Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Bananen

Bananen, engl. banana, fr. banane, sind eine Pflanzengattung in der Familie der Bananengewächse (Musaceae) innerhalb der Einkeimblättrigen Pflanzen (Monokotyledonen). Die etwa 70 Arten stammen – bis auf eine Art in Tansania – alle aus dem tropischen bis subtropischen Asien und westlichen Pazifikraum.

Einige Arten und Hybriden bilden essbare Früchte, von denen die der Dessertbanane (Musa × paradisiaca) zum Teil für die Nahrungsmittelproduktion angebaut werden.

Wuchsform

Die einkeimblättrige, krautige Staude (kein Baum!) hat einen etwa 8 m hohen Scheinstamm. Der Stamm weist von Beginn an seine endgültige Dicke auf, da er aus den Blattscheiden gebildet wird. Im Gegensatz dazu weist bei Bäumen, die zu den zweikeimblättrigen Pflanzen gehören, der Stamm einen Höhen- und Dickenwachstum auf. Die Bananenstaude besitzt sehr große, längliche und ungeteilte Blätter, die bis zu sechs Meter lang und einen Meter breit werden können. Im Freiland erscheinen Bananen oft ein wenig zerrupft. Der Grund liegt darin, dass die großen Blätter einreißen, was ein Schutz vor Schäden durch zu starken Wind oder heftige Regenfälle ist. Die Bananenstaude stirbt nach Bildung der Früchte, etwa zehn bis zwölf Monate nach der Pflanzung, ab.

Früchte

Bis eine Bananenpflanze blüht und Früchte trägt, dauert es ca. 14 bis 18 Monate. Die Früchte reifen in etwa drei Monaten. Die Banane als Frucht ist botanisch gesehen eine Beere. Die Beere ist dadurch gekennzeichnet, dass zahlreiche Samen von Fruchtfleisch umgeben sind. Während die Wildbanane relativ kleine samenreiche Früchte hervorbringt, enthält die größere Obstbanane keine Samen, sondern nur Reste der Samenanlagen – diese sind als schwärzliche kleine Punkte in der Banane noch zu erkennen. Unreife Früchte sind reich an Stärke, mit zunehmender Reife wird Stärke in Zucker umgewandelt.

Vermehrung

Die Banane wird durch Vögel oder Fledermäuse fremdbestäubt. Selbstbefruchtung ist durch den unterschiedlichen Blühzeitpunkt der getrennt stehenden männlichen und weiblichen Blüten nicht möglich. In Kultur werden Bananen vegetativ über Schösslinge vermehrt, da die Pollen steril sind. Die Früchte entwickeln sich dann durch Parthenokarpie.

Herkunft

Die Banane stammt ursprünglich von den südostasiatischen Inseln. Es gibt zwischen fünfzig und hundert verschiedene Bananenarten. Araber brachten sie wahrscheinlich schon im ersten Jahrhundert n.Chr. nach Afrika. Von dort gelangte die Banane mit den Portugiesen um 1500 auf die Kanarischen Inseln, Europa und nach Südamerika.
Das Wort "Banane" stammt aus dem Arabischen und bedeutet "Finger". Der schwedische Botaniker Carl von Linné (1707-1778) benannte die Pflanze nach dem römischen Arzt Antonius Musa (50 v. Chr.).

Anbau

Bananen wachsen in tropischen und subtropischen Regionen, bevorzugt im so genannten Bananengürtel um den 30. Breitengrad. Bananen benötigen, um sich optimal entwickeln zu können, feucht-warmes Klima und eine Temperatur um etwa 27 °C. Möglichst 1.500 Sonnenstunden jährlich oder mehr und eine hohe Luftfeuchte sind weitere Voraussetzungen. Die Bananenpflanze wächst am besten auf flachen, gut belüfteten und sandigen Lehmböden. An solchen Orten sind Bananenernten bis zu 50 t/ha möglich.

Bananen werden für den Export in Monokulturen auf Plantagen angebaut, die häufig intensiv mit Pflanzenschutzmitteln versehen werden. Monokultur, Herbizide und Pestizide führen zu ökologischen Schäden in den Anbauregionen und zu gesundheitlichen Schäden bei den Angestellten. Ein typisches Beispiel ist das bereits Ende der 1970er Jahre in den USA verbotene Nematizid DBCP, welches auch danach in Bananenerzeugerländer exportiert wurde und bis heute Gesundheitsschäden verursacht.

Die Pflanze benötigt große Mengen an Wasser. Die Bananenstauden wachsen auf den Plantagen in der Regel zwei Jahre, sie tragen nur einmal Früchte. In den Ländern, in denen Bananen für den Export angebaut werden, wachsen diese auch meist wild. Ein Anbau im Wald unter schattigen oder halbschattigen Bedingungen ist dabei genauso möglich wie ein Anbau unter direkter Sonneneinstrahlung.
Ökologisch nachhaltiger Anbau setzt daher auf Mischkulturen, erlaubte chemische Mittel im ökologischen Anbau sind zum Beispiel Essig und Kalialaun.

Logistik

Die Logistik – also der Transport, die Lagerung, die Bereitstellung und Verteilung – ist entscheidend dafür, dass z.B. in Deutschland Bananen gekauft werden können. Angefangen mit dem Verpacken der in unreifem grünen Zustand auf den Plantagen geernteten Bananen, über den Transport von dort zu den Häfen, wo sie mittlerweile hauptsächlich in Kühl-Containern auf Containerschiffe verladen werden, ihre Verschiffung innerhalb von 14 Tagen über den Atlantik in das niederländische Vlissingen, das als Drehscheibe für den Bananenimport in Nordeuropa fungiert, bis zu ihrer Verteilung in die Reifezentren der Länder, wo sie weiterhin in den Kühlcontainern gelagert werden, bis der Groß- oder Einzelhandel eine bestimmte Menge ordert – hinter all dem steht ein enormer technischer Aufwand, inklusive der digitalen Kommunikationstechnologien.

In dieser gesamten Lieferkette verkörpert sich unter anderem großes Wissen über die biologischen Stoffwechselprozesse der Banane und über die auf sie Einfluss nehmenden modernen Technologien, die es ermöglichen, das Reifen zu unterbrechen und wieder in Gang zu setzen. Denn damit die schnell verderbliche Banane nicht als brauner Matsch in der Frischeabteilung der Supermärkte liegt, muss sie grasgrün geerntet werden. Da sie das Reifegas Ethylen abgibt, wird 90-mal pro Stunde die Luft in den Kühlcontainern gewechselt; die Transporttemperatur liegt bei 13 °C. So wird die Reifung während des Transports weitestgehend unterbunden. Sensoren überwachen die Parameter. Erst wenn sie in den Reifezentren angekommen ist und der Groß- oder Einzelhandel eine bestimmte Menge bestellt, wird exakt die bestellte Menge von einem Reifemeister angegast – so der Terminus technicus – durch die Zugabe von Ethylen. Ihre Reifung wird dadurch wieder angeschoben, und die Bananen landen halbwegs gereift beziehungsweise angereift im Supermarkt.

Die Komplexität der Logistik zusammen mit der gesamten technischen Einflussnahme des Menschen an vielen unterschiedlichen Stellen - Anbauort, Anbaubedingungen, Sortenwahl, EU-Binnenmarkt mit seinen Verordnungen und Handel - formen die Banane in ihrer Beschaffenheit, ihrer Materialität. Dies bringt Wissenschaftler dazu, von der Banane als einem Biofakt (von lat. bios für Leben und facere für machen) zu sprechen: Die Banane als nach den Wünschen des Menschen technisch gestaltete Natur.

Wirtschaft

Die Banane ist das wichtigste Welthandelsprodukt hinter Weizen, Mais und Zucker. Im Jahr 2016 wurden weltweit etwa 113,3 Mio. t Bananen auf einer Anbaufläche von 5,5 Mio. ha geerntet. 2016 ernteten 20 Staaten 87,0 % der Weltbananenernte. Der weltweit größte Produzent war Indien mit 29,1 Mio. t. Es folgten VR China mit 13 Mio. t, Indonesien mit 7 Mio. t, Brasilien mit 6,7 Mio. t und Ecuador mit 6,5 Mio. t.

Nicht alle Hauptanbauländer für Obstbananen spielen auch für den Export eine Rolle. So wird z. B. in Brasilien, China, Indien und Thailand im Wesentlichen für den Eigenbedarf produziert. Diefünf Hauptexportländer waren 2013 Ecuador (5,4 Mio. t), die Philippinen (3,3 Mio. t), Guatemala (2,0 Mio. t), Costa Rica (1,9 Mio. t) und Kolumbien (1,5 Mio. t).

Hauptimporteure waren weltweit die Europäische Union (7,2 Mio. t), die USA (4,5 Mio. t) und Russland (1,3 Mio. t). Deutschland importierte 2013 rund 1,3 Millionen Tonnen Bananen, womit die Banane nach dem Apfel die Frucht mit der zweithöchsten Verzehrmenge ist.

Beim internationalen Bananenhandel spielten wenige transnationale Handelsunternehmen fast von Beginn an eine alles dominierende Rolle. Von den 1800er bis in die 1980er Jahre besaßen United Fruit Company/Chiquita, Standard Fruit Company/Dole und delMonte große Plantagen in Zentral- und Südamerika und anderen produzierenden Regionen und steuerten von den USA aus in vertikal integrierten Ketten Produktion, Handel, Transport und Vermarktung, ja selbst die Politik in den jeweiligen Ländern zu ihren Gunsten. Diese mit Korruption und anderen Verbrechen verbundene Form der Abhängigkeit schwacher Staaten führte zum Begriff der Bananenrepubliken.

Auf dem Höhepunkt ihrer Macht kontrollierten die großen "Multis" in den 1980er Jahren zwei Drittel des Bananenhandels. Seither haben sie an Marktmacht verloren, sich nach und nach aus der eigenen Produktion zurückgezogen und kaufen stattdessen Bananen von unabhängigen Produzenten bzw. haben feste Kontrakte mit Produzenten.

Gründe für die veränderte Strategie des Rückzugs aus der Produktion bzw. der Fokussierung auf Markt- und Verteilungsnetzwerke:

Nutzung

Es werden hauptsächlich drei Bananensorten genutzt: die Obstbanane, die Mehl- oder Kochbanane und die Textilbanane.

Das Fruchtfleisch vieler Sorten der Obstbanane Musa × paradisiaca und anderer Hybriden ist essbar. Die Zuchtbananen bringen es heute zusammen auf über 1000 Kreuzungen und Varianten. Die mehlig-süße Obstbanane oder Dessertbanane wird frisch verzehrt, sie enthält ca. 70 Prozent Wasser, reichlich Kohlenhydrate in Form von Stärke und Zucker und geringe Mengen der Vitamine A, B und C. Teilweise wird mit ihr auch Likör und Bananenmark für Süßwaren produziert.

Die Kochbanane hat sehr hartes, weißlich-gelbes Fruchtfleisch, das im Geschmack mild bis leicht säuerlich ist, es muss für den Verzehr gebraten, gekocht oder getrocknet werden. Im europäischen Handel spielt sie kaum eine Rolle, aber in den Erzeugerländern dient sie als Grundnahrungsmittel. Die Blätter der Banane dienen als Viehfutter, werden zum Bauen und Dachdecken verwendet oder dienen oft als eine Art Serviertablett oder geschmackstragende Back- und Grillhülle. Die Blüten (auch als „Bananenherzen“ bezeichnet) werden als Gemüse gekocht (Indien). In Afrika wird auch Bananenbier gebraut.

Die Textilbanane (Musa textilis) - der Manilahanf - wird auf den Philippinen angebaut. Die Fasern der Blätter werden zum Herstellen von Papier oder Tauen genutzt. Da diese Fasern sehr resistent gegen faulen im Süß- und Salzwasser sind, waren sie früher für die Herstellung von Schiffstauen sehr wichtig.

Weitere Informationen:

Pfeil nach linksBagasseHausIndexBannwaldPfeil nach rechts