Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Flächennutzung

Die Inanspruchnahme von Bereichen der Erdoberfläche für unterschiedliche Funktionen bzw. Aufgaben durch den Menschen. Bei speziell land- oder forstwirtschaftlicher Nutzung spricht man auch von Bodennutzung. Teilweise wird auch der Begriff Landnutzung synonym zu Flächennutzung oder Bodennutzung verwendet.

Schon immer wurde Land von Menschen beeinflusst - durch Tierhaltung und Jagd, Entwaldung zur Schaffung von Ackerflächen, Ressourcenentnahmen und Besiedlung mit entsprechender Infrastruktur. Die Geschwindigkeit und der Umfang der Landnutzungsänderungen sind jedoch seit dem 18. Jahrhundert durch hohes Bevölkerungswachstum und veränderte landwirtschaftliche Praktiken deutlich angestiegen. Seit Mitte des 20 Jahrhunderts kam es durch weiter steigende Bevölkerung, den Wandel von Ernährungsgewohnheiten und die energetische und stoffliche Biomassenutzung zur weiteren Ausdehnung von Ackerflächen (Flächen(nutzungs)konkurrenz).

Globale Landnutzung in den Jahren 2000 und 2010 und Landnutzungsänderung
Globale Landnutzung in den Jahren 2000 und 2010 und Landnutzungsänderung

Quelle: UBA

Die für eine landwirtschaftliche Nutzung weltweit zur Verfügung stehende Fläche ist jedoch begrenzt. Zudem gehen landwirtschaftliche Flächen durch die Ausdehnung von Siedlungs- und Verkehrsfläche, gerade in den Industrienationen und Schwellenländern, sowie Bodendegradation verloren. Auf der anderen Seite entstehen in Entwicklungs- und Schwellenländern neue Landwirtschaftsflächen, häufig für eine exportorientierte Agrarproduktion, durch Rodung von Wäldern und die Zerstörung von natürlichen oder naturnahen Ökosystemen. Dies sollte jedoch aufgrund der negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt, die Umwelt und das Klima eingedämmt werden. 

Aus diesem Grunde gewinnt der Faktor Fläche unter dem Aspekt einer nachhaltigen und effizienten Flächennutzung im globalen Kontext zunehmend an Bedeutung.

Europa ist einer der am intensivsten genutzten Kontinente der Erde, auf dem der größte Flächenanteil (bis zu 80 %) für Siedlungszwecke, Produktionssysteme (einschließlich Landwirtschaft und Forstwirtschaft) und Infrastruktur genutzt wird. Die widersprüchlichen Bedürfnisse der Landnutzung machen klare Entscheidungen mit strengen Kompromissen erforderlich. Es gibt eine Reihe wichtiger Ursachen für die intensive Landnutzung in Europa: Die steigende Nachfrage nach Wohnraum pro Person und die Verbindung zwischen wirtschaftlicher Aktivität, erhöhter Mobilität sowie zunehmender Verkehrsinfrastruktur führen gewöhnlich zu erhöhtem Flächenbedarf. Land ist jedoch eine begrenzte Ressource: Die Art ihrer Nutzung ist einer der Hauptgründe für Umweltveränderungen mit folgenschweren Auswirkungen auf Lebensqualität und Ökosysteme sowie das Infrastrukturmanagement.

Veränderung der Landbedeckung und Landnutzung in Europa 2000 bis 2006
Veränderung der Landbedeckung und Landnutzung in Europa

Quelle: UBA

Betrachtet man die Veränderung der Landnutzung und Landbedeckung zwischen den Jahren 2000 und 2006, dann haben in der Gesamtbilanz vor allem die künstlichen Oberflächen zugenommen. Diese Form der Flächenbelegung erfuhr eine Ausdehnung um 0,626 Mio. ha. Das ist eine Zunahme um 3,4 % in sechs Jahren (siehe Abb. „Veränderung der Landbedeckung und Landnutzung in Europa“). Dabei ist zu beachten, dass auch hier die Zunahme der künstlichen Oberflächen tendenziell unterschätzt wird, weil im verwendeten groben Auswerte-Raster neue linienförmige Strukturen wie Straßen sowie kleinflächige Zuwächse von Siedlungen oder Gewerbegebieten nicht erfasst werden. Erst ab einer Größe von 5 ha, wird ein Zuwachs von künstlichen Oberflächen sicher registriert.

Auch bei Gewässern ist in der Gesamtbilanz ein Zuwachs zu verzeichnen. Detaillierte Auswertungen mit direktem Vergleich der Landnutzung im Jahr 2000 und im Jahr 2006 zeigen, dass neue Gewässer bis 2006 vor allem da entstanden sind, wo im Jahr 2000 noch Rohstoffabbau im Tagebau stattgefunden hat.

Landwirtschaftsflächen nahmen hingegen im Zeitraum von 2000 bis 2006 europaweit ab. Hier ist ein Verlust von 0,528 Mio. ha zu verzeichnen, was einer Abnahme um 0,2 % in sechs Jahren entspricht (siehe Abb. „Veränderung der Landbedeckung und Landnutzung in Europa“).

Rückläufig sind europaweit auch Wälder und naturnahe Flächen, die um 0,121 Mio. ha abgenommen haben sowie die aus Sicht des Naturschutzes besonders wertvollen Feuchtgebiete mit 434 km² (Abnahme um 0,4 % in sechs Jahren).

Deutschland hatte im Jahr 2015 eine Fläche von 357.409 Quadratkilometern (km²) (siehe Abb. unten „Flächennutzung in Deutschland“). Zur Gesamtfläche zählen unter anderem landwirtschaftlich genutzte Flächen, Waldflächen, Siedlungs- und Verkehrsflächen (SuV-Flächen) und Gewässer wie Seen, Flüsse, Kanäle und nahe Küstengewässer.

Wie Deutschlands Fläche genutzt wird, steht in den Grundstückskatastern, wird aber auch zunehmend durch Luftbilder und Satellitendaten überprüft. Danach teilte sich im Dezember 2015 die Gesamtfläche folgendermaßen auf:

Flächennutzung in Deutschland im Jahr 2014
Flächennutzung in Deutschland im Jahr 2014

Quelle: BfN

Mit 51,6 % wurde im Jahr 2015 mehr als die Hälfte der Landesfläche Deutschlands landwirtschaftlich genutzt. Fruchtbare Böden sind die Basis für die Erzeugung von Futter- und Nahrungsmitteln sowie für die Herstellung von Naturfasern für Textilien und von Färbe- und Arzneipflanzen. Auf etwa 2,7 Millionen Hektar (Mio. ha) der landwirtschaftlich genutzten Fläche werden inzwischen nachwachsende Rohstoffe angebaut. Eine besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem Anbau von Energiepflanzen für die energetische Verwertung (wie beispielsweise Mais für Biogas oder Raps für Biodiesel) zu. Im Jahr 2015 wurde in Deutschland auf 13,1 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche bzw. auf 18,5 % der Ackerfläche Energiepflanzen angebaut. Die Landwirtschaft erhält zudem Agrarökosysteme sowie unsere gewachsene Kulturlandschaft und prägt das Landschaftsbild.

Vor allem mit der zunehmenden Intensivierung in der Landwirtschaft sind vielfältige und weitreichende Umweltbelastungen verbunden. Ziel einer umweltfreundlich gestalteten Landwirtschaft muss daher sein, negative Auswirkungen auf die Schutzgüter Boden, Luft, Wasser und die biologische Vielfalt zu vermeiden, Kulturlandschaften zu erhalten und gleichzeitig die regionale Entwicklung zu fördern. Eine besonders nachhaltige, umwelt- und ressourcenschonende Bewirtschaftungsform ist in diesem Zusammenhang der Ökologische Landbau.

Die Bundesregierung hat im Zuge der Nachhaltigkeitsstrategie im Jahr 2002 beschlossen, das Wachstum der Siedlungs- und Verkehrsfläche von 129 Hektar pro Tag im Jahr 2000 auf 30 Hektar pro Tag im Jahr 2020 zu verringern. Um dieses Ziel zu erreichen, unterbreitet das Umweltbundesamt eine Reihe von Vorschlägen zu Instrumenten und Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, den Flächenverbrauch weiter einzudämmen.

Zu diesen Vorschlägen zählen:

Weitere Informationen:

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