Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Stachelbeere

Die Stachelbeere (Ribes uva-crispa) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Ribes innerhalb der Familie der Stachelbeergewächse (Grossulariaceae). Sie besitzt ein weites Verbreitungsgebiet in Eurasien und Nordafrika. Die Sorten liefern Obst.

Erscheinungsbild

Die Stachelbeere ist ein sommergrüner Strauch, der Wuchshöhen von 60 bis 100, oder manchmal bis zu 150 Zentimetern erreicht. Die dunklen Äste stehen sparrig ab oder hängen bogig über, besitzen eine abschilfernde Korkhaut und sind an den Knoten, unterhalb von Kurztrieben mit meist dreiteiligen (Variation von einteilig bis fünfteilig) Dornen (nicht Stacheln) besetzt. Die Langtriebe sind mit einzeln stehenden, häufig nur haarförmigen Dornen bedeckt.

Vorkommen

Die Stachelbeere ist in fast ganz Europa verbreitet, nördlich geht sie bis 63° nördlicher Breite, in Südeuropa ist sie in den Gebirgen zu finden, außerdem wächst sie in Nordafrika, dem Kaukasus, Kleinasien und dem Himalaya, östlich kommt sie bis China vor. Durch die leichte Verwilderung und die schwierige Unterscheidung verwilderter Formen von der echten Wildpflanze ist die detaillierte, ursprüngliche Verbreitung nicht mehr feststellbar.

Die Stachelbeere wächst wild auf mäßig trockenen bis frischen nährstoff- und basenreichen, oft kalkhaltigen Standorten. Sie erträgt Schatten und kommt in Hecken, Gebüschen, Schlucht- und Bergwäldern, Auen und in Laubwäldern vor. Sie ist eine Charakterart der Ordnung Prunetalia, kommt aber auch in Pflanzengesellschaften der Verbände Tilio-Acerion und Alno-Ulmion vor. In den Allgäuer Alpen steigt sie beim Sender auf dem Grünten in Bayern bis zu einer Höhenlage von 1700 Meter auf.

Nutzung

Die Stachelbeere wird etwa seit dem 16. Jahrhundert als Beerenobst angebaut. Zur Herauszüchtung der Gartenformen wurden teilweise weitere Arten eingekreuzt. Die zahlreichen, teilweise durch Einkreuzung anderer Arten entstandenen Gartenformen werden vegetativ vermehrt durch Absenker oder Veredelung, beispielsweise als Hochstämmchen, wobei dafür als Unterlage häufig die Gold-Johannisbeere (Ribes aureum) verwendet wird. Die Früchte werden als Kompott und Kuchenbelag oder zur Marmeladenherstellung und Hausweinveredelung verwendet, häufig aber auch roh gegessen.

Weltproduktion

2021 betrug die Welternte an Stachelbeeren 91.018 Tonnen. Das Land mit der größten Stachelbeerenproduktion der Welt war Russland, das 79.100 t produzierte, es folgten Ukraine mit 8.900 t und das Vereinigte Königreich mit 2.293 t. Europa war für etwa 99,9 % der Welternte verantwortlich.

Züchterisches Zeugnis der botanischen Nähe von Stachelbeere und Schwarzer Johannisbeere ist die Jostabeere (Jo+Sta-Beere). Sie ist eine eine deutsch-deutsche Spezialität, die in den 1970ern mit unterschiedlichen Sorten als Kreuzungspartner parallel in der BRD und in der DDR entstand.

Weitere Informationen:

Pfeil nach linksSquatterHausIndexStadtdorfPfeil nach rechts