Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Entwaldung

Die Umwandlung von Waldflächen hin zu anderen Landnutzungsformen. Das bestehende Wald-Ökosystem wird dabei durch ein anderes, nicht standorttypisches Ökosystem ersetzt. Dadurch gehen die meisten Lebensräume (Habitate) der ursprünglich dort lebenden Arten sowie die sozio-ökonomischen Funktionen des Waldes für den Menschen verloren. Lokale Gemeinschaften, die den Wald traditionell nutzen oder gänzlich von ihm abhängig sind, werden destabilisiert.

Entwaldung ist gemeinsam mit der Verbrennung fossiler Brennstoffe eine der maßgeblichen Ursachen für die durch den Menschen verursachte globale Erwärmung. Im Jahr 2017 verringerte sich die Waldfläche weltweit um 29,4 Millionen Hektar, also 294.000 km². Im Zeitraum 2000 bis 2012 gingen insgesamt 2,3 Millionen km² Wald verloren.

Ist eine Umwandlung bestehender Wälder zu einer anderen Landnutzungsform beabsichtigt, werden die Wälder gerodet, oft durch kontrolliertes Abbrennen (Brandrodung), aber auch durch Kahlhiebe.

In Europa erfolgt die Umwandlung von Wald heute in der Regel nur noch für Bauprojekte. In Nordamerika und Nordasien werden Waldflächen für den Bergbau beziehungsweise die Förderung von fossilen Energieträgern wie Erdöl, Erdgas oder Teersand gerodet. In Lateinamerika, Afrika und Südostasien wird auf den gerodeten Flächen meist Landwirtschaft betrieben. Oft handelt es sich bei den angebauten Pflanzen, vor allem in Südamerika, um Soja oder, im Falle Indonesiens, um Ölpalmen zur Gewinnung von Palmöl oder Palmherzen. Wenn die Flächen für Plantagen aus schnellwüchsigen Baumarten genutzt werden, so handelt es sich meistens um Eukalyptusarten oder um Kiefern, dabei besonders die Monterey-Kiefer. Das Holz findet vor allem bei der Papierherstellung Verwendung, die besonders in den letzten Jahren den Umwandlungsdruck auf Primärwälder (beziehungsweise den Nutzungsdruck im Falle borealer Wälder), gemeinsam mit der steigenden Nachfrage nach Biotreibstoffen, sehr erhöht hat. Neben industriellen Großprojekten bewirkt auch kleinmaßstäblicher Wanderfeldbau in Lateinamerika und Madagaskar Entwaldung.

Die Umwandlung von Waldflächen geschieht aus ökonomischen Erwägungen heraus. Eine Eigenschaft vieler Güter und Dienstleistungen von Wäldern ist, dass sie keine Märkte haben, die den Erhalt von Wäldern rentabel machen. Dies sind insbesondere die CO2-Speicherung und -sequestrierung, Tourismus und genetisches Material.

Analytical framework linking drivers of and
responses to deforestation

The following framework shows the links between drivers of deforestation globally and the existing approaches to address them. How these approaches address drivers plays an important role in shaping the dynamics of deforestation fronts, which are at the centre of this analysis. Assessing the socio-environmental impacts of deforestation in these fronts is beyond the scope of this analysis.

Analytical framework linking drivers of and responses to deforestation

Expansion of commercial agriculture (both large and small scale) and tree plantations are by far the greatest drivers of deforestation, with land speculation playing a strong role in several local contexts. Infrastructure and extractive activities, particularly the expansion of mining, are increasingly important drivers. These drivers take different shapes across locations and change over time.

Multiple approaches and responses have emerged from state and non-state actors to tackle deforestation. Some have worked better than others, yet all have limits. Acknowledging the potential and limits across approaches and responses is critical, as well as the synergies that are needed for responses to be more effective to tackle deforestation and forest degradation while avoiding negative social impacts, and achieving more inclusive and equitable outcomes.

Our findings are designed to help policy-makers, the corporate sector, civil society organizations and anyone working to halt and reverse deforestation better understand what approaches are needed to have lasting impact at scale. Area-based responses – such as protected & conserved areas, recognition of indigenous peoples and local communities (IPLC) tenure rights and moratoria on conversion of forestlands – can be effective in preventing the loss of threatened forests but don’t help stop deforestation beyond their own boundaries and have different social implications. In turn, commodity or sector specific responses like voluntary certification, payments for environmental services (PES) and deforestation-free supply chains are important but thus far have had limited impact at scale.

Additional integrated approaches are emerging motivated by result-based payments for reducing deforestation as well as jurisdictional and landscape approaches. The latter leverage the power of markets and finance but still require active state intervention at the national and sub-national levels and public-privatepeople partnerships, ensuring the conditions for wider participation of local stakeholders, including IPLCs.

More ambitious action is needed to build on existing responses across scales and within landscapes, while improving conditions for wider uptake of solutions that are more effective to reduce deforestation and forest degradation, with considerations of social inclusion and equity. Ultimately though, real impact will come from transforming our economies, and food and financial system and development paradigm shifts to place nature and people at the centre.

Quelle: WWF 2021

Die EU zählt zu den größten Treibern von Waldzerstörung. Das zeigt ein im April 2021 veröffentlichter WWF-Report, der die Auswirkungen von Handelsbeziehungen auf die Entwaldung und Naturzerstörung von 2005 bis 2017 untersucht. 16 Prozent der globalen Tropenabholzung im Zusammenhang mit dem internationalen Handel gehen demnach auf das Konto der EU. Sie liegt damit auf Platz zwei der „Weltrangliste der Waldzerstörer“, hinter China (24 Prozent) und vor Indien (9 Prozent) und den USA (7 Prozent).

Am meisten tropischen Wald zerstörten im Untersuchungszeitraum die Importe von Soja, Palmöl und Rindfleisch, gefolgt von Holzprodukten, Kakao und Kaffee. In Brasilien, Indonesien und Paraguay vernichtete der EU-Konsum am meisten Waldfläche. Durch die importierte Entwaldung verursachte die EU 2017 indirekt 116 Millionen Tonnen CO2-Emissionen. Das entspricht mehr als einem Viertel der EU-Emissionen aus dem Sektor Landwirtschaft im selben Jahr. Diese indirekten Emissionen werden in den offiziellen Statistiken zu Treibhausgas-Emissionen nicht erfasst. 

Hintergrund: Methode

Der Report „Stepping up: The continuing impact of EU consumption on nature“ wurde vom WWF erstellt. Er basiert auf Daten und Erkenntnissen aus Satellitenbildanalysen und  Untersuchungen von Handelsströmen, die vom Stockholmer Umweltinstitut (SEI) und der Transparenzinitiative Trase zusammengestellt wurden. Für die Darstellungen wurden Datensätze von Pendrill et al. (2020) genutzt, um die Rolle von EU-Importen und -Konsum bei der tropischen Entwaldung sowie die dazugehörigen Emissionen darzustellen. Ein Datensatz von Trase (2020) wurde genutzt, um ein räumlich explizites Bild von Rohstofflieferketten zu erstellen. Hier wurde die regionale bzw. Ökosystem-spezifische Entwaldung bzw. Umwandlung natürlicher Ökosysteme in Südamerika (Brasilien, Argentinien, Paraguay) mit EU-Importdaten verknüpft. Zusätzlich wurden Daten von Trase (2019) genutzt, um freiwillige Selbstverpflichtungen von Exporteuren mit Handelsmengen zu verknüpfen.

Quelle: WWF 2021

Laut einer ebenfalls im April 2021 veröffentlichten WWF-Ernährungsstudie kann auch ein Ernährungswandel dazu beitragen, den Entwaldungsdruck auf die Regenwälder zu senken: Halbiert sich der Fleischkonsum aller Deutschen auf im Schnitt 470 Gramm pro Woche - zugunsten von mehr Hülsenfrüchten und Nüssen - sinkt damit auch Deutschlands ernährungsbedingter Flächenbedarf um fast drei Millionen Hektar. Das entspricht in etwa der Größe Brandenburgs.

Weitere Informationen:

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