Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Immerfeuchte Subtropen

Die Zone der Immerfeuchten Subtropen ist eine der neun weltumspannenden Ökozonen nach J. Schultz (2016). Sie nimmt heute etwa 4 % der irdischen Landoberfläche ein. Nach der vorherrschenden Vegetation kann sie in die Landschaftstypen Lorbeerwald und Subtropischer Regenwald untergliedert werden.

Die Verbreitung der Immerfeuchten Subtropen ist ähnlich fragmentiert wie diejenige der Winterfeuchten Subtropen. Die einzelnen Vorkommen verteilen sich ebenfalls auf fünf Kontinente, liegen dort aber mit einer Breitenlage von 25 bis 35° etwas äquatornäher. Der markantere Unterschied ist allerdings ihre Lage auf den Ostseiten der Festlandsmassen.

Äquatorwärts grenzen die Immerfeuchten Subtropen an die Immerfeuchten oder an die Sommerfeuchten Tropen, polwärts an die feuchten Mittelbreiten. In beiden Richtungen können thermische Kriterien zur Abgrenzung dienen. Als Schwellenwert gegenüber den Immerfeuchten und den Sommerfeuchten Tropen gilt die absolute Frostgrenze oder die 18 °C-Isotherme des kältesten Monats, jeweils im Tiefland.

Zu Anfang des 21. Jahrhunderts sind von der Zone noch etwa 12 % in einem weitgehend naturnahen Zustand. Durch die dichte Besiedelung und hohe wirtschaftliche Entwicklung ist die natürliche Vegetation in den meisten Teilgebieten der Immerfeuchten Tropen stark zurückgedrängt.

Klimatische und pedologische Merkmale

Die Regenmengen an den Ostseiten der Kontinente sind in diesen Breiten ganzjährig hoch. Hier könen daher in einer Breitenzone Regenwälder gedeihen, in der sonst nur Savannen, Wüsten oder - an den Westseiten der Kontinente - Hartlaubformationen vorkommen.

Diese West-Ost-Asymmetrie hängt mit monsunalen Effekten zusammen. Im Sommer der jeweiligen Halbkugel bauen sich über den Kontinenten Hitzetiefs (Monsuntiefs) auf, die ozeanische wasserdampfhaltige Luftmassen von Osten her landeinwärts ziehen. Konvektive Vorgänge über dem Festland lassen dann kräftige Schauerregen entstehen und führen zu dem typischen Sommermaximum der Niederschläge. Die winterlichen Niederschläge treten im Zusammenhang mit Kaltlufteinbrüchen auf, die auf der Nordhalbkugel aus den sich über Zentralasien und dem mittleren Nordamerika aufbauenden Kältehochs stammen. Beim Einfließen kontinental-arktischer Kaltluft sinken die Temperaturen kurzfristig stärker ab als zur gleichen Zeit auf den Westseiten der Kontinente. Daher ist die winterliche Einschränkung des Pflanzenwachstums augeprägter als in den Winterfeuchten Subtropen, doch kommt es für die meisten Arten nicht zu einer vollständigen Vegetationsruhe nennenswerter Dauer. Die Sommer sind andererseits heiß, vergleichbar den Immerfeuchten Tropen und den Sommerfeuchten Tropen zur selben Zeit.

Die für die Immerfeuchten Subtropen charkteristischen zonalen Bodentypen gehören zu den gewöhnlich rotfarbenen Acrisolen. Für diese ist eine Lessivierung typisch, die zu einem Tonanreicherungshorizont geführt hat, allerdings mit einer gleichzeitig niedrigen KAK und niedrigen Basensättigung. Die niedrigen Werte sind Folge einer langanhaltenden (fortgeschrittenen) Bodenentwicklung unter feuchtwarmem Klima. Der Bodenname (lat. acer = sauer) bezieht sich auf die damit einhergehende starke Versauerung (pH-Werte ≤ 5).

Ferrallitisierung und Desilifizierung haben allgemein zu einer Dominanz von Tonen niedriger Aktivität (v.a. Kaolinit) geführt, auch wenn teilweise (im Gegensatz zu Ferralsolen) höherwertige Illite vorhanden sein können.

Natürliche Vegetation in Stichworten

Landnutzung

Die meisten Teilgebiete der Immerfeuchten Subtropen gehören zu den dicht besiedelten und wirtschaftlich hoch entwickelten Räumen der Erde. Entsprechend stark ist die natürliche Vegetation zurückgedrängt und von einer vielseitigen Kulturlandschaft ersetzt worden.

Die besondere Gunst für die agrare Nutzung liegt darin, dass während des Sommers tropische Temperaturen vorherrschen, die den Anbau vieler wärmeliebender Nutzpflanzen erlauben und zugleich ausreichende Niederschlage für einen Regenfeldbau fallen (im Kontrast zu den Winterfeuchten Subtropen an den Westseiten). Die meisten Gebiete haben milde Winter mit nur gelegentlichen, leichten Frösten.

Unter diesen Bedingungen gedeihen auch mehrjährige wärmeliebende Nutzpflanzen, soweit sie mäßigen Frösten widerstehen, wie z.B. Zitruspflanzen und Tee. Zu den häufigen annuellen wärmeliebenden Nutzpflanzen gehören Sorghum, Mais, Erdnuss, Reis, Soja, Sesam, Bataten, Baumwolle und Tabak. Teilweise werden im Winter zusätzlich Arten mittlerer Breiten angebaut. Dies erlaubt dann zwei, gelegentlich auch drei Ernten pro Jahr.

Überall dort, wo die Landnutzung auf europäische Kolonisation zurückgeht, erfolgt der Anbau (seltener Rinderhaltung) gewöhnlich in modern geführten mittelgroßen Betrieben, die jeweils nur eine Marktfrucht (bzw. tierisches Produkt) erzeugen. Nur im südöstlichen China überwiegt ein traditionsverhafteter, eher kleinbetrieblicher Nassreisbau.

Für die modernen Betriebe ist kennzeichnend, dass mit niedrigem Arbeits- und hohem Maschineneinsatz gewirtschaftet wird. Die natürliche Nährstoffarmut der Böden, wenngleich nicht so extrem wie in den Ferralsolen, bildet i.A. kein Hemmnis für die pflanzenbauliche Nutzung, sofern eine entsprechende Bodenpflege betrieben wird (z.B. Erhalt der organischen Substanz im Oberboden, Düngung, Anhebung der niedrigen pH-Werte).

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