Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Flächenkonkurrenz

Als Flächenkonkurrenz wird allgemein die Konkurrenz um Fläche durch verschiedene Nutzungsformen bezeichnet, insbesondere in Bezug auf landwirtschaftliche Nutzflächen. Im Mittelpunkt der Diskussion um Nutzungskonkurrenzen steht die Konkurrenz zwischen dem Anbau von Energiepflanzen zur Erzeugung von Bioenergie und dem Anbau von Nahrungs- und Futtermittelpflanzen. Die sogenannte Tortilla-Krise im Jahre 2007 in Mexiko wird als markanter Beginn gesellschaftlicher Auseinandersetzungen im globalen Maßstab gesehen. Im Jahr 2007 wurden in den USA, dem weltgrößten Maisproduzenten, 80 Mio. t Mais zu Bioethanol verarbeitet. Der Maispreis stieg dort in einem Jahr um 54 % und verursachte schließlich auch drastische Preiserhöhungen bei Tortillas in Mexiko, dem wichtigsten Grundnahrungsmittel der armen Bevölkerungsschichten. Weitere Beispiele sind die Verarbeitung von Zuckerrohr (Brasilien), Pflanzenöl (EU) und Sojabohne (USA) zu Biokraftstoffen und in der Folge gewalttätige Aufstände in über 30 Ländern wegen der damit verbundenen Preisanstiege bei Lebensmitteln. (Diepenbrock et al. 2012)

In Deutschland kam es durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ab dem Jahr 2000 zu einer starken Ausweitung des Maisanbaus, weil die Maispflanze aufgrund ihrer guten Silierbarkeit sich besonders gut zur ganzjährigen Versorgung von Biogasanlagen eignet. Als Folge wird in einigen Regionen, vornehmlich in NW-Deutschland, die "Vermaisung" der Landschaft beklagt. Durch die starke Nachfrage nach Biomasse entstand ein großer Flächenbedarf für deren Anbau, was die Pachtpreise in die Höhe trieb und die Rentabilität mancher Betriebszweige anderer Betriebe beeinträchtigte.

Auch Extensivierungsauflagen, Aufforstungen und Flächenentzug durch das für EU-Direktzahlungen nötige Greening engen den Handlungsspielraum der Landwirte ein.

Es zeichnen sich jedoch auch mögliche Konkurrenzen um die Nutzung des Untergrundes ab. So kann es zu einer Konkurrenz zwischen der unterirdischen CO2-Speicherung (CCS) und der tiefen Geothermie oder Erdgas- und Druckluftspeichern kommen.

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