nachwachsende Rohstoffe
Nachwachsende Rohstoffe (NR; NaWaRo) sind solche Produkte pflanzlicher Herkunft, die nicht als Nahrungs- und Futtermittel dienen, sondern als Energierohstoffe, Chemierohstoffe und Rohstoffe für technische Zwecke verwendet werden oder verwendet werden können. Auch NR tierischer Herkunft werden häufig dazugerechnet.
Bei der Produktion und der Nutzung von NR verfolgt man in Deutschland das Prinzip, nach dem ihr Anbau nicht zu Lasten der globalen Nahrungsmittelversorgung gehen darf. Daher zählen für das Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) nachhaltige Konzepte: Möglichst viele Bestandteile einer Pflanze verarbeiten, biobasierte Produkte mehrfach und in Kaskaden nutzen, erst danach zur Energiegewinnung einsetzen.
Nachwachsende Rohstoffe haben eine lange Tradition. Die in diesem Jahrhundert zu beobachtende abnehmende Bedeutung war vor allem eine Folge sinkender Ölpreise, großer Fortschritte in der synthetischen Chemie und der Förderung der Nahrungsmittelproduktion.
Chemische Produkte konnten bis vor wenigen Jahren nur aus einigen begrenzt vorhandenen Rohstoffen wie Kohle, Erdöl und Erdgas zu chemischen Produkten verarbeitet und so veredelt werden. Für die Mehrzahl der chemischen Verfahren sind hohe Temperaturen und hohe Drücke nötig. Die dazu nötige Energie wird ebenfalls überwiegend aus fossilen Quellen gewonnen. Im Gegensatz zu solchen chemischen Prozessen werden biochemische Prozesse üblicherweise bei Normaldruck in einem Temperaturbereich von 20 - 50 °C durchgeführt.
Die politische Wiederbelebung von NR hatte ihre Ursache in der Energiekrise, der Agrarkrise (u.a. Überproduktion) und neuerdings betonten Umweltvorteilen dieser Produkte.
Es handelt sich bei den NR nicht nur um eine Weiterführung oder den Wiederanbau bekannter Pflanzen zur Erzeugung von herkömmlichen Rohstoffen, sondern auch um die Entwicklung ganzer Produktlinien (Designer-Pflanzen). Für die Landwirtschaft bedeutet dies, daß sie bei den einzelnen Pflanzen bestimmte Anforderungsprofile der Industrie berücksichtigen muss.
Zu den NR gehören u.a. Holz, Pflanzenfasern, Stärke, Zucker, Öle und, Pflanzen mit hochwertigen Inhaltsstoffen, z.B. Farbstoffe (Waid, Saflor, Wau, Krapp), Gerbstoffe, Stoffe mit Heilwirkung, ätherische Öle sowie diverse tierische Produkte.
Nach den Verwertungsmöglichkeiten der organischen Stoffe aus land- und forstwirtschaftlichen Kulturpflanzen ergibt sich folgende Unterscheidung:
- Werk-, Faser- und Gerüststoffe
- Chemieroh- und Chemiegrundstoffe
- Heiz- und Kraftstoffe
Werden die Substanzen zur Nutzung als Chemiegrundstoff oder Faser aus dem Pflanzengewebe separiert, spricht man von Industriepflanzen, werden die Pflanzen beziehungsweise Pflanzenteile ganzheitlich zur Energiegewinnung verbrannt oder vergoren, von Energiepflanzen.
Für die industrielle Verwendung wurden 1997 in Deutschland auf rund 500.000 ha LF Pflanzen angebaut, 200.000 ha mehr als 1993. Ursache für diese Flächenausweitung war vor allem die Regelung, dass bis 2007 auf stillgelegten Flächen unter Beibehaltung der vollen Stillegungsprämie NR angebaut werden durften.
2009 stagnierte die landwirtschaftliche Anbaufläche für nachwachsende Rohstoffe insgesamt bei rund 17 % der Ackerfläche (fast 2,0 Mio ha). 2017 waren knapp 2,7 Mio. ha erreicht.
1990 wurden in Deutschland alleine 440.000 t pflanzliche Öle und Fette industriell weiterverarbeitet, vor allem für die Produktion von Waschmittelrohstoffen. Aufgrund von spezifischen Anforderungen (Länge der Fettsäureketten) und von Preisvorteilen wurden 80 bis 90 % importiert, vor allem Palmöl, Palmkernöl und Kokosöl. Die züchterische Veränderung des Fettsäuregehaltes und -musters in hiesigen Kulturpflanzen könnte in Verbindung mit der anschließenden chemischen Veränderung der Substanzen neue Marktpotentiale erschließen.
Nimmt man alle Arten von erneuerbarer Energie zusammen, lag der Anteil der erneuerbaren Energien an der Primärenergie-Versorgung im Jahr 2014 weltweit bei 13,8 Prozent. Nach Angaben der IEA entfielen davon 73,2 Prozent auf Biomasse, Biogas und Abfälle (einschließlich Biokraftstoffe / ohne Industrieabfälle), 17,4 Prozent auf Wasserkraft und 9,4 Prozent auf neue erneuerbare Energien (vgl. Grafik).
Produktlinien nach einem Konzept des Bundesministeriums für Forschung und Technologie (ergänzt):
- Zucker - Zucker (Rüben- und Rohrzucker = Saccharose) ist ein Disaccharid. Rohstoffe: wichtigste zuckerliefernde Pflanze in Europa ist die Zuckerrübe, weltweit dagegen das Zuckerrohr, Mengenverhältnis 60 % : 40 %; versuchsweise: Zuckerhirse, Topinambur, Zichorie. Verwendung: bedeutendster Einsatzbereich von Zucker und anderen Kohlenhydraten liegt in der Herstellung von Chemikalien via Fermentation; industrielle Produkte aus Zucker sind vor allem organische Säuren (Zitronensäure, Polyole), Aminosäuren und Antibiotika (Penicillin). Die besondere Eignung von Zucker für die chemische Industrie liegt in seiner hohen Reinheit.
- Stärke - Stärke gehört zu den wichtigsten Polysacchariden in der Stoffgruppe der Kohlenhydrate und ist aus Makromolekülen zusammengesetzt. Rohstoffe in der EG (Reihenfolge in abnehmender Bedeutung): Mais, Kartoffel, Weizen, Markerbsen. Verwendung: Papier- und Pappeherstellung, biologisch vollkommen abbaubare Kunststoffe für Verpackungen, Geschirr, Chemikalien, Pharmazeutika, Klebstoffe, Textilbereich, Mineralfaserplatten, Gips-Karton-Platten, Putz, Kosmetika, Wasch- und Reinigungsmittel.
- Öle und Fette - Diese setzen sich aus einem Alkohol (Glycerin) und drei daran angelagerten Fettsäuren zusammen; Fette und Öle sind Glyceride der Fettsäuren, d.h. Ester des Glycerins. Als chemisch-technische Grundstoffe sind Öle und Fette in vorzüglicher Weise geeignet, wegen
- ihres hohen Energiegehaltes,
- der den petrochemischen Grundstoffen ähnlichen Baustruktur von Fettsäuren mit linearen Kohlenwasserstoffketten und einem geringen Sauerstoffgehalt,
- ihrer vielseitigen chemischen Zusammensetzung und ihres Gehaltes an funktionellen Gruppen, die sich optimal für "upgrading"-Synthesen nutzen lassen.
Rohstoffe: Sonnenblume, Raps, Lein, Leindotter, Saflor, Senf, Kreuzblättrige Wolfsmilch, Koriander, Crambe, Rizinus, Ölmadie, Mohn, Cuphea-Arten, künftig evtl. Hanf; als Importe: Ölpalme, Kokospalme, Soja, Olive. Verwendung: Farben, Lacke, Seifen, Detergentien, Emulgatoren, Weichmacher und Fließmittel in der Stahl- und Kunststoffindustrie, Pharmazeutika.
Öle und Fette für den Nicht-Nahrungsbereich führt die deutsche Industrie zum überwiegenden Teil ein. Dies weist auf ein hohes Anbaupotential für die deutsche Landwirtschaft hin. - Holz/Cellulose - Hauptbestandteil der Holzzellwand (Holzsubstanz) sind Cellulose, Hemicellulose und Lignin. Ihr Anteil macht bei Hölzern der gemäßigten Zonen in der Regel 97 - 99 % der Holzsubstanz aus; davon entfallen, wobei die Anteile in Laub- und Nadelhölzern unterschiedlich sind, auf Cellulose 30 - 35 %, auf Hemicellulose 20 - 40 % und auf Lignin ca. 10 - 30 %. Rohstoffe: Laub- und Nadelbäume. Verwendung: Massivholz im Bauwesen und in der Möbelindustrie, Holzwerkstoffe (Spanplatten, Faserplatten, Sperrholz, Verbundwerkstoffe), Chemierohstoff (Zellstoffe, Papier, Leime, Harze, Phenole u.a.), Energieerzeugung; neue bzw. wieder aufzugreifende Einsatzmöglichkeiten von Cellulose sind u.a. natürlich abbaubare Folien, Trägermoleküle für Arzneimittel und Farbstoffe, Chemiegrundstoffe.
- Pflanzenfasern - Flachs und Hanf zählen zu den klassischen Nichtnahrungspflanzen. Flachs war bis zu Beginn der maschinellen Verarbeitung von Baumwolle die bedeutendste Textilfaser überhaupt und ehemals wichtigstes Standbein der europäischen Textilindustrie. Durch die im Vergleich zu Baumwolle und synthetischen Fasern schwere Mechanisierbarkeit der Spinnverfahren, der aus ökologischen Gründen, Arbeits- und Energiekosten erzwungenen Umstellung des Faseraufschlusses von Wasser- auf Tauröste und der daraus resultierenden inhomogenen Faserqualität wurde der Flachsanteil am gesamten Textilfaserverbrauch in der EG immer weiter zurückgedrängt. Rohstoffe: Flachs (Faserlein); Fasern von Hanf, Nesseln, Getreide, Faserhirse und Chinaschilf haben in Deutschland z.Z. keine wirtschaftliche Bedeutung. Verwendung der Leinfaser: Bekleidung, Heimtextilien, künftig verstärkt als Dämmstoff, Asbestersatz (Fassadenplatten, Kupplungs- und Bremsbeläge), Formteile, Tapeten, Papierherstellung usw.
- Heil- und Gewürzpflanzen - Bislang ist der Anbau von Heil- und Gewürzpflanzen in der Bundesrepublik (alt) mit ca. 2.200 ha (1987) vergleichsweise gering. Die wichtigsten Ursachen: Nicht ausreichende Kenntnisse der Erzeuger, fehlende langfristige Anbau- und Lieferverträge, Beschaffung von Saatgut von einwandfreier Qualität und Homogenität schwierig, großes Anbaurisiko. Rohstoffe: Weltweit ca. 500 Pflanzenarten auf ihre Heilwirkungen näher untersucht, in Deutschland ca. 60 Heil- und Gewürzpflanzen anbaufähig, z.B.: Petersilie, Dill, Zitronenmelisse, Schnittsellerie, Kerbel, Baldrian, Fenchel, Pfefferminze. Verwendung: offensichtlich.
- Bioethanol als Motorkraftstoff - Kohlenhydrathaltige Biomasse kann wegen ihrer geringen Energiedichte und ihres festen Aggregatzustandes nur über die Vergärung zu Ethanol als Kraftstoff eingesetzt werden. Rohstoffe: Zuckerrübe, Futterrübe, Kartoffel, Mais, Weizen, später evtl. Topinambur, Zuckerhirse oder auch Chinaschilf. Die Erzeugung von Alkohol aus Biomasse weist eine sehr schlechte Energiebilanz auf. Lediglich 21 % (Zuckerrüben) bzw. 13 % (Winterweizen) des Bruttoenergieertrages an Ethanol verbleiben nach Abzug der energetischen Vorleistungen beim Anbau und bei der Verarbeitung als Nettoenergieertrag.
Technisch bietet die Produktion von Bioethanol keine Probleme mehr. Ungelöst ist allerdings die Entsorgung der bei der Alkoholerzeugung in erheblichen Mengen anfallenden und umweltbelastenden Schlempe (10 - 12 l / Liter Ethanol). Hinderlich wirkt ferner die Kostensituation. Im Gegensatz zu anderen Biomasseoptionen ist die Erzeugung von Bioalkohol in absehbarer Zeit vermutlich nicht in den Bereich der Wirtschaftlichkeit zu bringen. Die günstigste Verwendung für Ethanol ist vermutlich eine bis zu 5 %ige Zumischung zu bleifreien wie auch bleihaltigen Treibstoffen für Ottomotoren. Dies würde aber einen Entsorgungsbedarf von ca. 20 Mio. m3 Schlempe bedeuten, die ihrerseits den Abwassermengen einer 20-Millionen-Stadt entsprechen. - Pflanzenöle als Kraft- und Schmierstoffe - Von den möglichen Energieträgern aus agrarischer Produktion zeichnen sich Pflanzenöle dadurch aus, daß sie sowohl in flüssiger Form als auch mit einer hohen Energiedichte leicht gewinnbar sind. Ferner sind Pflanzenöle regenerierbar, sie zeichnen sich durch ihre hohe biologische Abbaubarkeit und ihren sehr niedrigen Schwefelgehalt aus. Für Deutschland ist Winterraps die Ölpflanze mit dem höchsten Ertragspotential. Obwohl Raps im Prinzip auch als Ganzpflanze verfeuerbar wäre, werden i.d.R. nur das abgepreßte Rapsöl der Samen oder Derivate davon energetisch genutzt. Die Koppelprodukte Rapsschrot bzw. Rapskuchen sind begehrte Futtermittel.
Pflanzenöle als Kraftstoff konkurrieren direkt mit Dieselöl. Sie können unverändert in speziell entwickelten Motoren (Serienreife ca. 2005) oder verestert zu Rapsölmethylester (RME; Praxisreife erreicht) in herkömmlichen Dieselmotoren verbrannt werden. Bei der Umesterung ergibt sich u.a. ein Verlust an Gesamtwirkungsgrad.
Mit Rapsöltreibstoffen ist eine weit günstigere Nettoenergiebilanz als bei Bioethanol und kein Abwasserproblem verbunden.
Das Umweltbundesamt vertritt die Position, daß unter ökologischen Gesichtspunkten die Verwendung von Rapsöl oder RME nur für das Umweltmedium Wasser Vorteile bietet. Es befürwortet die Förderung des Einsatzes dieser Stoffe unter Umweltgesichtspunkten daher nicht. Mir gleichem finanziellem Aufwand ließe sich durch technische Maßnahmen (Energieeinsparungen) erheblich mehr CO2 einsparen.
Dem Rapsanbau in Deutschland ist aus ökonomischen und politischen (Agrarkompromiss mit den USA) Gründen eine Obergrenze von 1,6 Mio. ha gesetzt, das sind 14 % der Ackerfläche.
Rohstoffe: Prinzipiell jedes pflanzliche Öl. Verwendung: Treibstoff, Schmierstoff, z.B. Sägeketten-Schmiermittel, Hydrauliköle, vorteilhaft wegen der raschen Abbaubarkeit vor allem für den nicht-stationären Einsatz im Freien. - Wärme aus Biomasse - Das Absatzpotential von Biomasse für die Wärmegewinnung ist nahezu unbegrenzt. Die derzeit maximal nutzbare Menge an Biomasse (Waldrestholz, Alt-, Schwach- und Industrierestholz, Stroh) könnte nur 2,46 % des Gesamtenergieverbrauchs der Bundesrepublik (alt) decken. Nachteilig ist der im Vergleich zu Kohle und Erdöl niedrige Energiegehalt, sowie nötige Umweltauflagen, die einzuhalten besonders dezentralen Kleinanlagen schwerfällt. Eine energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe erscheint nur sinnvoll, wenn:
- das Gesamtverfahren Rentabilität verspricht oder dadurch zumindest der bisherige Subventionsbedarf der Landwirtschaft vermindert wird,
- die Produktion nachwachsender Rohstoffe umweltverträglich durchgeführt werden kann,
- Emissionsgrenzwerte bei der Verbrennung eingehalten werden.
Rohstoffe: Holz (abgelagertes Rest- und Abfallholz aus der Industrie, Waldrestholz) und Getreidestroh (in Dtld. bereits in geringem Umfang genutzt), daneben sind für unsere Breiten Getreideganzpflanzen (z.B. Triticale, ein Hybrid aus Weizen und Roggen), Elefantengras, Hanf und Schilfarten (z.B. Miscanthus sinensis, bekannt als Chinaschilf) denkbar. Anbauversuche mit Chinaschilf erbrachten in Deutschland in der ersten Hälfte der neunziger Jahre allerdings zu geringe Hektarerträge.
Überlegungen gehen auch dahin, Forstplantagen zu schaffen, deren alleiniger Zweck die Produktion von Holz (oder Biomasse) als Energieträger ist. Wie in der Vergangenheit eignen sich dazu ganz besonders Niederwälder, also Plantagenbestände, die in kurzen Umtrieben genutzt werden und sich dann vegetativ erneuern. Es kann sich hierbei eine Nutzungsform entwickeln, die zwischen Landbau und Waldbau angesiedelt ist. Man kann bei dieser Nutzungsweise Produktionsleistungen erwarten, die in unseren Breiten zwischen 10 und mehr als 20 t/ha/a Biomasse (trocken) liegen. Als schnellwachsende Baumarten bieten sich bei uns nur Pappeln und Weiden an. Es wird sehr genau zu prüfen sein, ob die ökologischen Gefahren von Monokulturen, des Einsatzes von Düngern und Pflanzenschutzmitteln und die Auswirkungen auf das Landschaftsbild vertretbar sind und ob bei einer solchen Intensivnutzung der energetische Nettogewinn wegen des hohen Energieinputs wirklich ausreichend groß ist.
Das Beispiel portugiesischer Eukalyptus-Plantagen wird zumindest nicht als Vorbild gesehen. Die Betrachtung der Energiebilanzen zeigt, daß bei der direkten thermischen Verwertung von agrarischer Biomasse deutlich mehr an fossiler Energie eingespart werden kann als bei der Produktion von Rapsmethylester (RME) als Dieselkraftstoffersatz. Ähnlich überlegen sind die Festbrennstoffe auch in ihrem Beitrag zur Netto-CO2-Minderung, d.h. der eingesparten CO2-Menge, die bei der Verbrennung der verdrängten fossilen Energieträger sonst zusätzlich frei geworden wäre. Daneben spricht für sie ein logistisch-ökonomischer Grund: Ihre direkte thermische Verwertung kann einhergehen mit der von Reststoffen wie Stroh und Holz.
Die thermische Nutzung von Biomasse-Festbrennstoffen könnte sich vor allem in dezentral organisierten Biomasse-Heiz(kraft)werken in Leistungsbereichen von 1-30 MW liegen. - Tierische Produkte - Ihr Einsatz im Nicht-Nahrungsbereich ist vielfältig und hat eine lange Tradition. Z.B. werden traditionell Wolle zu Textilien, Tierhäute zu Leder, Pelze zu Kleidung, Federn zu Kissen- und Bettdeckenfüllungen, Därme zu Wursthäuten, Horn zu Dünger, Knochen zu Leim, Bienenwachs zu Kerzen sowie Roßhaare zu Pinseln und Decken verarbeitet. Beispiele für neue Verwendungsmöglichkeiten: Milcheiweiß (Papier-, Textil-, Leder-, Pharmaindustrie), Milchzucker (Chemie- und Pharmaindustrie), Fischöl (Seifen, Lacke, Firnis), Talg (Waschmittel, Emulgatoren, Lacke, Schmiermittel), Wolle (Dämmstoff). Das Bio-Pharming (die Gewinnung von Medikamenten aus Tieren) erfährt durch die Gentechnologie eine neue Qualität, da sich erst mit ihrer Hilfe in tierischem Blut, Gewebe oder Milch menschliche Proteine herstellen lassen.
Industriepflanzen | Energiepflanzen |
---|---|
|
|
NR sind vor allem dann sinnvolle und zunehmend attraktive Alternativen zu den heute noch überwiegend eingesetzten Zwischenprodukten der Petrochemie, wenn es gelingt, die Biomassenutzung primär auf solche Verwendungsfelder auszurichten, die auf die chemische Spezifität der in der Biomasse enthaltenen, komplexen Grundbausteine, wie beispielsweise Zucker, Stärke, Lignocellulose, Öle, Fette und Eiweißstoffe aufbauen. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Biomasse nachwachsender Rohstoffe chemisch gesehen, im Vergleich zu den einfachen Strukturen petrochemischer Rohstoffe, durch die Syntheseleistung der Natur schon sehr hoch veredelt ist. Es macht deshalb wenig Sinn, die von der Natur vorgegebenen komplexen Zwischenprodukte zu zerbrechen, um daraus lediglich Heizenergie und Kraftstoffe zu erzeugen.
Chancen für eine intensivierte Nutzung von NR als industrielle Grundstoffe ergeben sich vor allem dann, wenn sie von Natur aus oder durch entsprechende Züchtung Merkmale tragen, die sich als Produktionsvorteile auswirken. Während bei Pflanzen für die Nahrungsmittelversorgung eine möglichst vielseitige stoffliche Zusammensetzung notwendig ist, wird für industrielle Rohstoffpflanzen eine homogene Zusammensetzung mit hohem Anteil einer bestimmten Stoffkomponente gefordert.
NR werden dann wirtschaftlich an Bedeutung gewinnen, wenn national und EU-weit eine Verbesserung der Rahmenbedingungen herbeigeführt wird, z.B. durch Verteuerung fossiler Energieträger über die Einführung einer CO2-Energiesteuer und die Förderung der Markteinführung von NR.
Mögliche CO2-Einsparpotentiale sind differenziert zu betrachten. Die Nutzung nachwachsender Energieträger führt nicht zu einem vollständig geschlossenen Kreislauf, da bei festen Energieträgern (Stroh, Holz) 5 bis 15 %, bei flüssigen Energieträgern (z.B. Rapsöl) bereits 30 bis 50 %, bei einer aufwendigen Nachbehandlung (Ethanol, Methanol, Rapsmethylester) sogar noch höhere Anteile des Gesamtenergieertrages des Erntegutes bzw. Energieträgers als Fremdenergie in Form von Betriebsmitteln für die Produktion und Weiterverarbeitung eingesetzt werden müssen. Wenn auch die CO2-Bilanz i.a. positiv ist, kann dieser Vorteil je nach Anbauintensität durch die zusätzliche Freisetzung unter anderem von N2O als Folge der Stickstoffdüngung teilweise oder vollständig kompensiert werden.
Vorteilhaft ist ein verstärkter Anbau von NR - wenn er wirtschaftlich betrieben werden kann - für die Sicherung der Versorgung der verarbeitenden Industrie und als innovativer Beitrag für den Umweltschutz. Pflanzliche Rohstoffe und aus ihnen hergestellte Produkte sind i. a. biologisch besser verträglich und abbaubar und daher in den ökologischen Kreislauf besser zu integrieren als Erdölprodukte.
Für die (konventionelle) Landwirtschaft selbst und den ländlichen Raum allgemein bietet der Anbau eine Reihe von Vorteilen, er kann:
- den Landwirten ein Einkommen aus der Produktion bieten, nicht nur aus der "Dienstleistung Kulturlandschaft" und deren Abgeltung durch Flächenprämien,
- produktionskräftige Flächen in ihrer Ertragskraft bewahren und in einer vernünftigen Fruchtfolge halten,
- ein Wegbereiter für eine extensivere Landbewirtschaftung sein,
- den Agrarmarkt insbesondere bei Getreide von Überschüssen und den damit verbundenen Kosten entlasten,
- dazu beitragen das Problem überschüssiger Gülle, das bei Stillegung auftreten würde, wenigstens kurzfristig zu entschärfen,
- helfen, eine funktionierende Landwirtschaft zu erhalten, ohne die der ländliche Raum sein prägendes Element verlöre, ebenso wie seine Wirtschaftskraft. Ernährungsindustrie und Fremdenverkehr sind unmittelbar von den Vorleistungen der Landwirtschaft abhängig, nicht zuletzt Agrarhandel und -technik.
Ein deutlich verstärkter oder gar flächendeckender ökologischer Landbau ist mit einer wesentlich erhöhten Bereitstellung von NR aus der Landwirtschaft wegen des erhöhten Flächenbedarfs und der sich dadurch ergebenden Flächenkonkurrenz nicht verträglich. Anbaufläche für verstärkte Erzeugung von NR steht nur dann zur Verfügung, wenn der Anbau von Nahrungsmitteln weiterhin mit hohem Chemie- und Energie-Input erfolgt und der Import großer Futtermittelmengen beibehalten wird. Auch Regelungen zur Flächenstillegung begünstigen den Anbau von NR.
Für die Forstwirtschaft würde die Bereitstellung von Holz als Brennstoff eine zusätzliche Einkommensquelle bedeuten und vor allem die angespannte Lage auf dem Restholzmarkt verbessern.
Bei liberalen Agrarmärkten wird die Preisbildung bei den NR über den Weltmarkt erfolgen, so daß die kleinstrukturierte europäische Landwirtschaft wenig Chancen besitzt, auf diesem Sektor längerfristig konkurrenzfähig zu bleiben, es sei denn, sie wird entsprechend den industriellen Erfordernissen umstrukturiert.
Weitere Informationen:
- Fachagentur Nachwachsende Rostoffe - Startseite
- Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) - Startseite
- Bioökonomie und Nachwachsende Rohstoffe (BMEL)
- Pflanzen im Alltag - Pflanzliche Rohstoffe und wozu wir sie nutzen (Pflanzenforschung.de)
- Basisdaten Biobasierte Produkte (FNR)
- Basisdaten Nachwachsende Rohstoffe - Grafiken Daten und Fakten (FNR)
- Energie aus nachwachsenden Rohstoffen (BMEL)
- Nachhaltige Flächennutzung und nachwachsende Rohstoffe (UBA)
- Erneuerbare Energien in Zahlen (UBA)