Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Hopfen

Hopfen (Humulus) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae). Alle Hopfen-Arten kommen auf der Nordhalbkugel vor. Die Humulus-Arten sind schnellwachsende einjährige bis ausdauernde krautige Kletterpflanzen, die – von oben betrachtet – im Uhrzeigersinn winden. Der bekannteste Vertreter der Gattung ist der Echte Hopfen, der zum Bierbrauen verwendet wird.

Der Echte Hopfen (Humulus lupulus L.), ist eine mehrmals blühende Pflanze, die bis zu fünfzig Jahre alt werden kann. Ihre mehreren Unterarten und zahlreichen Sorten kommen in Eurasien und Nordamerika vor.

Ansprüche

Es gibt Gründe, warum Hopfen nur in bestimmten Regionen dieser Welt angebaut wird. Um gut gedeihen zu können, benötigt die anspruchsvolle Pflanze nämlich besonders gute Böden und ein ganz spezielles Klima. Der Boden sollte locker und tiefgründig sein und sich im Frühjahr schnell erwärmen. In puncto Klima verlangt der Hopfen ausreichend Sonnenschein und Niederschlag, aber nicht zu viel davon. Wichtig ist Frostfreiheit zwischen den Monaten April und September.

Anbau und Verwendung

Angebaut wird Hopfen an bis zu sieben Meter hohen Gerüstanlagen. Da die Pflanze lockeren und tiefgründigen Böden sowie ausreichend, aber nicht zu viel Sonne und Regen braucht um gut zu wachsen, wird sie nur in bestimmten Regionen angebaut. Aus den Blüten reifen bis Ende August Dolden, die dann zur Weiterverarbeitung geerntet werden. Gesiegelt und verkauft werden kann nur Hopfen, der aus anerkannten Anbaugebieten stammt. Hallertau, Tettnang und Elbe-Saale sind dafür mit der geschützten geografischen Angabe (g. g. A.) geschützt. Das Anbaugebiet Spalt trägt die geschützte Ursprungsbezeichnung (g. U.).

Die wirtschaftliche Bedeutung des Hopfens besteht in seiner Verwendung als wichtigster Zusatzstoff der Bierherstellung (Bier). Der Hopfen gibt dem Bier seinen typischen Geschmack und Geruch und trägt zur Schaumbildung und Haltbarkeit bei. Bier zählt in Deutschland zu den beliebtesten alkoholischen Getränken.

Daneben werden junge Hopfensprosse roh als Salat oder gekocht als Hopfenspargel verzehrt und aus Hopfenzapfen ein sedierend wirkender Tee gewonnen. Die beruhigende Wirkung des Hopfens wird neuerdings dem in ihm enthaltenen Wirkstoff 2-Methyl-3-buten-2-ol zugeschrieben.

In Hopfenkulturen baut man vegetativ vermehrte „weibliche“ Pflanzen an, deren bis zu 12 m lange Triebe sich an Drähten und Stangen emporranken. Vor- und Nebenblätter der Blüte, deren becherförmige Drüsenhaare u.a. Hopfenbitterstoffe (Humulon, Lupulon; Bitterstoffe), etherische Öle (Hopfenöl) und Polyphenole enthalten, wachsen nach dem Verblühen zu sog. „Dolden“ heran, die im August/September geerntet werden. Zur Bierherstellung verwendet man entweder getrocknete Hopfendolden, ihr Pulver oder einen aus ihnen hergestellten Extrakt.

Zahlen zum Anbau

In Deutschland gibt es vier größere Hopfenanbaugebiete, die insgesamt auf 20.706 ha produzieren (Stand 2020).  Die wichtigsten deutschen Anbaugebiete sind die Hallertau in Bayern, das Elbe-Saale-Anbaugebiet in den Bundesländern Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt, das Schussental zwischen Tettnang und Ravensburg in Baden-Württemberg und die Region um Spalt in Mittelfranken. 2021 betrug im Bundesgebiet die Gesamtabwaage 47.862 Tonnen.

Das größte Anbaugebiet Deutschlands und gleichzeitig das größte der Welt ist die Hallertau in Bayern: 854 Betriebe bauten auf 17.100 Hektar  im Jahr 2022 Hopfen an. 1.600 Hektar wurden von 29 Höfen in der traditionellen Anbauregion Elbe-Saale, die in den Bundesländern Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen liegt, bewirtschaftet. Im drittgrößten deutschen Anbaugebiet Tettnang in Baden-Württemberg kultivierten 124 Betriebe 1.500 Hektar Hopfen. In Deutschland insgesamt gab es 2022 etwa 1.053  Hopfenanbau-Betriebe und eine Anbaufläche von 20.600 Hektar, vor gut 20 Jahren waren es noch über 5.000!

Laut dem Verband deutscher Hopfenpflanzer werden nur etwa 20 bis 30 Prozent der deutschen Hopfenernte in Deutschland verarbeitet. Der größere Teil wird in über 100 Länder der Welt exportiert.

Der in Deutschland verbleibende Hopfen wird nahezu vollständig zum Bierbrauen verwendet. Nur rund ein Prozent spielt als Arzneipflanze eine Rolle.

Im Jahr 2021 wurden weltweit 130.803 t Rohware geerntet. Mehr als die Hälfte der Gesamtmenge wurde in Europa erzeugt. Die U.S.A. als Weltmarktführer erzielten eine Ernte von 52.858 t und bauten so ihren Marktanteil weiter aus (2021/2019: +1583 t). In Deutschland wurde 2021 eine Ernte von 47.862 t Rohhopfen eingebracht. Das Spitzenergebnis des Jahres 2019 von 48.472 wurde nicht erreicht (2021/2019: - 610 t). Der drittgrößte Produzent weltweit ist Tschechien, das mit 8.306 t in 2021 eine quantitativ und zudem qualitativ überdurchschnittlich gute Ernte vorweisen konnte. In China blieb mit 6.285 t erzeugtem Rohhopfen die Erntemenge verglichen mit 2019 stabil.

Weltweite Erzeugung von Hopfen
Weltweite Erzeugung von Hopfen

Quelle: LFL

In 2021 wurde Hopfen auf einer Fläche von 62.886 ha Hopfen angebaut. Die Flächenausdehnung des Hopfenanbaus nahm somit weltweit um 520 ha zu und erreichte einen neuen Höchststand. Ursächlich dafür sind erneut Flächenerweiterungen in den USA (+458 ha) und Ozeanien (+264 ha). In Europa war die Fläche mit 32.616 ha gegenüber 2020 um 145 ha geringer. Die Verschiebungen innerhalb Europas sind auf den EU-Austritt Großbritanniens zurückzuführen.

 

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