Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Agrarlandschaft

Kulturlandschaftstyp als Teil der Erdoberfläche, der durch seine spezifische agrare Nutzung eine gewisse Einheitlichkeit besitzt. Physiognomisch wird die Agrarlandschaft geprägt durch die Art der Bodennutzung und Viehhaltung, die Parzellierung der Flur, die Formen, Anordnungen und Positionen der Wohn- und Ökonomiegebäude und die technischen Hilfsmittel (z.B. Karussellbewässerung), wobei diese Merkmale Ausdruck sind einerseits von physisch-geographischen Bedingungen, andererseits von sozialen, religiösen und historischen Gegebenheiten und Prozessen.

Die unterschiedliche Art und die Wechselwirkungen der einzelnen Komponenten formen jeweils ein bestimmtes Landschaftsgefüge, in das sich, je nach Lage zu urbanen Räumen auch andere Gefügeelemente mischen können. Wo solche fehlen, kann von einer reinen Agrarlandschaft gesprochen werden.

Markanter Ausschnitt aus der Agrarlandschaft: Schwemmfächer in Kasachstan

Gebirgsbäche sind in der gewöhnlich auf enge Fliesswege beschränkt und transportieren in der Regel beträchtliche Mengen an Kies, Sand, Ton und Schluff - Material, das Geologen als Schwemmland (Alluvium) bezeichnen. Art und Menge des transportierten Schwemmguts hängen vom Volumen des Wasserlaufs und dem Gefälle des Baches ab. Größere Flüsse nehmen mehr Material auf als kleinere; schnell fließende Bäche an steilen Hängen transportieren gröbere Sedimente als langsam fließende Bäche an flachen Hängen.

Wenn ein reißender Bach aus dem Gebirge in ein relativ flaches Tal oder Becken eintritt, breitet er sich oft zu einem verzweigten Bach mit mehreren ineinander verschlungenen Kanälen aus. Und wenn ein Gebirgsbach in ein flaches Gebiet eintritt, verlangsamt er sich gleichzeitig. Er kann nicht mehr so viel Schwemmgut mitnehmen und lagert das überschüssige Schwemmgut in Sandbänken in den Rinnen ab. Im Laufe der Zeit wandert das Gerinne hin und her und bildet fächerförmige Ablagerungen, die als Schwemmfächer bezeichnet werden.

Die schmalste Stelle eines Schwemmfächers - am dichtesten an der Gebirgsfront - wird als Scheitelpunkt bezeichnet; der breitere Teil wird als Schürze bezeichnet. Schwemmland, das näher am Scheitelpunkt abgelagert wird, ist in der Regel gröber als das Material, das das Vorfeld bildet. Schwemmfächer bilden sich eher in Wüsten, weil es dort viel lockeres Schwemmland und wenig Vegetation gibt, die das Verlegen von Flussläufen verhindert.

Schwemmfächer in Kasachstan

Schwemmfächer in Kasachstan

Der Operational Land Imager (OLI) auf Landsat 8 hat am 9. September 2013 diesen Blick auf einen Schwemmfächer in der kasachischen Provinz Almaty aufgenommen. Unten links im Bild fließt der Fluss Tente durch einen schmalen Gerinnekanal in den Ausläufern des dzungarischen Alatau-Gebirges. Dort, wo die Tente aus den Hügeln in der Nähe des Alakol-Sees austritt, breitet sie sich aus und wird zu einem verzweigten Fluss. Die Bewegung des Kanals im Laufe der Zeit hat einen großen Fächer hinterlassen, der an seiner breitesten Stelle etwa 20 Kilometer breit ist.

Schwemmfächer in trockenen Gebieten werden häufig für die Landwirtschaft genutzt, da sie relativ flach sind und Grundwasser für die Bewässerung liefern. Dieser Fächer bildet da keine Ausnahme. Die blockartigen grünen Muster auf dem Vorfeld sind Felder oder Weideland. Eine Reihe von Städten und Dörfern, darunter Usharal und Beskol, sind entlang des äußeren Randes des Fächers zu sehen. Der gerade Schnitt durch Beskol und entlang des nordöstlichen Teils des Fächers sind Bahntrassen.

Quelle und höhere Auflösung: NASA

Die Agrarlandschaft kann in gleicher räumlicher Erstreckung auch als Agrarökosystem betrachtet werden, bei dem die Betrachtung der Stoff- und Energieflüsse und die Funktionsfähigkeit der Beziehungen zwischen Elementen des Systems im Vordergrund stehen.
In der gegenwärtigen mitteleuropäischen Kulturlandschaft bestehen neben Agrarlandschaften mit großen Flächen und wenigen Strukturelementen in der Flur, etwa in den Börden oder auf dem Gebiet der früheren Kollektivwirtschaften, immer noch reich strukturierte Agrarlandschaften, z.B. am Oberrhein oder im Neckarraum.

Die Agrarlandschaft wird wegen der z.B. in weiten Teilen Europas vollzogenen Aufgaben-Segregation als von der Protektionslandschaft (Naturschutzgebiete u.a.) zu unterscheidende Produktionslandschaft bezeichnet.

Der Begriff Agrarlandschaft wird zwar häufig synonym zu Agrargebiet verwendet, doch erscheint es sinnvoll Agrarlandschaft im Sinne einer Unterscheidung von anderen Kulturlandschaftstypen zu verwenden, während der Begriff Agrargebiet eher in das Hierarchieschema Agrarraum - Agrarregion - Agrargebiet - Agrarbetrieb eingebunden ist.

Europäische Agrarlandschaften

Europäische Agrarlandschaften

In recent years, the best-known maps of European agricultural landscape are those by the Dutch landscape architect Johan Meeus. In 1988 he published a map of landscapes in Western Europe. One of the main inputs for this map has been the map of rural settlement types by Lebeau (1969). Meeus’s map as well as the older Lebeau map show a number of landscape types that are mainly based on morphological differences as visible on topographical maps from the 19th and early 20th centuries. Open fields, bocage (small- or medium-scale enclosed landscapes), montados and coltura promiscua were seen as characteristic for such extensive regions that they were relevant on a European scale. Most specialised agriculture covers much smaller areas, sometimes even single villages, such as the Dutch village of Noordwijk that supplied most medicinal herbs for 17th and 18th century Holland.

Quelle: Renes nach Meeus et al. 1990

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