Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Süßkartoffel

Auch Batate, Weiße Kartoffel oder Knollenwinde; zu den Windengewächsen (Convolvulaceae) gehörende Nutzpflanze mit der botanischen Bezeichnung Ipomoea batatas. Die Süßkartoffel ist eine mehrjährige krautige Kletterpflanze, deren Stängel meist kriechend auf dem Boden aufliegen. Die 10–20 cm langen, spindelförmigen, weißlichen, gelblichen oder rötlichen, bis 3 kg schweren süßschmeckenden Knollen entstehen durch Verdickung der aus den Knoten des kriechenden Stengels hervorgehenden Adventivwurzeln.

Mit der Kartoffel, die zur Familie der Nachtschattengewächse zählt, ist die Süßkartoffel nur entfernt verwandt.

Herkunft und Ansprüche

Die Süßkartoffel stammt ursprünglich aus Südamerika, nach neuerer Forschung aus Asien. Die Batate wurde schon in vorkolumbianischer Zeit von Seefahrern auf den pazifischen Inseln verbreitet. Freigelassene afrikanische Sklaven brachten die Süßkartoffel von Amerika nach Afrika. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts kam sie nach England, wo auch die Bezeichnung "potato" entstand, die später auf die Kartoffel übertragen wurde.

Sie kann in fast allen wärmeren Ländern der Tropen, Subtropen und gemäßigten Zonen der Erde bei bestimmten Temperaturbedingungen unkompliziert angebaut werden. Die Süßkartoffel stellt nur geringe Ansprüche an die Bodenqualität und kann aufgrund ihrer kurzen Wachstumszeit relativ einfach in unterschiedliche Anbaukalender eingebaut werden. Optimale Kulturbedingungen: 26–30 °C, ca. 900 mm Niederschläge und ein wasserdurchlässiger, schwach saurer, sandig-lehmiger Boden. Bei Temperaturen unter 10 °C ist das Wachstum stark eingeschränkt, bei Frost sterben die Pflanzen ab. Auf Grenzertragsflächen liefert sie mehr vom Menschen direkt verwertbare Energie als jede andere wichtige Nahrungspflanze.

Anbau

Die Hauptanbaugebiete der Süßkartoffel liegen zwischen 40° N und 32° S. Am Äquator liegen die Anbaugebiete in Höhenlagen zwischen 0 und 3000 Metern.

Die Pflanzen werden als Stecklinge auf Erdhügeln oder in Erdwällen gepflanzt, um eine gute Durchlässigkeit des Bodens für Wasser zu gewährleisten. Erdhügel sollten dabei einen Durchmesser von etwa 60 cm haben und 90 bis 120 cm auseinander stehen, Erdwälle werden vor allem bei maschineller Bewirtschaftung genutzt, diese sind dann etwa 45 cm hoch und stehen in einem Abstand von 90 bis 120 cm, wobei die Pflanzen etwa alle 30 cm gesetzt werden können. Der Arbeitsaufwand und der Pestizidbedarf ist gering, die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegen abiotischen und biotischen Stress dagegen hoch. Das macht die Süßkartoffel zu einer wertvollen Nahrungsquelle für Kleinbauern und auch zu einer famine relief crop in Notzeiten.

2016 wurden weltweit 105,2 Millionen Tonnen Süßkartoffeln von einer Anbaufläche von 8,6 Millionen Hektar geerntet. Der durchschnittliche Hektarertrag lag bei 122,3 Dezitonnen. Größter Produzent von Süßkartoffeln war die Volksrepublik China mit einer Jahresernte von etwa 70,6 Millionen Tonnen, gefolgt von Nigeria mit etwa 3,9 Millionen Tonnen und Tansania mit 3,8 Millionen Tonnen.

Mit einer Jahresernte von knapp 107 Millionen Tonnen (Stand: 2014) ist sie nach Kartoffeln (Solanum tuberosum) und Maniok (Manihot esculenta) auf dem dritten Platz der Weltproduktion von Wurzel- und Knollennahrungspflanzen.

Verwendung

Vor allem die stärkehaltigen unterirdischen Speicherwurzeln, teilweise die Laubblätter, werden als Nahrungsmittel genutzt. Die Süßkartoffeln sind für eine kohlehydrathaltige Pflanze außerdem eine gute Quelle von diversen Vitaminen, Mineralstoffen, Balaststoffen und Proteinen. Die nur begrenzt lagerfähigen Knollen dienen, wie die Kartoffel, auch zur Herstellung von Mehl, Stärke, alkoholischen Getränken und Viehfutter; außerdem werden sie zur Herstellung von Zuckersirup genutzt.

In Industrieländern (abgesehen von den USA) sind Süßkartoffeln kaum etabliert. Daher sind sie noch wenig kommerzialisiert und werden nur wenig international international gehandelt. Dies ist aber im Wandel begriffen, da zum einen die Verwendung als Viehfutter steigt (z. B. in China), zum anderen sieht die Industrie zunehmend der Wert der Pflanze im Nahrungsbereich u. a. für den Einsatz als Lebensmittelfarbstoff, die Herstellung von flüssiger Glucose, Stärke, Alkohol, Babynahrung, Kleingebäck und im Non-Food-Bereich u. a. zur Herstellung von Treibstoff, Textilien, Papier oder Kosmetik.

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