Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Maniok

Pflanzenart aus der Gattung Manihot in der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae). Andere Namen für diese Nutzpflanze und ihr landwirtschaftliches Produkt (die geernteten Wurzelknollen) sind Mandi'o (Paraguay), Mandioca (Brasilien, Argentinien, Paraguay), Cassava, Kassave oder im spanischsprachigen Lateinamerika Yuca. Maniokpflanzen sind Sträucher mit einer Wuchshöhe von 1,5 bis 5 Metern. Der Anbau der Pflanze ist wegen ihrer stärkehaltigen Wurzelknollen weit verbreitet. Sie stammt ursprünglich aus Südamerika und wurde schon vor der Entdeckung Amerikas durch die Europäer von den Ureinwohnern zur Ernährung verwendet. Mittlerweile wird sie weltweit in vielen Teilen der Tropen und Subtropen angebaut. Auch andere Arten aus der Gattung Manihot werden als Stärkelieferant verwendet.

Anbau

Maniok ist tolerant gegenüber kargen Böden, Trockenheit, diversen Krankheiten sauren Böden. In der Fruchtfolge wird Maniok häufig als Schlussglied verwendet. Zwei Punkte prädestinieren ihn für die Rolle als abtragende Kultur: zum einen bringt er auf den durch die vorangegangenen Kulturen ausgelaugten Böden wegen seiner Anspruchslosigkeit noch Erträge, zum anderen kann man so die flexible Erntezeit des Manioks besser ausnutzen, da keine Kulturen mit festen Erntezeiten mehr folgen.

Auch der gemeinsame Anbau mit anderen Nutzpflanzen wird praktiziert. Hier greift man v.a. auf Bäume oder Sträucher zurück, die in den ersten Jahren noch keine Erträge bringen, wie Kakao oder Kaffee. Bis diese Kulturen tragen, kann auf der Anbaufläche Maniok geerntet werden.

Im Jahr 2016 wurden weltweit auf 23,5 Mio. Hektar rund 277 Mio. t Cassava (Maniok) geerntet. Die 15 größten Produzentenländer ernteten zusammen rund 228,7 Mio. t, was ca. 82,5 % der Welternte ausmacht. Hauptproduzenten sind Nigeria, DR Kongo, Thailand, Indonesien, Brasilien und Ghana.

Verwendung

Als Nahrungsmittel werden hauptsächlich die Wurzelknollen verwendet, gelegentlich auch die Blätter als Gemüse. Die 15 bis 100 Zentimeter langen und 3 bis 15 Zentimeter dicken Knollen können ein Gewicht von bis zu 10 Kilogramm erreichen. Sie werden von einer verkorkten, meist rötlich braunen äußeren Schicht umgeben, innen sind sie meist weiß, gelegentlich auch gelb oder rötlich.

Maniok ist eine der wichtigsten Nahrungspflanzen der Welt. Er stellt nach Reis, Mais und Zuckerrohr die viertwichtigste Kalorienquelle für die tropische Bevölkerung dar und liefert Nahrung für mehr als 500 Mio. Menschen. Trotz der Bedeutung von Maniok wird die Pflanze meist von Kleinbauern für den Eigenkonsum oder den lokalen Markt angebaut. Um das Problem des schnellen Verderbs zu umgehen, werden meist nur kleinere Mengen geerntet und zu Produkten verarbeitet oder verkauft.

Viele Menschen decken bis zu einem Drittel ihrer täglichen Kalorienaufnahme mit Maniok. Die Wurzelknollen werden beispielsweise geröstet oder zu Mehl und Brei verarbeitet.

Maniok bzw. Tapioka kann als Futtermittelzusatz für die Fleischproduktion verwendet werden, da es ein billiger Rohstoff ist. Etwa 25 % der weltweiten Maniokproduktion werden heute für Futtermittel verwendet. In Afrika und Asien beträgt dieser Anteil 17 % bzw. 24 %, in Lateinamerika 47 %. Der Anteil von Maniok in der Mischfutterzusammensetzung der EU-27 betrug 2007 lediglich 0,5 %. Anfang der 90er Jahre betrug der Anteil noch 6 %. Von den gesamten Futtermittelimporten der EU machte Maniok 2007 gerade noch 0,2 % aus.

Ein großes Potenzial wird Maniok für die Bioethanolproduktion beigemessen. Derzeit findet die Ethanolproduktion aus Maniok allerdings nur in China und Thailand statt. Die Produktionskosten von Ethanol liegen bei etwa 0,27 €/l und der Ethanolertrag bei 3,5 bis 4 m³/ha. Als erzielbaren Kraftstoffertrag aus Maniok in Asien werden etwa 78 GJ/ha angegeben.

Maniok spielt auch als Stärkelieferant für die Fermentationsindustrie eine Rolle. Die Maniokstärke kann zur Herstellung von Biokunststoffen (Polylactid auf der Basis von Milchsäure) verwendet werden, wie dies zum Beispiel in Thailand geplant ist.

Auch die Food and Agriculture Organization (FAO) sieht ein großes Potenzial für die Nutzung von Maniok als nachwachsendem Rohstoff vor dem Hintergrund, dass derzeitige Erträge nur bei 20 % des unter optimalen Bedingungen erreichbaren Niveaus liegen. Allerdings dürfte die Tatsache, dass Maniok etwa 1 Mrd. Menschen mit bis zu einem Drittel ihrer täglichen Kalorienaufnahme versorgt und damit ein wichtiges Grundnahrungsmittel ist, der weiteren Nutzung als nachwachsender Rohstoff vor dem Hintergrund der Diskussion um den Konflikt zwischen Nahrungsproduktion und industrieller Nutzung entgegenstehen.

Der Einsatz von Maniok als Rohstoff für die Bierherstellung wird von afrikanischen Regierungen gefördert um den Import von Braumalz zu reduzieren.

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