Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Wallhecke

Wallhecken sind Baum- und Heckenreihen, die auf einem zumeist künstlich errichteten Wall aus Erde, Steinen und/oder anderen Materialien (z.B. Torf) wachsen. Oft sind sie beidseits von Gräben gesäumt. Sie wurden und werden zumeist als Grenzmarkierung/-sicherung oder Einfriedung angelegt und sind als solche in manchen Regionen über Jahrhunderte gewachsene, integrale und manchmal auch namensgebende Bestandteile der Kulturlandschaft (Pott, 1989). Die regionale Bezeichnung der Wallhecken ist dabei unterschiedlich. Die in Norddeutschland verbreitete Bezeichnung „Knick“ leitet sich beispielsweise von der Tätigkeit des „Knickens“ ab, dem Umbiegen junger Triebe, mit dem Ziel die Hecken dichter und (z.B. für Vieh) undurchdringlich zu machen (Pott, 1989). Demgegenüber sind Lese(stein)hecken, Gehölzstrukturen, die sich auf Haufen oder Wällen von „Lesesteinen“ (größere Steine, die die Bodenbearbeitung von Ackerland erschweren und daher im Laufe der Jahrhunderte „aufgelesen“ und zur Seite auf Haufen gelegt wurden) entwickelt haben.

Wallhecken zeichnen sich durch eine allgemein hohe Struktur-, Habitats- und somit auch eine hohe Artenvielfalt aus. Als typische Gehölze finden sich – in Abhängigkeit von der Region – beispielsweise Birke, Eiche, Pappel, Weide, Hainbuche, Hasel, Schlehe, Weißdorn, Hundsrose und Schneeball, begleitet von einer großen Vielfalt weiterer Pflanzen- und Tierarten. Wallhecken gelten als ökologisch wertvolle Lebensräume und stehen daher teilweise unter Naturschutz (Bretschneider, 2008).

Als Produkte gewinnt man Brennholz, Grünfutter und Streumaterial.

In Deutschland entstand ein Großteil dieser Hecken Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts im Rahmen der Gemeinheitsteilung. Die neu entstandenen Parzellen mussten von ihren Besitzern innerhalb von 3 bis 4 Jahren eingefriedet werden. Das geschah in der Regel mit Wallhecken. Da die Parzellen meist von staatlich bestellten Vermessungsingenieuren eingemessen wurden, entstand so ein regelmäßiges Heckennetz mit gerader Linienführung.

Dieser Heckentyp findet sich in einem breiten Gürtel am Saum Nordwesteuropas von Dänemark bis zur Iberischen Halbinsel und auch in Mitteleuropa.

(s. a. Bocage-Landschaft, Hecken, Knick)

Weitere Informationen:

Pfeil nach linksWaldweideHausIndexWalzePfeil nach rechts