Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Immerfeuchte Tropen

Bezeichnung für eine der neun weltumspannenden Ökozonen nach J. Schultz (2016). Die Immerfeuchten Tropen sind Teil der tropischen Klimazone und liegt fast ausschließlich im Bereich des Äquators. Sie reichen aber dort, wo "winterliche" Passatregen oder monsunale Niederschläge (beide häufig orographisch unterstützt) in Ergänzung zu den sommerlichen Zenitalregen fallen, weiter polwärts, im Extrem sogar über 20° N und 20° S hinaus.

Die im wechselfeuchten Bereich anschließende Zone der Feuchtsavannen in den Sommerfeuchten Tropen hat mit den Immerfeuchten Tropen einige gemeinsame Merkmale, so bei den Böden, der Reliefbildung, der Vegetation und der Landnutzung. Darauf basiert die geläufige Zusammenfassung von Regenwald- und Feuchtsavannenklimaten zur räumlichen Einheit der Feuchten Tropen.

Die Zone nimmt heute mit 12,5 Mio. km² etwa 8,4 % der irdischen Landoberfläche ein. Anfang des 21. Jahrhunderts sind davon noch etwa 50 % in einem weitgehend naturnahen Zustand.

Klimatische und pedologische Bedingungen in Stichworten

Vegetation in Stichworten

Landnutzung

Die Immerfeuchten Tropen bilden zusammen mit der Borealen Zone die letzten großen Waldregionen unserer Erde, wo die agrare Nutzung teilweise erst die Randsäume erfasst hat und im Inneren eher nur inselhaft vertreten ist. Allerdings werden diese Rodungsflächen in vielen Waldgebieten rasch größer. Die Rodungen werden sowohl zur Holzgewinnung vorgenommen, als auch zur Anlage von agraren Nutzflächen, dann häufig verbunden mit Brandrodungen.

Man sieht einen der Gründe für die geringe Erschließung und dünne Besiedlung in den hohen Flächenanteilen von relativ unfruchtbaren Böden. Mit traditionellen Mitteln der Bodennutzung lässt sich daher weithin nur (sofern nicht wie in SO-Asien Bewässerungsreisbau besteht) ein extrem flächenextensiver Brandrodungs-Wanderfeldbau (shifting cultivation) betreiben. Die Verlegung der Felder nach kurzer Nutzungsdauer ist unumgänglich, da die Ertragsleistungen rasch nachlassen.

Neuere Untersuchungen legen allerdings nahe, dass die Beibehaltung des Brandrodungs-Wanderfeldbaus aus mehreren Gründen nicht nötig sei. So soll der Versorgungszustand der Böden mit Pflanzennährstoffen vielfach gar nicht so schlecht sein. Durch künstliche Zufuhr von organischer Substanz (z.B. durch Mulchen) und Anhebung des pH-Wertes (durch Kalkung) lässt sich die KAK erheblich steigern, toxisches Al beseitigen und die Verfügbarkeit von Phosphor erhöhen.

Gute Chancen bestehen für Dauerkulturwirtschaften, deren Anteile an den pflanzenbaulich genutzten Flächen höher liegen als in jeder anderen Ökozone. Sie befinden sich teils in den Händen von kleinen und mittelgroßen Familienbetrieben, wo sie gewöhnlich einen unter mehreren Betriebszweigen einnehmen. Doch kommen auch großbetriebliche Plantagen in großer Zahl vor.

Zu den Baum-, Strauch- und Lianenarten, die in feuchtropischen Dauerkulturwirtschaften Verwendung finden, gehören Kautschukbaum, Ölpalme, Kokospalme, Kakaobaum, Gewürzpflanzen wie Pfeffer, Zimt, Vanille, Muskat, Nelken und Piment, sowie Kaffee und Tee.

Ananas, Bananen, Soja und Zuckerrohr sind Beispiele für dauerhafte Feldkulturen von Plantagen; Cassava, Yams und Taro sind typisch für bäuerliche Kleinbetriebe. Reis findet sich in beiden Betriebsformen.

In den vergangenen Jahrzehnten ist in vielen ehemaligen Waldgebieten, insbesondere von Südamerika, eine großbetriebliche, extensiv betriebene Weidewirtschaft mit Rindern zu einem flächenmäßig wichtigen Nutzungszweig geworden.

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