Moor
Der Landschaftsbegriff 'Moor' wird gleichzeitig auch für die Böden dieser Landschaft benutzt. Ein Hochmoor (engl. moss) wird in Süddeutschland auch als Filz bezeichnet, während für Niedermoor auch Flachmoor oder Moos üblich ist.
Moore sind vom Regen- oder Mineralbodenwasser abhängige Lebensgemeinschaften auf Torfböden in natürlichem oder naturnahem Zustand, einschließlich bestimmter Degenerations- und Regenerationsstadien. Es besteht eine überwiegend waldfreie Formation aus moortypischer Vegetation.
In der bodensystematischen Einheit 'Moor' gemäß der deutschen bodenkundlichen Definition (AG Boden 2005) werden Böden mit mindestens 30 Zentimeter Torfmächtigkeit als Böden zusammengefasst, die im Wesentlichen durch den unvollständigen Abbau von Pflanzenresten entstanden sind. Dabei handelt es sich um organische Böden mit häufig mehreren Metern mächtigen Humushorizonten und mindestens 30% organischer Substanz. Ist die Auflage aus Torf kleiner als 30 Zentimeter oder beträgt der Anteil organischer Substanz weniger als 30%, so handelt es sich um Moorgleye oder Anmoorbildungen.
Moore wurden bei der deutschen Bodensystematik, anders als in der World Reference Base for Soil Ressources (WRB) – dort werden sie wie die Fels- oder Skeletthumusböden zu den Histosols gezählt – in eine eigene Abteilung gestellt, da mit ihrer Bildung zugleich das Ausgangsmaterial des Bodens entsteht (Torfmoose).
Bedeutung und Gefährdung
Moore speichern 30 % des weltweiten Bodenkohlenstoffes, obwohl sie nur 3 % der Landfläche ausmachen. Sie beinhalten daher die doppelte Menge an Biomassekohlenstoff wie der globale Waldbestand. Moore sind reich an Biodiversität und die raumeffektivsten Kohlenstoffbestände der Welt. Die Trockenlegung der Moore steigt weltweit weiter an, ihre Zerstörung durch den Bergbau und das Auftauen der Permafrostböden sind ebenfalls von globaler Bedeutung. Rund 15 % der Moore sind von Degradation betroffen, was insgesamt 6 % der weltweiten Treibhausgas-Emissionen erzeugt. Während weitreichende Trockenlegungen in vielen Teilen der Welt das Hauptproblem darstellen, kämpfen die Menschen in der Tundra mit Bodenabsenkungen durch das Auftauen der Permafrostböden, während im Himalaya Überweidung und Zerstörung durch Bergbau Degradation von Mooren bewirken. Die Wiedervernässung von Mooren, ihr Schutz und ihre klimaschonende Nutzung mit Hilfe der Landwirtschaft auf Moorböden (Paludikultur) ist daher von entscheidender Bedeutung für den Klimaschutz und wird in der Fachwelt als „low-hanging fruit for climate change mitigation“ betrachtet. (WBGU 2020)
Verbreitung
In Mitteleuropa hängt die Verbreitung der Moore entsprechend ihrer Entstehung eng mit den Klimabedingungen sowie der Oberflächengestaltung nach dem Rückgang des Inlandeises zusammen.
Hochmoore finden sich in den niederschlagsreichen, küstennahen Gebieten der Nordsee,im nördlichen, glazial geprägten Alpenvorland, außerhalb der Vereisungsgebiete kleinere Hochmoore in fast allen Mittelgebirgen
Niedermoore: vor allem im Bereich der Urstromtäler (Warthe-Netze-Oderbruch) und anderen Flussniederungen (Donaumoos).
Weltweit erstrecken sich Moore über eine Fläche von etwa 4 Millionen km² und finden sich in 90 % aller Staaten. Die Verteilung auf der Erde ist sehr inhomogen, Ihre größte Verbreitung haben sie in kühlen Klimaten. Das hängt damit zusammen, daß dort durch niedrigere Temperaturen die Tätigkeit der Streuzersetzer stärker gehemmt ist als der Pflanzenwuchs.
Die größten Flächen liegen in Kanada, Alaska, Nordeuropa, Sibirien und Südostasien. Noch fast 80% der weltweiten Moorfläche ist im natürlichen Zustand. Ein Großteil dieser intakten Moore liegt in nur dünn besiedelten, landwirtschaftlich schlecht nutzbaren Gebieten, vor allem in Kanada, Alaska und Sibirien. In Erdteilen mit hohem Bevölkerungsdruck und Flächenbedarf, wie in Europa und Südostasien, gibt es jedoch kaum noch ungestörte Moore. Hier wurden große Teile für die landwirtschaftliche oder forstliche Nutzung entwässert, der Torf abgebaut, oder als Siedlungs- oder Infrastrukturfläche bebaut. In Indonesien und Malaysia wurden in den letzten 20 Jahren in großem Umfang Moorwälder entwässert und in Ölpalm- und Acacia-Plantagen umgewandelt. Etwa 900.000 km² Moore sind weltweit so stark zerstört, dass keine Torfbildung mehr stattfindet und der Torf teilweiße oder ganz verschwunden ist. Jährlich verringern sich die weltweiten Torfvorräte um ungefähr 0,2 %
Landwirtschaftliche Nutzung
Die landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Nutzung von Mooren funktioniert auf konventionellem Wege nur durch die Senkung des Wasserspiegels. Diese hat zur Folge, dass sich die hydraulischen Eigenschaften der Torfe, wie die Wasserspeicherkapazität und die hydraulische Leitfähigkeit, verringern. Durch die Entwässerung kommt zudem der vorher unter Luftabschluss entstandene Torf mit Sauerstoff in Berührung. Dieser Prozess führt bei anhaltenden aeroben Bedingungen zu einer kontinuierlichen Verstoffwechselung des Torfes (Torfzehrung) und damit zu einer irreversiblen Schädigung des Moorkörpers.
Diese konventionelle Nutzung führt unweigerlich zu einer Zerstörung der Moore und angrenzender Feuchtgebiete. Eine nachhaltige Moornutzung kann nur bei oberflächennahen Wasserständen erfolgen, welche unter Umständen zu einer Torfbildung aber zumindest zu einer Torferhaltung führt. Diese Alternative wird als Paludikultur beschrieben.
Trockengelegte, landwirtschaftlich genutzte Moore sind für rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen des hiesigen Agrarsektors verantwortlich. Deren Wiedervernässung würde die Emissionen stark verringern, dafür bedarf es aus Sicht der Landwirte jedoch gleichwertiger Nutzungskonzepte für die nassen Flächen.
Verfahren der konventionellen Moornutzung:
Die Moorbrandkultur (Moorbrandwirtschaft) ist ein Verfahren, bei dem das Moor vor dem Winter oberflächlich entwässert und abgehackt wurde, damit es im Frühjahr abgebrannt werden konnte. Anschließend wurde in der Asche Buchweizen oder Hafer ausgesät. Reguliert wurde das Feuer durch die Windrichtung und die zu- oder abnehmende Feuchtigkeit im Boden. Bei diesem Verfahren waren die Nährstoffreserven im Boden jedoch nach 10 Jahren erschöpft und das Land musste 30 Jahre brach liegen.
Bei der Fehnkultur legte man große Entwässerungsgräben an, aus denen man den Schwarztorf abbaute. Die Wasserkanäle dienten auch dem Abtransport des Torfes.
Die deutsche Hochmoorkultur wird nur bei Hochmooren angewandt, wobei der Torf mindestens eine Höhe von 1,3 Metern besitzt. Die Moore werden zwar entwässert, aber nicht abgetorft, sondern nur umgebrochen und gedüngt. Der daraus entstandene Boden dient ausschließlich der Grünlandwirtschaft.
Bei der (deutschen) Sandmischkultur wird Sand aus einer Tiefe von ungefähr 3 Meter hochbefördert und durchgepflügt. Die daraus entstandene Sand-Mischkultur ist in der Landwirtschaft vielseitig einsetzbar.
Die Tiefpflug-Sanddeckkultur ist nur für Niedermoore geeignet, deren Torfschicht nicht dicker als 80 cm ist. Dabei wird mit einem Tiefpflug mit einer Arbeitstiefe von 1,60 m der Boden um etwa 135° gewendet und schräg gestellt. In dem stark verändernden Bodenprofil wechseln sich Torf- und Sandbalken von etwa gleicher Stärke ab. Zudem wird das Profil von einer etwa 20–30 cm mächtigen Sandschicht überlagert. Bei dieser Art der Melioration wandeln sich die Bodeneigenschaften grundlegend. Durch die stark steigende Wasserleitfähigkeit werden der Bodenwassergehalt und die Möglichkeiten der Grundwasserregulierung viel ausgeglichener. Mit der Sanddeckkultur ist ein intensiver Getreideanbau auf einem Niedermoor möglich.
Bei der Schwarzkultur wird der Moorboden nach der Entwässerung ohne Veränderungen kultiviert, wobei dies nur auf Niedermooren vollzogen werden kann.
(s. a. deutsche Hochmoorkultur, Fehnkultur, Paludikultur, Sandmischkultur)
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