Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Sommerfeuchte Tropen

Die Zone der Sommerfeuchten Tropen, auch Wechselfeuchte Tropen genannt, ist eine der neun weltumspannenden Ökozonen nach J. Schultz (2016). Nach der vorherrschenden Vegetation kann diese Ökozone in die Landschaftstypen Feuchtsavanne, Trockensavanne, Dorn(strauch)savanne (Schultz bezieht diese Zone aus hygrischen Gründen nicht mit ein), Tropischer Trockenwald und Monsunwald untergliedert werden. Sie erstreckt sich zwischen den Regenwäldern am Äquator und den Tropisch/subtropische Trockengebieten, und sie nimmt heute etwa 16,4 % der irdischen Landoberfläche ein.

Anfang des 21. Jahrhunderts sind davon noch etwa 20 % in einem weitgehend naturnahen Zustand.

Die Grenzen der Sommerfeuchten Tropen sind in der Realität fließend, so dass eine exakte Ausdehnung nicht festgelegt werden kann. Jedenfalls decken sie jenen Teil der tropischen Klimazone ab, welcher durch eine starke Niederschlagsvariabilität gekennzeichnet ist. Flächenmäßig ist dies der weitaus größte Teil der Tropen. Die Regenzeiten und Trockenzeiten sind bedingt durch das jahreszeitliche Pendeln der innertropischen Konvergenzzone zwischen dem nördlichen und südlichen Wendekreis.

Klimatische und pedologische Bedingungen in Stichworten

Vegetation in Stichworten

Landnutzung

Das natürliche Agrarpotential ist größer als in den polwärts und äquatorwärts benachbarten Ökozonen. Entsprechend sind die Sommerfeuchten Tropen die am dichtesten bediedelten und bevorzugt agrarisch genutzten Räume der Tropen (abgesehen von SO-Asien, wo auch einige der vormals mit Regenwald bedeckten Gebiete hohe Bevölkerungsdichten aufweisen).

Die agrare Nutzung profitiert von relativ hohen Niederschlägen (im Vergleich zu den Tropisch/subtropischen Trockengebieten) sowie fruchtbareren Böden und höherer Sonnenscheindauer (gegenüber den Immerfeuchten Tropen).

Länge und Ergiebigkeit der Regenzeit reichen überall in den Sommerfeuchten Tropen (einzelne Jahre ausgenommen) für einen Regenfeldbau zahlreicher Nutzpflanzenarten aus, z.B. für Mais, Sorghum, mehrere kleinkörnige Hirsearten (millets), Baumwolle, Erdnüsse, Reis, verschiedene Bohnenarten und Süßkartoffeln (Bataten). Andererseits können wegen der saisonalen Trockenzeiten von mindestens dreimonatiger Dauer nur annuelle Arten angebaut werden, sofern nicht ergänzend bewässert wird (wie durchweg beim Zuckerrohr) oder relativ trockenresistente Arten verwendet werden (z.B. Cassava/Maniok und Sisal). Dauerkulturen von feuchteanspruchsvolleren Nutzpflanzen, z.B. Kaffee und Tee, gedeihen nur in den Höhengebieten, die von orographisch bedingten Steigungsregen oder von Nebelbildungen während der Trockenzeiten profitieren.

Kleine Betriebe mit hoher Anbauvielfalt und Tierhaltung herrschen im Allgemeinen vor, wobei die Integration von Pflanzenbau und Viehhaltung traditionell schwach ist. Erst in jüngeren Jahren hat sich dies mit der zunehmenden Verwendung tierischer Zugkraft für das Pflügen und des Dungs zur Bodenverbesserung verbessert. Ein Futterbau fehlt noch weithin. Allerdings nutzt das Vieh gewöhnlich die Ernterückstände und die Bracheflächen als Weide. Ansonsten werden die Rinder, Schafe und Ziegen in pflanzenbaulich ungenutzte und dann allgemein zur Weidenutzung verfügbare Savannenareale getrieben.

Der Ackerbau wird weithin noch heute in der traditionellen Form einer Landwechselwirtschaft betrieben. Hierbei werden die Felder nach mehrjähriger Nutzung für eine mehr oder weniger lange Zeit aufgelassen oder in einer mehr oder weniger geregelten Weise als Viehweide genutzt (Wechselweidewirtschaft, ley farming), damit sie die Bodenfruchtbarkeit regenerieren kann.

Innerhalb der traditionell durch Regen- oder Bewässerungsfeldbau genutzten Savannengebiete sind vielerorts - meist inselhaft oder entlang moderner Verkehrswege - kommerzialisierte Betriebe entstanden, die sich als spezialisierte Acker- oder Dauerkulturwirtschaften dem relativ großflächigen Anbau jeweils einer einzelnen oder von wenigen Nutzpflanzen (u.a. Mais, Sorghum, Tabak, Erdnüsse, Baumwolle, Weizen, Kaffee, Tee, Sisal) widmen oder auch einer mehr oder weniger intensiven Mast- oder Milchrinderwirtschaft.

In Savannengebieten, in denen große unbesiedelte Räume verfügbar waren, wie z.B. in Nordaustralien, mehreren lateinamerikanischen Ländern (Brasilien, Paraguay, Venezuela, Kolumbien, Mexiko) und Afrika (Kenia, Angola) konnten sich extensive Weidesysteme in Form des Ranching mit Rindern etablieren. Verschiedentlich gibt es Versuche mit einer Wildbewirtschaftung (game ranching), z.B. in Afrika mit Elenantilopen (Eland), in Australien mit Kängurus und in Südamerika mit Capybaras (Wasserschweine).

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