Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Boreale Zone

Die borelae Zone kommt als einzige aller Ökozonen nur auf der Nordhalbkugel vor. Ihre Verbreitung ist dort erdumspannend mit einer N-S-Breite von wenigstens 700 km. Sie nimmt heute etwa 13,1 % der irdischen Landoberfläche ein. Anfang des 21. Jahrhunderts sind davon noch etwa 70 % in einem weitgehend naturnahen Zustand. Ihre Ausdehnung deckt sich in etwa mit der kaltgemäßigten Klimazone. Nach der vorherrschenden Vegetation kann sie weiterhin in die Landschaftstypen Waldtundra und Borealer Nadelwald untergliedert werden. Die Grenzen der borealen Zone sind in der Realität fließend, so dass eine exakte Ausdehnung faktisch nicht festgelegt werden kann.

Landnutzung

Obwohl reich an Bodenschätzen, gehören die borealen Waldgebiete zu den dünnbesiedelten und durch menschliche Einwirkungen bislang relativ wenig veränderten Räumen der Erde. Die charakteristischen Nutzungsarten sind Holzeinschlag und Torfabbau sowie traditionell Pelztierjagd und Sammeln von Wildbeeren. Der Holzeinschlag deckt etwa 90 % des Papier- und Schnittholzbedarfs der Erde. Zur Erhaltung der Holzreserven ist es nötig, dass die weithin noch immer geübte Praxis der bloßen Exploitation von planmäßigen Aufforstungen begleitet wird. Der Torfabbau ist insbesondere im eurasischen Teil der borealen Zone bedeutsam. Der größte Teil des Abbaus dient in der Landwirtschaft zur Bodenverbesserung. Weitere Verwendung findet der Torf als Brennstoff in Kraftwerken oder zu Heizzwecken in abgelegenen Wohngebieten.

Die agrare Nutzung spielt eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Ackerbau ist im Verbreitungsgebiet des Permafrostes erst möglich, wenn die sommerliche Auftauschicht mindestens einen Meter tief reicht. Die nördlichste Getreideart ist Sommergerste, die noch mit 90 bis 95 Vegetationstagen auskommt. In Nordeuropa liegt ihre polare Anbaugrenze bei 70° N. Als nächste Getreidearten folgen Sommerhafer und -roggen; beide stellen geringe Ansprüche an den Boden und eignen sich daher auch für den Anbau auf nährstoffarmen Podsolen. Von den Hackfrüchten dringt die Kartoffel am weitesten nordwärts vor (in Skandinavien ebenfalls bis 70 ° N).

Die meisten der nördlichsten Waldgebieten werden höchstens (so in Eurasien) als Rentierweide genutzt. In Nordamerika gehören sie zusammen mit den Tundren zur Anökumene.

Gewisse Hoffnungen knüpfen sich an Wildbewirtschaftung (z.B. Karibu, Elche, Wapitihirsche) und Tourismus. (Schultz 2016)

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