Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Kokospalme

Die Kokospalme (Cocos nucifera) ist ein, vermutlich von den Südseeinseln stammendes tropisches Palmengewächs, an dem die Kokosnuss wächst. Es gibt verschiedene Sorten. Kokospalmen werden seit mindestens 3000 Jahren angebaut. Heute liefert die Kokospalme 8 Prozent des weltweiten Bedarfs an Pflanzenöl und bietet daneben noch weitere Nutzungsmöglichkeiten.

Das Wort Kokos geht über spanisch und portugiesisch coco zurück auf spätlateinisch coccus und letztlich auf altgriechisch κόκκος kókkos, was „Kern“ oder „Beere“ bedeutet.

Da die schwimmfähigen, gegen Salzwasser unempfindlichen Früchte der Kokospalme durch Meeresströmungen weit verbreitet werden, ohne dabei ihre Keimfähigkeit einzubüßen, findet man die Pflanze nicht nur an allen tropischen Küsten, sondern auch entlang der Flussläufe bis zu 150 km landeinwärts. Die weite Verbreitung ist aber auch anthropogen bedingt.

Die Kokospalme stellt hohe Wärmeansprüche und ist frostempfindlich. Sie ist eine Palme der feuchtwarmen Tropen und fruchtet nur zwischen dem 26. Grad südlicher beziehungsweise nördlicher Breite.

Das Hauptverbreitungsgebiet und die Hauptanbaugebiete liegen zwischen 15 Grad südlicher und 15 Grad nördlicher Breite und weisen eine mittlere Jahrestemperatur von 27 °C auf. Außerdem darf die Mitteltemperatur des kühlsten Monats nicht unter 20 Grad Celsius liegen. Die Palme ist sehr wasserbedürftig und gedeiht in Gebieten mit Niederschlagswerten von 1000 bis 5000 mm/a. Das Optimum, ablesbar an der Fruchtbildung, beträgt 1200 bis 2300 mm. Günstig ist eine gleichmäßige Verteilung der Niederschläge, wobei kürzere Trockenperioden ertragen werden. Erreichen diese aber 5–6 Monate, geht der Fruchtansatz auf Jahre zurück. Kokospalmen leiden unter sehr trockenen, warmen Winden. Kokospalmen sind lichtbedürftige Pflanzen, lediglich Jungpalmen vertragen Halbschatten. Bei der Aufzucht von Jungpalmen wird bewusst schattiert und bei Trockenheit gewässert.

Die Palme gedeiht besonders gut auf sandigen Lehmen an Küsten und Flussmündungen, überhaupt auf allen frischen, lockeren, nährstoffreichen und tiefgründigen Böden. Der pH-Wert ist nicht maßgebend (beispielsweise in Puerto Rico gedeiht sie auf Böden mit pH-Werten von 5 bis 8,0). Die Palme verträgt Salzwasser bis 0,638 % (in Indien gemessener Wert).

Ungeeignet sind zeitweise überflutete oder verfestigte Böden. Wenig geeignet sind trockene, leichte Sande. Diesen fehlt es an Nährstoffen und Wasser, derer die Kokospalme bedarf. Kalk ist vorteilhaft, die Kaliversorgung wichtig. Heute sind Palmenplantagen durch Düngung auch auf nährstoffarmen Böden möglich.

Beispielsweise ist die Kokospalme in den gesamten inneren Tropen Südostasiens, in denen der Anbau agrarökologisch möglich ist (d. h. bis zu einer Höhe von ca. 800 m), ein Charakterbaum aller bäuerlichen Hausgärten. Wie kein anderer Baum ist die Kokospalme hier in die Wirtschafts- und Lebenswelt der Bevölkerung integriert. Mit der seit dem 19. Jahrhundert möglichen Margarineproduktion wurden Kokospalmprodukte zu einem wichtigen Welthandelsgut, das zunehmend auch auf Plantagen erzeugt wurde. Auf vielen Inseln der Philippinen, wie insbesondere im südlichen Luzon und in Indonesien auf Sulawesi, Sumatra, den Molukken sowie in der besser erschlossenen nördlichen Küstenzone Papuas ist die Kokospalme heute eine bedeutende Plantagenkultur, obwohl sie ihre vormals dominante Rolle für die Margarineindustrie an die Ölpalme abgeben musste (Vorlaufer 2009).

Kokospalmen besitzen einen unverzweigten, schlanken und grauen Stamm. Es gibt hochwüchsige Kokospalmen, die 25 bis 30 Meter erreichen und bis zu hundert Jahre alt werden. An ihrer Spitze bilden bis zu 35 ca. 6 -7 m lange, gefiederte Blätter einen Schopf aus. Zwergwüchsige Varietäten werden nur etwa sechs Metern hoch und meist nicht älter als fünfzig Jahre.

Die verzweigten, aus den Blattachseln hervorgehenden Blütenstände bestehen aus einer Unzahl staminater und zahlreichen karpellaten Blüten, die durch Insekten oder Vögel bestäubt werden. Die Reifezeit der aus 10–15 kopfgroßen Steinfrüchten bestehenden Fruchtstände beträgt fast 1 Jahr.

Kokospalmen liefern ab der zwölften Ernte vollen Ertrag. Je älter und höher die Palmen, umso schwieriger und unrentabler wird die Ernte. Die Kokosnuss wird als grüne, relativ unreife, dreieckige, etwas mehr als kopfgroße Frucht geerntet. Die Ernte erfolgt hauptsächlich vom Boden durch Messer an mehrere Meter langen Stielen oder durch Hochklettern. In Thailand, Malaysia und Indonesien werden teilweise dressierte Makaken eingesetzt, die auf die Bäume klettern und über Zurufe dazu gebracht werden, die Nuss so lange um ihre eigene Achse zu drehen, bis sie von der Palme fällt.

Die außen weiß- oder grünlich, gelb oder orange gefärbte Frucht der Kokospalme (Kokosnuss) ist keine echte Nuss, sondern eine einsamige Steinfrucht. Der eigentliche Samen ist umhüllt von einer dicken Faserschicht aus einer ledrigen Außenschicht (Exokarp), einem zunächst fleischigen, dann faserreichen, lufthaltigen Mesokarp und einer sehr harten, 5 mm dicken inneren Schale (Endokarp). Der Hohlraum im Inneren wird zum Teil eingenommen von einem flüssigen, zunächst wässrig hellen, dann trüben Nährmedium, dem Kokoswasser, das oft fälschlich als „Kokosmilch" bezeichnet wird.

Das fasrige Mesokarp wird bei Exportfrüchten schon im Erzeugerland entfernt. Aus den dauerhaften, elastischen Kokosfasern, dem sog. Coir, werden nach einer Wasser-Röste u.a. Seile, Teppiche und Fußmatten hergestellt. Der Palmenstamm liefert Bau- und Nutzholz, Palmblätter werden für Dachbedeckungen genutzt.

Das Endosperm der etwa 1 kg schweren Kokosnuss wird durch Zerkleinern und Trocknen zu Kopra verarbeitet. Das Auspressen von Kopra liefert das Kokosöl oder Kokosfett (Kokosbutter), das aus den Glycerinestern der sogenannten Kokosfettsäuren besteht.

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