Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Zitrusfrüchte

Echte Zitrusfrüchte gehören ausnahmslos zur Familie der Rautengewächse (bot.: Rutaceae). Sie bilden als Frucht eine besondere Beere aus, allerdings nur bei den Gattungen Citrus, Fortunella, Citrofortunella, Poncirus, Microcitrus, Eremocitrus und Clementina. Von wirtschaftlicher Bedeutung sind jedoch nur die Gattungen Citrus und – in deutlich geringerem Maße – Fortunella.

Alle Zitruspflanzen stammen zwar aus einer Pflanzenfamilie, sind jedoch im Erscheinungsbild recht unterschiedlich. Entsprechend vielfältig sieht es bei den Fruchtformen und -farben der Zitrusfrüchte aus: Es gibt Orangen, Zitronen, Limetten, Grapefruits, Pampelmusen, Kumquats, Limequats, Mandarinen – und hier wiederum „gewöhnliche Mandarinen“, „Satsumas“, Mandarinen-Hybriden sowie „Clementinen“ –, um nur die wichtigsten zu nennen.

Die Fruchtformen und -farben der Zitrusfrüchte sind sehr unterschiedlich. Die Früchte färben sich außen gelb bis rotorange. Damit sich die Schale verfärbt, muss die Temperatur sinken. In andauernde Hitze und Nächten ohne Abkühlung bleiben die Früchte grün.

Zitrusfrüchte haben eine besondere Schale, die aus zwei Schichten besteht: Die äußere, gelbe bis orangerote heißt Flavedo (Exocarp), die innere, weiße Schicht Albedo (Mesokarp). Je nach Art und Sorte ist die Fruchtschale, zusammen auch Perikarp genannt, unterschiedlich dick. Bei der Zitronatzitrone nimmt sie zum Beispiel die ganze Frucht ein.

Das saftige Fruchtfleisch ist in Segmente unterteilt, die meist von einer dünnen Haut umgeben und von vielzelligen Saftschläuchen gefüllt sind. Die Saftschläuche umschließen die Samen.

Ernte

Die Ernte erfolgt bei Orangen und Grapefruit in der Regel entweder total, d. h. alle Früchte eine Baumes werden gleichzeitig geerntet, oder nach und nach, wie bei Zitronen und Limetten. Die Früchte reifen nicht nach (wie z. B. Bananen), da sie stärkearm sind. Reife und volle Schalenausfärbung werden nicht immer gleichzeitig erreicht. Grünschaligkeit bedeutet daher nicht immer Unreife. Für die gewohnte Färbung sind einige kühle Nächte erforderlich.

Wirtschaftliche Bedeutung

Zitruspflanzen haben eine große wirtschaftliche Bedeutung. Weltweit wurden im Jahr 2012 mehr als 131.283.333 t Zitrusfrüchte geerntet – davon 68.223.759 t Orangen, 27.060.756 t Mandarinen, Clementinen und Satsumas, 15.118.462 t Zitronen und Limetten sowie 8.040.038 t Grapefruits (Quelle: FAO, 2014). Damit zählen Orangen & Co. zu dem am häufigsten angebauten Obst der Erde.

Deutschland importierte im Wirtschaftsjahr 2014/15 rund 3.403.000 t Zitrusfrüchte. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Zitrusfrüchten ist bis zum Wirtschaftsjahr 2013/14 kontinuierlich zurückgegangen. Erst mit dem Jahr 2014/15 ist ein leichter Anstieg um 0,7 kg / Kopf auf 32,9 kg / Kopf zu verzeichnen.

Verwendung

Die hauptsächliche Verwendung der Früchte ist die als Nahrungsmittel. Als Obst werden die Früchte roh gegessen, etwa ein Drittel wird zu Saft und anderen Produkten weiterverarbeitet. Als Nahrungsmittel sind Zitrusfrüchte vor allem für den hohen Anteil an Vitamin C und Mineralstoffen bekannt. Der Fruchthandel bezeichnet Mandarinen, Clementinen, Satsumas, viele Tangelos und Tangerinen als Easy Peeler (von engl. easy = einfach und to peel = schälen), da sich bei diesen Zitrusfrüchten die Schale leicht vom Fruchtfleisch lösen lässt. Zitrusfrüchte reifen nach der Ernte nicht nach und zählen damit zu den nichtklimakterischen Früchten. Sie sind zudem kälteempfindlich, unter 2 °C werden sie bitter. Die ideale Lagerung liegt bei 7 °C und hoher Luftfeuchtigkeit.

Die in Drüsen der äußeren Schalen gebildeten ätherischen Öle machen sie auch zum Würzen und für Duftmittel interessant. Für die Küche gibt es dafür ein spezielles Haushaltsgerät, den Zestenreißer (teils auch als Zesteur bekannt), der dazu dient, hauchdünne Streifen der äußeren Schale, sogenannte Zesten, abzutrennen. Die äußere Schale wird auch zu Zitronat und Marmelade verarbeitet, in ähnlicher Weise werden Kumquats im Ganzen gegessen. Der Saft von sauren Zitrusfrüchten wird weniger pur verwendet, sondern ebenfalls zum Würzen. Die Blätter der Kaffirlimette werden – ähnlich wie Lorbeerblätter – dem Essen als Gewürz beigegeben. In der arabischen Küche kennt man getrocknete Limetten als Zutat zum Würzen.

Die annähernd weißen Innenschalen (das Mesokarp bzw. die Albedo) enthalten große Mengen Pektin und werden daher auch zur industriellen Pektingewinnung genutzt.

Ätherisches Öl wird auch aus den Blüten gewonnen und kommt als Neroliöl in den Handel.

Die Schale von Zitrusfrüchten wird häufig mit Wachsen behandelt, denen meist Konservierungsstoffe wie Thiabendazol (E 233), Orthophenylphenol (E 231), Natriumorthophenylphenol (E 232), Biphenyl (E 230) und Imazalil zugesetzt werden.

Weitere Informationen:

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