Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Himbeere

Die Himbeere (Rubus idaeus) ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Die vielfältige Nutzung der Pflanze durch den Menschen spiegelt sich in zahlreichen regionalen Volksbezeichnungen wider.

Merkmale

Die Himbeerpflanze besitzt ein mehrjähriges, flaches Wurzelsystem, aus dem 1,5-2 m lange, aufrecht wachsende Ruten hervorgehen. Es handelt sich um Halbsträucher. Bei Halbsträuchern verholzen die unteren Teile der Pflanze, die Zweige im oberen Teil bleiben krautig und sterben im Winter ab. Himbeeren sind Sammelfrüchte. Die 20-30 Einzelbeeren gruppieren sich um den Blütenboden und lösen sich bei Vollreife vom Zapfen. Sie sind selbstfruchtbar.

Himbeeren haben einen sehr hohen Vitamingehalt. Aufgrund des günstigen Zucker-Säure-Verhältnisses können größere Mengen gegessen werden ohne Magenbeschwerden befürchten zu müssen. Ihr hoher Salicylsäuregehalt wirkt schweißtreibend, temperatursenkend und entzündungshemmend. Aufgrund ihres einzigartigen Aromas gehören Himbeeren zu den köstlichsten Früchten für den Frischverzehr.

Herkunft und Verbreitung

Legenden zufolge ist die Heimat der Himbeere die Insel Kreta. Die ersten Himbeeren wurden wahrscheinlich im Mittelalter von Mönchen in Klostergärten kultiviert. Ende des 18. Jahrhunderts werden die ersten Sorten erwähnt. Heute kennt man über 1000 Sorten. Sie werden vor allem in Europa und Nord- und Südamerika angebaut.

Die Wildart ist eine Waldpionierpflanze, das heißt, sie wächst in Waldlichtungen, aber auch an Waldrändern und auf Schuttplätzen.

Anbau

Die Vermehrung von Himbeeren erfolgt durch Ausläufer oder Wurzelschnittlinge. Himbeeren können im Herbst oder im zeitigen Frühjahr in noch laublosem Zustand gepflanzt werden. Als Standort eignen sich alle sonnigen Lagen mit humusreichem, lockerem und tiefgründigem Boden. Alternativ können Himbeeren auch auf Erdwällen kultiviert werden. Auf staunassen Böden muss unbedingt eine Drainage verlegt werden. Der Anbau in Spätfrostlagen ist zu vermeiden, da die Jungtriebe frostempfindlich sind. Als Pflanzgut werden verholzte Ruten und Topfpflanzen angeboten. Der Pflanzabstand in der Reihe beträgt 30-40 cm, der Reihenabstand je nach Pflanzsystem 2,50-3,50 m.

Man unterscheidet Sommerhimbeeren und Herbsthimbeeren. Bei den Sommerhimbeeren werden die abgetragenen Ruten nach der Ernte dicht über dem Boden abgeschnitten und 8-12 gesunde Jungruten pro laufendem Meter belassen. Diese fruchten dann im folgenden Jahr. Die Ernte ist von Juni bis Anfang Juli. Die Erziehung erfolgt als aufrechte Hecke oder als bewegliches V-System. Vorteil des V-Systems ist die bessere Beerntbarkeit (Ertragszone außen, Jungruten innen). Bei den Herbsthimbeeren werden alle Ruten nach der Ernte abgeschnitten. Im Juni werden die nachgewachsenen Jungruten auf etwa 20 Ruten pro laufendem Meter ausgedünnt. Die Ernte beginnt Mitte August und endet beim ersten Frost.

2016 betrug die Welternte 795.000 Tonnen. Das Land mit der größten Himbeerproduktion der Welt war Russland, das 20,7 % der weltweiten Ernte produzierte. Europa war für etwa 62,7 % der Welternte verantwortlich.

Vermarktung

Die Früchte sind recht weich und verderben schnell. Sie sollten deshalb spätestens zwei Tage nach der Ernte beim Endverbraucher sein. Verbreitet sind der direkte Absatz und die Belieferung des Großhandels. Sie werden nur in 250 g-Schalen angeboten.

Verwendung

Sie werden als Frischware zum Verzehr oder als Rohware für die Verarbeitungsindustrie (Konfitüre, Säfte) verwendet. Sie eignen sich auch zum Tieffrieren. Wenn sie nicht direkt verzehrt werden, lassen sie sich frisch für Obst- oder auch herzhafte Salate verwenden, als Kuchenbelag oder für Desserts. Man kann sie zu Konfitüre, Sirup, Saft oder Roter Grütze verarbeiten und sie schmecken ganz hervorragend als Mus. Wer mag, kann eine Reihe von industriell hergestellten Produkten probieren, unter anderem Likör, Wein und Essig.

(u. a. KOB)

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