Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Pfirsich

Der Pfirsichbaum (Prunus persica) ist eine der wichtigsten Arten der Gattung Prunus und zählt zur Familie der Rosengewächse. Seine Früchte werden Pfirsiche genannt und zählen zum Steinobst. Es gibt zahlreiche Pfirsichsorten und auch einige Varietäten, z. B. den Plattpfirsich und die Nektarine.

Herkunft und Name

Der Pfirsich zählt zu den ältesten kultivierten Obstarten. Genetischen Untersuchungen zufolge wurde mindestens 6000 v. Chr. mit der Vergrößerung des Pfirsichs durch Zuchtauswahl im südlichen China begonnen, wo seine Kultur seit 2000 v. Chr. überliefert ist. Er gelangte dann über Persien nach Griechenland und in weiterer Folge durch die Römer nach Mitteleuropa.

Das Wort „Pfirsich“ (erstmals 1482 in Nürnberg belegt) für den Baum und seine Frucht stammt über mittelhochdeutsch pfërsich von vulgärlateinisch persica bzw. persicus. Der „persische Apfel“ (lateinisch malum persicum, zu persicus „persisch“) entstand aus gleichbedeutend altgriechisch μῆλον περσικόν mēlon persikón von περσικός persikós („persisch“), dies von Περσίς Persís („Persien“).
Heute wird der Pfirsich in allen Erdteilen angebaut. Hauptanbauländer sind neben den Mittelmeerstaaten die USA. Weltweit sind über 3000 Sorten bekannt.

Beschreibung

Der Pfirsichbaum erreicht Wuchshöhen von 1 m bis zu 8 m. Seine Zweige sind gerade und kahl.

Die wechselständige angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattrand ist in der Regel doppelt und mehr oder weniger fein gezähnt.

Die Blütezeit liegt in Mitteleuropa im April. Die meist einzelnen Blüten sind sehr kurz gestielt oder fast sitzend. Die fünf meist tief, selten blass rosafarbenen Kronblätter sind bis zu 2 cm lang, oval und meist ganzrandig.

Die meist kugelige Steinfrucht hat einen Durchmesser von 4 cm bis 10 cm und eine Längsfurche. Die Fruchtschale ist blassgrün oder gelb, auf der Sonnenseite rötlich überlaufen und oft mit einer samtigen Behaarung bedeckt, aber dennoch glatt. Das Fruchtfleisch ist saftig, dickschichtig und blassgrün oder orange. Der meist fast kugelige Steinkern hat eine dicke Schale, tiefe Furchen und ist sehr hart.

Pfirsiche enthalten relativ hohe Mengen der Mineralstoffe Kalium und Calcium und der Vitamine A und B2.

Anbau

Pfirsiche zählen zu den wärmeliebenden Obstarten. Pfirsiche sind weniger spätfrostgefährdet als Aprikosen, jedoch kommt es bei Temperaturen unter –3°C während früher Blüte (in Westeuropa schon im März) zum Totalausfall.

Pfirsiche unterliegen der Vernalisation und benötigen daher mehrere hundert Stunden Winterkälte, um zu gedeihen. Andererseits können starke Kälteeinbrüche nach milden Perioden während der Vegetationsruhe zu Schäden an Holz, Rinde und Blütenknospen führen. Winterregen begünstigt den Pilzbefall durch Taphrina deformans (Kräuselkrankheit), weswegen Pfirsiche in Europa kaum ohne Fungizideinsatz angebaut werden. In Mitteleuropa liegt die Blütezeit im April, und der Pfirsich wird vor allem in Weinbaugebieten angebaut. Vermehrt wird der Pfirsich vorwiegend durch Okulation.

Saftreife, aromatische Pfirsiche lassen sich in den meisten Regionen in Mitteleuropa im Prinzip nur im eigenen Garten ernten. Ausnahmen bilden hierbei Weinbaugebiete wie zum Beispiel Rheinhessen, welche auch über kommerzielle Pfirsich-Pflanzungen verfügen. Die gekauften Pfirsiche werden in der Regel noch im harten Zustand vom Baum genommen, damit sie den Transport überstehen können. Solche Früchte reifen aber nicht vollkommen nach, und das typische Pfirsicharoma ist nicht so stark ausgeprägt.

Die Ernte erstreckt sich von Mitte Juli bis Ende September. Ein mehrmaliges Durchpflücken ist notwendig. Für den Transport werden die Früchte in noch hartem Zustand gepflückt.

Traditionelle Erziehungsform ist die Hohlkrone, neuerdings wird der Pfirsich auch als Spindel erzogen. Die Pflanzabstände betragen je nach Anbausystem 3-4 x 4-5 m (500 Bäume/ ha). Als Standort eignen sich leichte, kalkarme Böden. Schwere, tonreiche Böden führen häufig zu Gummifluss und mangelndem Wachstum. Eine Bodenverbesserung ist in diesem Fall notwendig.

Pfirsiche benötigen regelmäßigen Rückschnitt, da sie sonst von innen verkahlen.

Wirtschaftliche Bedeutung

Im Jahr 2017 wurden weltweit etwa 24,7 Millionen Tonnen Pfirsiche (einschließlich Nektarinen) geerntet. Mit Abstand größter Produzent ist die VR China mit 14.268.339 t, gefolgt von Spanien (1.799.685 t), Italien (1.250.721 t), Griechenland (938.000 t) und USA (775.189 t). Die 10 größten Produzenten von Pfirsichen (einschließlich Nektarinen) produzierten insgesamt 86,0 % der globalen Erntemenge. Die Anbaufläche für Pfirsiche weltweit nahm von 1,27 Millionen ha im Jahr 2000 auf 1,52 Mio. ha im Jahr 2017 zu.

Verwendung

Große Mengenanteile der Pfirsichfrüchte werden frisch als Obst vermarktet. Auch werden Pfirsiche in Form von Dörrobst, Marmelade, Saft oder Kompott angeboten. Pfirsiche in Hälften oder Schnitzen sind eine verbreitete Form der Obstkonserve.

Die Kerne werden aus der Schale gelöst, zu Persipan verarbeitet und in der Aromatisierung von Spirituosen verwendet.

Es gibt auch einige Beschreibungen zur arzneilichen Verwendung des Pfirsichs. Beispielsweise empfahl Hildegard von Bingen die unreife Frucht samt Kernen, die Blätter, die Wurzel, das Harz und die Rinde zur äußerlichen Anwendung bei tränenden Augen, Kopfschmerzen und Gicht. Der Samen kann in großen Mengen giftig sein, da er etwa 6,5 % Blausäure abspaltendes Amygdalin enthält. Die Blätter enthalten ein verwandtes Blausäureglykosid.

Die gummiähnliche Ausscheidung der Frucht wurde bis zur Herstellung synthetischen Klebers in manchen Gegenden als Klebstoff verwendet.

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