Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Palmöl

Pflanzenöl, das aus dem Fruchtfleisch der Früchte der Ölpalme gewonnen wird. Im Unterschied zu vielen anderen Fetten wie Raps-, Soja- oder Sonnenblumenöl ist Palmöl kein Samenfett, sondern wird aus dem orange-rötlichen Fruchtfleisch gewonnen, das einen Fettgehalt von etwa 45% - 50% hat.

Nach der Ernte werden die Früchte sterilisiert und gepresst, dabei entsteht das rohe Palmöl, CPO (Crude Palm Oil). Früchte und Öl haben wegen ihres hohen Carotingehaltes eine orangegelbe bis braunrote Färbung, die bei der Raffination entfernt wird. Reines und frisches Palmöl hat einen spezifischen Veilchengeruch, einen süßlichen, angenehmen Geschmack und ist von klarer und heller Farbe. Kommerzielles Öl ist aber aufgrund weniger sorgfältig ausgeführter Präparationsmethoden zumeist trüb und gefärbt. Auch bekommt das Öl durch Alterung eine zunehmende Trübung und einen intensiveren Geruch. Dieser auch als Fermentation bezeichnete Alterungsprozess wird durch Mikroorganismen verursacht.

Palmöl gehört wie auch Soja- und Rapsöl zu den „nicht-laurischen“ Ölen. Dies sind Öle, die keinen oder nur einen geringen Anteil der gesättigten Fettsäure Laurinsäure enthalten.Mit einem Schmelzpunkt der, je nach Zusammensetzung, zwischen 27 und 45 °C liegt ist es bei Raumtemperatur bereits fest und muss daher nicht mehr künstlich gehärtet werden. Dies spart besonders beim Einsatz in der Nahrungsmittelindustrie Kosten.

Wirtschaftliche Aspekte

Die Bedeutung von Palmöl hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Insbesondere der wirtschaftliche Aufschwung in China und Indien schürte die Nachfrage auf dem Lebensmittelsektor. Aber auch die politischen Ziele hinsichtlich der geforderten Beimischungsquoten von Agrardiesel eröffneten ein gewaltiges Potenzial. Dabei stieg auch Deutschlands Durst nach Palmöl auf derzeit ca. 1 Mio. t Importvolumen an (Stand 2008). Inzwischen hat Palmöl einen Anteil von mehr als einem Drittel an der weltweiten Pflanzenölproduktion und ist mit über 40 Mio. t Jahresproduktion zum wichtigsten Pflanzenöl der Welt geworden. Der überwiegende Anteil stammt aus Malaysia und Indonesien. Während in Malaysia die Kapazitäten allmählich an Grenzen stoßen, kann Indonesien deutlich höhere Wachstumsraten vorweisen und ist mittlerweile größter Produzent weltweit.

Die Vorzüge des Palmöls sind der Grund für den Boom: Palmöl ist vielseitig einsetzbar, geschmacksneutral, schmilzt erst bei hohen Temperaturen und wird nicht so schnell ranzig wie andere Öle. Palmöl ist reich an Vitaminen, Carotinen und Olefinen (günstigere Energiebilanz als Raps). Dazu ist es billig, weil die tropische Ölpalme schnell wächst und im Vergleich zu Soja – der weltweit zweitwichtigsten Ölfrucht – bezogen auf die Anbaufläche zehnmal so viel Ertrag liefert.

Die Produktion und Verarbeitung von Palmöl ist eng mit dem Aufstieg asiatischer Schwellenländer verbunden. Der Markt wird von Konzernen aus Malaysia, Singapur und Indonesien beherrscht. Sie sind nicht bloß Rohstofflieferenaten für die westliche und chinesische Industrie, sondern bedienen auch die große Nachfrage in ihren Ländern.

Der malaysische Staatskonzern Sime Darby entstand aus der Nationalisierung britischer Kolonialunternehmen. Er expandierte zunächst nach Indonesien und Papua-Neuguinea und ist inzwischen auch in Liberia und Kamerun aktiv.

Sime Darby kontrolliert weltweit nahezu eine Million ha Land. Der singapurische Konzern Wilmar bewirtschaftet weltweit über 200.000 ha an Ölpalmen, vor allem in Malaysia und Indonesien. Auch ein Teil der Verarbeitung liegt in der Hand des Konzerns. Wilmar ist der größte Hersteller von Speiseöl weltweit; der Mehrheitseigentümer und Milliardär Robert Kuok wird auch "König des Speisöls" genannt. In Indonesien gehören der Familie Widjaja über den Konzern Sinar Mas mehr als 100.000 ha. (Heinrich-Böll-Stiftung u. a. 2017)

Nutzung

Palmöl ist in einer Vielzahl von Verarbeitungsstufen auf dem Markt erhältlich: Palmrohöl, RBD Palmöl, Palmolein, Palmstearin. Zumeist wird es jedoch im raffinierten Zustand exportiert.

Palmöl wird vorwiegend in der Lebensmittelindustrie verwendet, hat aber aufgrund seiner Eigenschaften ein vielseitiges Einsatzspektrum (Greenpeace):

Umweltprobleme

Die Entwicklung in den Anbauländern ist unter ökologischen Gesichtspunkten besorgniserregend. Für den Anbau von Ölpalmen werden die Regenwälder und Torfmoorgebiete gerodet, die Artenvielfalt vernichtet, die Ureinwohner und Kleinbauern vertrieben, der Wasserhaushalt und die Böden massiv geschädigt und das Weltklima angeheizt.

(s. a. Ölpalme)

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