Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Mandelbaum

Der Mandelbaum (Prunus dulcis) ist eine Pflanzenart der Gattung Prunus in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Seine Samen, die Mandeln, auch Mandelkerne genannt, werden als Nahrungsmittel und Kosmetikum genutzt.

Prunus dulcis wächst als sommergrüner, aufrechter, locker belaubter Baum oder Strauch und erreicht Wuchshöhen von 3 bis 8 Meter. Die Borke ist grau-braun, der Stammdurchmesser kann bis zu 100 Zentimeter betragen, die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt ca. 70–80 Jahre, kann aber bis zu 150 Jahre betragen. Die Äste sind aufrecht oder horizontal ausgebreitet mit vielen kurzen Zweigen.

Die dunkelgrünen, glänzenden Laubblätter sind verschieden angeordnet; an den vorjährigen Zweigen sind sie meist wechselständig, an den Kurztrieben sind sie einander genähert und oft in Büscheln konzentriert.

Der Mandelbaum gedeiht am besten in mediterranem Klima mit warmen, langen und trockenen Sommern und milden, kurzen, sowie feuchten Wintern mit kurzem Frost. Die optimale Temperatur liegt zwischen 15 und 30 °C. Er verträgt kurze, leichte Frühlingsfröste, aber keine Staunässe. Er bevorzugt durchlässige, humus- und nährstoffreiche, lehmige, sandige, leicht kalkhaltige Böden, welche die Feuchtigkeit gut halten. Der pH-Wert sollte in neutralem bis leicht saurem Bereich liegen. Er wächst bis in Höhen von 1800 Metern.

Herkunft und Verbreitung

Der Mandelbaum stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Südwestasien; seine natürlichen Standorte sind Gebüsche an sonnigen Hängen auf steinigen Böden in einer Höhenlage von 700 bis 1700 m. Die Wildvorkommen reichen von der Levante über Nord- und Ost-Anatolien, Süd-Kaukasien, Nord-Irak, Iran bis Süd-Turkmenistan, Kirgisistan und Usbekistan. Allerdings ist die Unterscheidung von Wild- und verwilderten Vorkommen schwierig.

In Deutschland wurden Mandelbäume traditionell in der Vorderpfalz angebaut und die Mandelernte erwerbsmäßig bis etwa 1940 betrieben. Dabei wurden die Sorten in Krachmandeln mit poröser, leicht zu knackender Schale und hartschalige Steinmandeln unterschieden. Darüber hinaus reift die Mandel in Mitteleuropa in Weinanbaugebieten: Dort wurde sie wahrscheinlich zusammen mit dem Wein von den Römern eingeführt. Eine deutsche Sorte ist die Dürkheimer Krachmandel.

Der Mandelbaum wird seit rund 4.000 Jahren kultiviert. Angepflanzt wird er heute hauptsächlich in den Vereinigten Staaten (Kalifornien) sowie im Mittelmeerraum, außerdem in Pakistan und im Iran. Die US-Produktion stammt zu 100 % aus Kalifornien, wo der Erhalt der Mandelplantagen aufgrund der zunehmenden Wasserknappheit immer schwieriger wird, da für den Anbau von einem Kilogramm Mandeln bis zu 15.000 Liter Wasser benötigt werden.

Nutzung

Man unterscheidet zwischen der süßen Mandel, der Krachmandel und der bitteren Mandel. Süße Mandeln haben eine zimtbraune, raue Haut. Das Abziehen dieser Haut wird durch Überbrühen der Mandeln mit kochendem Wasser (Blanchieren) erleichtert. Mandeln werden zum Rohgenuss, für Mehlspeisen, zum Dekorieren (Splitter, Blätter), zum Füllen von Oliven und zur Herstellung von gebrannten Mandeln, Likören und Marzipan verwendet. Bittere Mandeln sind zum Rohgenuss nicht geeignet, da sie Amygdalin, ein blausäureerzeugendes Glykosid, enthalten. Krachmandeln wiederum sind aufgrund ihrer leicht zu knackenden Schale zum Rohverzehr vor allem in der Weihnachtszeit beliebt.

Mandeln und Honigbienen in Kalifornien

In den Vereinigten Staaten werden alle kommerziell angebauten Mandeln - eine Kulturpflanze mit einem Wert von mehr als 5 Milliarden Dollar im Jahr 2021 - in Kalifornien angebaut. Mandelblüten benötigen Insekten zur Bestäubung, und Honigbienen werden in großem Umfang eingesetzt, um diese ertragsfördernde Dienstleistung zu erbringen. Während einige Mandelproduzenten ihre eigenen Honigbienenvölker halten, entscheiden sich viele dafür, sich die Bestäubungsdienste zu sichern, indem sie Bienenstöcke von Imkern mieten. Die Imker transportieren ihre kommerziellen Honigbienenvölker oft mehr als 1.000 Meilen weit auf einer jährlichen Reise, die in der Regel in den nördlichen Great Plains (Nord- und Süddakota, Montana und Minnesota) beginnt und bis nach Kalifornien und darüber hinaus führt. Aufgrund des Zeitpunkts der Mandelblüte wurden zwischen dem 1. Juli 2017 und dem 1. Januar 2018 schätzungsweise 384.600 Bienenvölker aus den nördlichen Great Plains nach Kalifornien transportiert. Bienenvölker kamen auch aus nahegelegenen Gebieten im Westen und Pazifischen Nordwesten, während andere Bienenvölker sogar aus dem Nordosten und Südosten kamen. Einige Imker berichteten, dass ihre Bienenvölker mehr als 2.000 Meilen weit transportiert wurden, um Mandeln zu bestäuben. Nach der Bestäubung von Mandeln und anderen Nutzpflanzen in der Region kehren viele Imker später in die Great Northern Plains zurück, um die Erholung der Bienenvölker und die Honigproduktion zu unterstützen.

Transport von Honigbienenvölkern zum Einsatz in Kalifornien

Transport von Honigbienenvölkern zum Einsatz in Kalifornien

Die in Kalifornien angebauten Mandeln in Ihrem Studentenfutter oder Ihrer Mandelmilch wurden wahrscheinlich durch die Bestäubungsleistung der Honigbienen ermöglicht.

Quelle:USDA

Ökologische Probleme

Mandeln sind durstige Bäume: Für ein Kilogramm der wohlschmeckenden Kerne werden 10.000 bis 15.000 Liter Wasser benötigt, das Blech Makronen mit 200 Gramm Mandeln darin schlägt somit mit gut 10 Badewannen Wasserverbrauch zu Buche! 

Durch die Dürre der letzten Jahre hat sich der Wassermangel im Südwesten der USA massiv verschärft, und der Mandelanbau ist zumindest mitschuldig an sinkenden Grundwasserständen, ausdörrenden und somit leicht entflammbaren Wäldern und schrumpfenden Seen. Ähnliche Probleme gibt es auch in Spanien und Italien, wo Mandeln ebenfalls, wenngleich in kleinerem Maßstab angebaut werden. Und während Bio-Mandelbauern zumindest keine Pestizide versprühen dürfen, lässt sich das Problem des Wasserverbrauchs nicht so leicht lösen. 

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