Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Feuchte Mittelbreiten

Eine der neun weltumspannenden Ökozonen nach J. Schultz (2016). Sie nimmt heute etwa 9,7 % der irdischen Landoberfläche ein und liegt zwischen 35° und 60°. Die großen Vorkommen liegen in der Nordhemisphäre jeweils an den Ost- und Westseiten der Kontinente, nur kleinere auf der Südhalbkugel in Südamerika, Australien und Neuseeland. Die Breitenlage variiert unter dem Einfluss kalter und warmer Meeresströmungen. Alle Teilgebiete haben ein maritim beeinflusstes temperates Klima: Nicht zu heiße Sommer sowie milde Winter. Die jährlichen Niederschlagssummen liegen in den meisten Gebieten zwischen 500 und 1.000 mm.

Anfang des 21. Jahrhunderts sind in den Feuchten Mittelbreiten noch etwa 15 % in einem weitgehend naturnahen Zustand.

Die Feuchten Mittelbreiten umfassen nicht nur die bevölkerungsreichsten, sondern auch die wirtschaftlich höchst entwickelten Erdräume. In dieser Zone leben weit mehr Menschen, als deren Flächenanteil entspricht. In der Folge ist die Umgestaltung der Natur hier tiefgreifender und umfassender als in den meisten anderen Ökozonen. So wurden die Moore und Talauen zum größten Teil trockengelegt und in grün- und Ackerland überführt. Die noch erhaltenen Waldflächen sind gewöhnlich an ungünstige Bodenverhältnisse oder steile Hangneigungen geknüpft und zu Nutzforsten umgestaltet.

Nutzung

Die agrare Nutzung wird begünstigt durch vorteilhafte Wärmebedingungen, Niederschlagsverlässlichkeit und eine ausreichend lange Vegetationsperiode sowie durch vergleichsweise fruchtbare Böden oder zumindest solche, deren Ertragsfähigkeit sich durch Düngung erheblich steigern lässt. Diesem hohen natürlichen Potential entsprechen die großen Flächenanteile, die pflanzenbaulich genutzt werden. Diese wird meist in Form einer intensiven gemischten Landwirtschaft oder einer intensiven Grünlandwirtschaft betrieben.

Intensive gemischte Landwirtschaft

Die Bewirtschaftung erfolgt in den meisten Gebieten durch kleine oder mittelgroße Betriebe (häufig in Familienbesitz), mit hoher Arbeits- und Kapitalintensität sowie hoher Flächenproduktivität. Vorherrschend sind Getreide-, Hackfrucht- und Futterbau in Kombination mit Viehhaltung. Ackerbau und Viehhaltung sind betrieblich oft eng integriert. Die Zahl der genutzten Tier- und Pflanzenarten ist in Bezug auf den Gesamtraum groß.

Die häufigsten Getreidearten sind Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Körnermais. Zu den häufigsten Hackfrüchten gehören Kartoffel, Feldgemüse, Zuckerrübe und Futterrübe. Der Futterbau umfasst Klee, Luzerne und Grünmasse. Dauerkulturen treten im Unterschied zur Borealen Zone zwar auf, sind aber im Vergleich zu den äquatorwärts benachbarten Winterfeuchten und Immerfeuchten Subtropen von untergeordneter Bedeutung. An Obstsorten haben Äpfel, Kirschen, Birnen und Pflaumen, an Beerenobst Erdbeeren und Himbeeren eine gewisse Verbreitung. In wärmeren Gebieten besteht Weinbau.

Neuere Entwicklungen haben vielerorts zu größeren Betriebseinheiten und zu Spezialisierungen der Betriebszweige geführt.

Intensive Grünlandwirtschaft

Intensive Grünlandwirtschaft findet sich in Küstengebieten und Höhenstufen einiger Bergländer, wo kühlfeuchte Klimabedingungen den Graswuchs begünstigen. Meist handelt es sich um Milchtierhaltung oder Rindermast (seltener um Schafhaltung) auf der Grundfutterbasis von Dauergrünland. Durch intensive Bewirtschaftung (u.a. Düngung, Einsaat wertvoller Futtergräser und Kleearten, Drainage) wird die Menge und Güte des Futterertrags meist so weit gesteigert, dass Tragfähigkeiten von 2 bis 3 GVE ha -1 erreicht werden. Die Nutzung erfolgt entweder als Weide oder als Wiese (Heugewinnung bei Stallhaltung).

Eine ähnlich intensive Viehwirtschaft hat sich gebietsweise auch außerhalb der genannten graswüchsigen Klimate auf der Basis von silagefähigen Futterpflanzen entwickelt, z.B. im Mais-Milchvieh-Gürtel in Nordamerika. (Schultz 2016)

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