Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Fettwiese

Eine Wiese von hoher Produktivität (Intensivgrünland), die zwei- bis dreimal im Jahr gemäht werden kann. Auch Beweidung (Fettweide) ist möglich. Fettwiesen erfordern zu ihrer Erhaltung eine regelmäßige starke Düngung. Leitart in mitteleuropäischen Tieflagen ist der Glatthafer, in höheren Lagen der Goldhafer.

Wie alle mitteleuropäischen Wiesen sind Fettwiesen genutzte Flächen, die sich ohne landwirtschaftliche Nutzung zu anderen Ökosystemen entwickeln würden.

Traditionell wurden Fettwiesen zur Heugewinnung zwei- oder dreimal im Jahr geschnitten. Intensiv genutzte Fettwiesen werden heute bis zu sechsmal pro Jahr geschnitten, das Schnittgut wird meist nicht als Heu getrocknet, sondern durch Silage konserviert. Je intensiver die Nutzung ist, desto geringer fällt die Artenvielfalt einer Fettwiese aus. Traditionell genutzte Fettwiesen werden meist aus ca. 30 Pflanzenarten aufgebaut, trockene Wiesen im Übergang zu Magerwiesen weisen bis zu 40 Arten auf. Die "Goldhaferwiesen" der Mittelgebirge sind mit 30–40 Arten ähnlich artenreich. Intensiv genutzte Fettwiesen weisen hingegen lediglich 10–20 Arten auf. Charakteristisch für stark gedüngte Fettwiesen ist eine einheitlich gelbe oder weiße Farbe durch das massenhafte Auftreten von Löwenzahn, Scharfem Hahnenfuß oder von hochwüchsigen, weiß blühenden Doldenblütlern wie Wiesenkerbel und Wiesen-Bärenklau. Durch den hohen Stickstoffgehalt im Boden kommen große Wuchshöhen der einzelnen Pflanzen zustande. Traditionell genutzte, nur mäßig gedüngte Fettwiesen können hingegen sehr blütenreich und bunt sein.

Artenschutz

Die weniger intensiv genutzten, artenreicheren Ausprägungen der Fettwiesen wurden stark zurückgedrängt und sind in vielen Regionen, besonders in tiefen Lagen, selten geworden. Eine repräsentative Auswertung im Bundesland Nordrhein-Westfalen ("Ökologische Flächenstichprobe") ergab zum Beispiel: Intensiv gedüngtes Grünland (Wiesen und Weiden zusammengefasst) hat heute einen Anteil von 93 % an der gesamten Grünlandfläche des Landes. 74 % sind dabei artenarme und nur 19 % artenreiche Fettwiesen. (Nicht zu den Fettwiesen gehörendes Grünland, also Feuchtwiesen und Magerwiesen zusammen, erreichen noch einen Anteil von 7 %).

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