, inklusive Tasmanien und der Osthälfte Indonesiens. Heute aber wachsen manche Arten auch in vielen anderen tropischen und subtropischen Gebieten der Welt. In Australien besteht der Baumbestand heute zu 70 % aus Eukalyptusarten. Kein anderer Kontinent hat einen so stark von einer einzelnen Gattung dominierten Baumbestand. Die Fläche des natürlichen Eukalyptus-Bestandes in Australien beträgt mehr als 110.000 km² (Stand 2009).

In mehreren Weltregionen, in denen Eukalyptus-Arten nicht heimisch sind, wird Eukalyptus wegen seiner Schnellwüchsigkeit und guten Holzqualität angebaut. Beispiele für solche Regionen sind Südeuropa und Südafrika. Eukalyptus-Arten werden in mehr als 90 Ländern auf einer Fläche von insgesamt mehr als 220.000 km² angebaut, das ist das Zweifache der Fläche mit natürlichem Eukalyptuswald in Australien.

Die Fläche der Eukalyptus-Plantagen entspricht etwa zwölf Prozent der Fläche aller Forste und Holzplantagen und etwa 0,5 Prozent aller Waldflächen weltweit (Stand 2009). Auf etwa 130.000 km² (das sind knapp 60 Prozent der gesamten Eukalyptus-Plantagenflächen) ist die Produktivität hoch genug, damit sie den Anforderungen der Holzindustrie genügt (Stand 2009); die restliche Plantagenfläche wird als „unproduktiv“ bewertet.

Futterpflanze

Eukalypten sind die Futterpflanzen des Koalas und einiger anderer Beuteltiere. Für die meisten anderen Tierarten sind sie dagegen giftig und nutzlos. Auch die Koalas fressen bevorzugt alte Blätter, in denen die Giftstoffe nicht mehr so konzentriert sind wie in den jungen Trieben und Blättern.

Auswirkungen im Ökosystem

Der Anbau von Eukalyptus führt häufig zu Problemen, weil er den Boden bis in die Tiefe austrocknet, die heimischen Tieren keinen Lebensraum bietet, andere Pflanzenarten aggressiv verdrängt und die Waldbrandgefahr verstärkt. In verschiedenen Regionen haben sich die durch Eukalyptus angefeuerten, intensiveren Waldbrände negativ auf die heimische Fauna ausgewirkt, den Nährstoffgehalt der Böden verringert und zu stärkerer Bodenerosion geführt. Mit Programmen wie Working for Water werden unter anderem Eukalypten gezielt entfernt, um vor allem die Schäden, die sie im Wasserhaushalt einzelner Regionen verursachen, zu beseitigen.

Viele Eukalyptusarten haben sich an Waldbrände angepasst, sind in der Lage, nach Bränden wieder auszutreiben, oder haben Samen, die Brände überleben.

Waldbrandgefahr

Eukalyptus spec. fördert mit seinen hochbrennbaren Ölen Wahrscheinlichkeit und Intensität von Waldbränden. Einige der forstwirtschaftlich im Mittelmeerraum genutzten Eukalyptus-Arten geben auch ölige Substanzen in den Boden ab, wodurch sich die Waldbrandgefahr weiter erhöht. Der Eukalyptus hat auch die Eigenschaft, von Zeit zu Zeit große Äste abzuwerfen. Die am Boden liegenden Äste sind besonders förderlich bei Waldbränden, denn sie führen das Feuer näher an den Baum heran.

Eukalyptus-Arten profitieren andererseits von Waldbränden, da ihre Wurzelstöcke und Samen ein Feuer überleben und sehr schnell wieder austreiben, bevor sich andere Pflanzenarten erholt haben. Das Feuer ist für sie im Wettbewerb mit anderen Waldpflanzen in der Gesamtbilanz positiv, denn es dient nicht nur der Beseitigung von Parasiten, sondern hilft dem Eukalyptus bei der Fortpflanzung (Pyrophilie). Besonders durch die hohe Hitze des Feuers können die Samenschalen des Baumes platzen. Viele Eukalyptus-Arten bilden sogenannte Lignotuber aus, die ein Wiederaustreiben auch nach völliger Zerstörung der oberirdischen Pflanzenteile ermöglichen.

Bei den Waldbränden in Portugal 2017 wurde seitens der Umweltschutzorganisation Quercus kritisiert, dass die Behörden den Anbau von Eukalypten gefördert hatten und überwiegend Eukalyptusbestände gebrannt hätten.

Nutzung

In vielen Ländern werden Eukalyptusbäume in Plantagen angebaut, weil sie schnell wachsen, wertvolles Holz liefern oder zur Herstellung von Zellstoff, Honig oder ätherischen Ölen verwendet werden können. In einigen Ländern wurden sie jedoch wegen der Gefahr von Waldbränden aufgrund ihrer hohen Entflammbarkeit entfernt.

Eukalypten dienen in erster Linie zur Holzgewinnung. Von den rund 700 Arten kommen 37 Arten für die Verwendung in der Holzindustrie in Frage, jedoch werden nur 15 Arten tatsächlich kommerziell genutzt. Eukalyptus ist der weltweit am meisten verbreitete Plantagenbaum.

Die schnell wachsenden Eukalypten haben eine zunehmende Bedeutung als Energiepflanze, wobei durch Pyrolyse aus dem Holz gewonnenes Gas und Öl sowie Holz zur Verbrennung in Wärmekraftwerken genutzt wird. Wegen des hohen Flächenbedarfes und weiterer Probleme sind solche Projekte teilweise umstritten.

Mehr als 50 Eukalyptusarten dienen zur Gewinnung stark riechender ätherischer Öle mittels Wasserdampfdestillation der Blätter und Zweige. 

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