Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Winterfeuchte Subtropen

Die Zone der Winterfeuchten Subtropen (mediterrane Subtropen) ist eine der neun weltumspannenden Ökozonen nach J. Schultz (2016). Sie nimmt heute etwa 1,7 % der irdischen Landoberfläche ein und ist damit die kleinste der Ökozonen. Gleichzeitig ist sie die am stärksten zerstückelte Zone, nämlich in fünf voneinander isolierte Vorkommen auf fünf verschiedenen Kontinenten, wo sie jeweils an den Westseiten schmale nur wenige 100 km landeinwärts reichende Küstenstreifen einnehmen. Lediglich im Mittelmeerraum dringen sie weit ostwärts in die altweltliche Landmasse vor, sind aber auch hier küstennah.

Anfang des 21. Jahrhunderts sind von den Winterfeuchten Subtropen noch etwa 7 % in einem weitgehend naturnahen Zustand. Sie liegt in dem als Mittelmeerklima bezeichneten Teil der Subtropischen Klimazone. Nach der vorherrschenden Vegetation sind die Landschaftstypen der Hartlaubvegetation kennzeichnend.

Klimatische und pedologische Ausstattung

Während des Sommers liegen die Winterfeuchten Subtropen im Einflussbereich der subtropisch-randtropischen Hochdruckgebiete. Strahlungswetter und Trockenheit herrschen vor. Während des Winters setzt sich dagegen mit der äquatorwärtigen Verschiebung der planetarischen Strahlungs- und Luftdruckgürtel das zyklonale Wettergeschehen der Mittelbreiten durch. Regenwetter wechselt dann, wie in den Feuchten Mittelbreiten, mit strahlungsreichem Hochdruckwetter ab. Kaltlufteinbrüche lassen selbst im Tiefland mäßige Fröste auftreten, sind aber nicht langanhaltend.

Die engmaschige orohydrographische Differenzierung hat, im Zusammenwirken mit petrographischen Unterschieden (z.B. Karbonatgestein, Silikatgestein), den vom Menschen ausgelösten Erosionsvorgängen (Bodenabtrag, Verkarstung, Hochwasserschäden) und paläoklimatische Änderungen (Reliktböden) ein kleinräumige Kammerung aus einer Vielzahl von Bodentypen entstehen lassen. Besonders häufig tritt der Chromic Luvisol auf. Bei ihm handelt es sich um einen meist leuchtend rot bis braunrot gefärbten, lessivierte Boden, der sich in der Regel auf Karbonatgestein entwickelt hat und der ziemlich basenreich und humusarm ist. Er neigt zur Flachgründigkeit (Folge seiner Erosionanfälligkeit) und trockenzeitlichen Verhärtung, gilt aber als relativ fruchtbar. Die Rotfärbung (Rubefizierung) beruht auf der Bildung von fein verteiltem Hämatit.

Ähnlich auffällig rote und rotbraune Farben zeigen die in vielen Gebieten, wenn auch insgesamt viel seltener vorkommenden Chromic Cambisole. Ihnen fehlt die für die Luvisole charakteristische Tonverlagerung.

Die nach den Chromic Luvisolen nächst häufigen Bodentypen sind insbesondere im Mittelmeerraum und in Australien die durch sekundäre Kalkanreicherung gekennzeichneten Calcisole.

Im europäischen Mittelmeergebiet werden sowohl die Chromic Luvisole als auch die Chromic Cambisole je nach Farbe als Terra rossa bzw. Terra fusca bezeichnet. Ihre Entstehung wir auf reliktische Bildungsprozesse zurückgeführt.

Vegetation in Stichworten

Landnutzung

Die Gunst des Winterregenklimas für eine größere Zahl von temperaten und subtropischen Nutzpflanzenarten sowie einige saisonale Vorteile - z.B. können mehrere Gemüsearten bereits im Winter und im Frühjahr geerntet und auf den Markt gebracht werden - verschaffen den mediterranen Gebieten gute Exportmöglichkeiten. Dies betrifft vornehmlich die Teilräume der Nordhalbkugel, welche die polwärts direkt anschließenden Feuchten Mittelbreiten beliefern können.

Der Regenfeldbau beschränkt sich auf das Winterhalbjahr. Nur mit Bewässerung ist auch im Sommerhalbjahr oder ganzjährig Ackerbau möglich. Beim winterlichen Regenfeldbau werden vorwiegend Nutzpflanzen der temperaten Klimate angebaut wie Winterweizen, Gerste, Kartoffeln, und Feldgemüse (Salat, Zwiebeln, Tomaten, Blumenkohl; ferner Artischocken, Auberginen, Brokkoli). Häufig ist auch der Maisanbau. Im Mittelmeergebiet erfolgt die Aussaat des Wintergetreides im September, die Ernte oft schon im Mai.

Weit verbreitet ist Bewässerungsfeldbau. Bewässerung erlaubt nicht nur die Nutzung der warmen und strahlungsreichen Sommerzeit, beispielsweise für den Anbau der genannten Gemüsearten, sondern auch den Anbau von wärmebedürftigen und kälteempfindlichen Feldfrüchten wie Reis und Baumwolle.

Besonders zonentypisch sind eine Reihe von Sonderkulturen. Dazu zählen die im Mittelmeerraum traditionell wichtigen Rebflächen und Ölbaumhaine sowie Pflanzungen von Feigen-, Mandel- und Obstbäumen (Pfirsiche, Aprikosen, Agrumenarten wie Orangen und Zitronen).

Während sich der Ackerbau auf die Küstentiefländer konzentriert, ziehen sich die Baumkulturen auch an den Hängen der Berg- und Gebirgsländer aufwärts, die dann von Naturweiden abgelöst werden. Deren Nutzung erfolgte traditionell in Form einer Transhumanz, die aber stark an Bedeutung verloren hat.

Viele Gebiete sind von Landdegradation betroffen, insbesondere durch Überweidung. Staatliche Gegenmaßnahmen bestehen oft in Aufforstungen, häufig mit exotischem Eucalyptus oder mit Kiefern.

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