Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Lein (Flachs)

Der Lein, häufig auch Gemeiner Lein (Linum usitatissimum), Saat-Lein oder Flachs genannt, ist eine krautige Kulturpflanze zur Gewinnung von Fasern, Öl und Ölschrot. Sie ist eine Art aus der Gattung Lein (Linum) in der Familie der Leingewächse (Linaceae) und die einzige Lein-Art, deren Anbau eine wirtschaftliche Bedeutung hat. Die lateinische Beifügung usitatissimum bedeutet 'meist verwendet' und bezieht sich auf die vielfältige Verwendbarkeit. „Flachs“ leitet sich von „flechten“ ab und bezieht sich auf die Verarbeitung.

Lein zählt zu den ältesten Kulturpflanzen. Leintuche sind bereits im alten Ägypten u. a. für Mumien verwendet worden. Die ältesten Funde stammen aus dem Beginn des 4 Jahrtausends v. Chr. Noch davor datiert sind Funde von Leinsamen aus der Türkei um das 7. Jahrtausend v. Chr. Nach Mitteleuropa kam der Lein mit der ackerbäuerlichen Bandkeramikkultur in der Jungsteinzeit.

Lein stellt keine besonderen Ansprüche an die Böden, nur eine ausreichende Wasserversorgung sollte gesichert sein.

Lein lässt sich industriell fast vollständig verwerten. Die zwei Hauptprodukte sind noch heute Fasern und Öl. Die Langfasern können für hochwertige Textilien (Kleidung), die Kurzfasern für den textilen und für den technischen Bereich (Asbestersatz, Geotextilien, Dämmstoffe) genutzt werden.

Das Leinöl wird vor allem als Speiseöl verwendet und in der Industrie für Linoleum, Lacke, Farben, Firnisse, Kosmetika und Pflegemitteln. Die Samen werden sowohl für die menschliche als auch für die Tierernährung genutzt. Ganze oder gequetschte Leinsamen dienen als Quell- und Gleitmittel bei chronischer Darmträgheit und Reizdarm. Ebenso helfen sie bei krampfartigem Dickdarm und bei Divertikelentzündung.

Auch für Naturfarben, Lacke, Firnisse, Seifen, Linoleum und für Weichmacher in Kunststoffolien kann Faserlein als nachwachsender Rohstoff dienen. Der beim Ölpressen anfallende Ölkuchen ist ein wertvolles eiweißhaltiges Viehfutter. Innerhalb der EU wird der Anbau von Faserlein gefördert, da sich verstärkte Absatzchancen bemerkbar machen.

Lein ist besonders für den Anbau in Wasserschutzgebieten geeignet, da er einen geringen Nährstoffbedarf hat, nitratunverträglich (Gülleausbringung ist unmöglich) ist, sowie selbstunverträglich (kann nicht jährlich angebaut werden und verhindert somit Monokulturen).

Europa ist die Wiege des Flachsanbaus, die Nutzung der Faser hat hier ihre Wurzeln. Zwei Drittel der gesamten Flachsproduktion finden nach wie vor in europäischen Ländern (Schwerpunkt Fasergewinnung) auf rund 100.000 Hektar statt. Der europäische Flachsanbau ist der produktivste weltweit: auf einem Hektar Boden kann Flachs für rund 20.000 km Garn oder 4.000 m² Stoff produziert werden.

(s. a. Flachs)

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