Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Birne

Die Birnen (Pyrus communis), engl. pear, fr. poire, bilden eine Pflanzengattung, die zu den Kernobstgewächsen (Pyrinae) in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) gehört. Über die Herkunft der Birne sind sich die Forscher uneins. Es wird angenommen, dass sie aus Asien stammt. In China waren die Kulturformen der Birne schon vor 2000 Jahren bekannt. Sie wurden von dort aus über Persien nach Europa (Griechenland und Rom) gebracht und verbreiteten sich schließlich über alle Kontinente.

Ein Großteil der heute gängigen Sorten wurde im 18. und 19. Jahrhundert in Frankreich und Belgien gezüchtet. Die meisten unserer heutigen etwa 2.500 Sorten gehen auf diesen Zeitraum zurück. Erst in den letzten Jahrzehnten entstanden einige neue Sorten.

Merkmale

Birnen sind meist sommergrüne, selten halbimmergrüne, mittelgroße 15–20 Meter hohe Bäume oder selten auch etwa drei bis fünf Meter hohe Sträucher. Manche Arten bilden Dornen.

Ansprüche

Die Bodenansprüche der Birne ähneln denen des Apfels. Schwere, undurchlässige und kalkreiche Böden eignen sich nicht. Am besten gedeihen Birnen unter Weinbauklimaten. Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, haben die Früchte oft wenig Aroma und ihr Fruchtfleisch ist nicht „schmelzend“. Die Spätfrostgefahr ist durch die circa 10 Tage frühere Blüte größer als beim Apfel. Das Holz reagiert auch zum Teil empfindlicher auf Winterfröste als das des Apfels.

Nutzung

Birnbäume werden sowohl zum Obstanbau (Kultur-Birne) als auch zur Zierde (Blüten, Früchte) angepflanzt. Für die europäische Obstproduktion sind Varietäten von Pyrus communis wichtig, in Asien sind es dagegen die Sorten von Pyrus pyrifolia.

Die Früchte der Birnen können sowohl roh als Obst verzehrt, zur Gewinnung von Trockenobst getrocknet, als Zutat beim Kochen verwendet oder entsaftet werden. Ein Teil wird zu Nasskonserven verarbeitet. Verbreitet ist auch die Verwendung der Früchte zur Herstellung von Birnenkraut oder Obstbränden. Kleinfrüchtige Sorten, sog. Mostbirnen, liefern, mit Mostäpfeln vermaischt und vergoren, den z.B. in Baden-Württemberg oder im Thurgau beliebten alkoholhaltigen Most. Getrocknete Birnen (Hutzeln) werden mit Teig zu 'Hutzelbrot' verbacken.

Zur Verlängerung der Lagerdauer werden Birnen, die in den Handel gebracht werden, zumeist gepflückt, bevor sie kurz vor der Vollreife stehen. Sie werden dann bis zum Verkauf kühl gelagert und reifen hierbei nach.

Birnbaumholz ist aufgrund seiner Farbe, Dichte und guten Polierfähigkeit ein gefragtes Holz im Möbelbau. Es ist hart, schwer, zäh und wenig elastisch bei einer mittleren Dichte von 0,74 g/cm³. Birnbaumholz trocknet langsam und ohne große Rissbildung, es ist in trockenem Zustand sehr formstabil. Diese Stabilität hängt mit den sogenannten Steinzellen zusammen, die sowohl die Birne als Frucht wie auch das Holz aufweisen.

Wirtschaftliche Bedeutung

Im Jahr 2018 wurden weltweit 23,7 Millionen Tonnen Birnen erzeugt. China allein erntete mehr als zwei Drittel aller Birnen. Europa produzierte im gleichen Zeitraum 3,05 Mio. t. Die größten europäischen Produzenten waren Italien, Belgien und Frankreich.

Einfuhren aus Übersee ermöglichen ein ganzjähriges Angebot auf deutschen Märkten mit einem Angebotshöhepunkt von August bis Oktober für europäische Ware und Februar bis Juli für überseeische Importe. Die meisten Birnen reifen nicht am Baum, sondern müssen in speziellen Lagern nachreifen, um ihre volle Genussreife zu erreichen.

Nach dem Apfel ist die Birne die bedeutendste heimische Kernobstart. Hochstammbirnbäume sind bei uns landschaftsprägend.

 

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