Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Acrisole

Acrisole (lat. acer = stark sauer), eine Referenzbodengruppe der World Reference Base for Soil Resources (WRB), sind saure Böden, die als Ergebnis bodenbildender Prozesse (v. a. Tonverlagerung) im Unterboden höhere Tongehalte aufweisen als im Oberboden.

Beschreibung

Die typische Horizontfolge gemäß den FAO Guidelines for Soil Description ist:

A – Oberboden mit oftmals nur geringen Humusgehalten
E – Tonverarmungshorizont (eluvial)
Bt – Tonanreicherungshorizont (illuvial) im Unterboden
C – Ausgangsgestein

Acrisole sind saure, durch Tonverlagerung (Lessivierung) geprägte Böden. Die Tonfraktion wird vom Typ der low activity clays, vor allem Kaolinit dominiert. Der diagnostische Horizont ist der innerhalb der oberen 125 cm des Profils durch Tonanreicherung gekennzeichnete gelbrote argic horizon (Bt). Der A-Horizont ist i.d.R. humusarm. Zwischen dem A- und dem Bt-Horizont liegt i.d.R. ein tonveramter, aufgehellter Eluvialhorizont (E). Der Oberboden neigt bei Trockenperioden zu Verhärtung, was ebenso wie tiefe pH-Werte die Durchwurzelbarkeit erschwert. Während der regenreichen Zeit besteht eine Neigung zum Wasserstau oberhalb des dichten Bt-Horizonts.

Insgesamt sind Acrisole weniger stark verwittert als Ferralsole, deshalb können noch Reste von dreischichtigen Tonmineralen in der Tonfraktion enthalten sein. Die Nährstoffvorräte sind gering, Nährstoffe sind in der Pflanzendecke gespeichert. Die pH-Werte (H2O) liegen um 5, im Oberboden oft darunter.

Nach Rodung des Waldes nimmt die biologische Aktivität des Bodens ab.

Verbreitung

Acrisole entwickeln sich vorwiegend aus quarzreichen Gesteinen (Granite, Quarzite, Sandsteine) auf alten Landoberflächen der feuchten Tropen und Subtropen, aber auch in subhumiden warmen Klimaten. Weltweit bedecken die Acrisole ca. 1 Milliarde ha, vor allem im SO der USA, Mittelamerika, auf dem Brasilianischen Schild, den Llanos, dem Westafrikanischen Schild, in Zentralafrika, Zentral- und Ostchina sowie SO-Asien. Kleinere Vorkommen gibt es auch im Mittelmeerraum, z.B. in Spanien.

Nutzung

Die geringe Kationenaustauschkapazität, die niedrigen pH-Werte sowie die Ton- und Humusarmut im Oberboden bei gleichzeitig schlechter Aggregierung stellen die Landwirtschaft vor erhebliche Probleme. Der Erhalt des Oberbodens mit der besonders wichtigen organischen Substanz und die Vermeidung von Erosion sind die Voraussetzungen für Ackerbau auf Acrisolen. Mechanische Rodung natürlicher Wälder mit Entnahme der Wurzelballen und anschließender Verfüllung der Löcher mit umliegendem Oberboden hinterlässt einen weitgehend unfruchtbaren Boden, in dem die Al-Gehalte des bisherigen Unterbodens toxisches Niveau erreichen.

Angepasste Feldbausysteme mit umfassender Düngung und behutsamem Management sind erforderlich, wenn Dauerfeldbau auf Acrisolen praktiziert werden soll. Der weithin übliche,traditionelle Wanderfeldbau (shifting cultivation) mag primitiv erscheinen, doch ist er eine gut angepasste Landnutzungsform, die über Jahrhunderte durch Versuch und Irrtum entstanden ist. Wenn die Anbauperioden kurz (nur ein oder wenige Jahre) dauern und eine hinreichend lange Erholungsphase folgt (bis zu mehreren Jahrzehnten), erlaubt dieses System eine gute Ausnutzung der begrenzten Ressourcen der Acrisole. Agroforstwirtschaft wird als bodenschützende Alternative zum Wanderfeldbau empfohlen, die ohne kostspielige Maßnahmen höhere Erträge ermöglicht. Eine Low-input-Landwirtschaft ist auf Acrisolen nicht sehr einträglich.

In Plantagenwirtschaft sind sie am ehesten für aluminiumtolerante Cash Crops wie Tee, Kautschuk, Ananas oder Cashew geeignet. Häufig ist Beweidung mit Rindern oder Forstwirtschaft anzutreffen.

Wachsende Acrisol-Flächen werden mit Ölpalmen bepflanzt (z. B. in Malaysia und auf Sumatra). Große Areale mit Acrisolen stehen unter Wald, der vom hohen dichten Regenwald bis zum offenen Waldland reicht. Die meisten Baumwurzeln sind im humosen Oberboden konzentriert, nur ein paar Pfahlwurzeln reichen bis in den Unterboden. In Südamerika treten Acrisole auch unter Savanne auf. Acrisole sind für intensive Produktion sowohl im Regen- wie im Bewässerungsfeldbau nur nach Kalkung und vollständiger Düngung geeignet. Die Rotation einjähriger Früchte mit Weidewirtschaft (bei Anwendung verbesserter Beweidungssysteme) erhält den Humusgehalt.

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