Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Oase

Inselhafter Landstrich mit gegenüber seiner wüsten- oder halbwüstenhaften Umgebung kontrastierender ökologischer Ausstattung, in dem offenes Wasser oder Grundwasser eine üppigere Vegetation ermöglicht. Oasen sind ökologische Nischen.

Naturbelassene Oasen sind mit Schilf, Dornsträuchern und Bäumen bestanden. Allerdings sind die meisten Oasen in Kulturland verwandelt. In diesem Fall sind Oasen als bewässerungsgestützte, agrarwirtschaftliche Anpassungsformen menschlichen Lebens an Umweltbedingungen semiarider und arider Gebiete anzusehen. Der Begriff Oase wird angesichts deren unterschiedlichster Ausprägung, Funktion, Genese und Verbreitung sehr vielseitig verwendet und kann sowohl traditionsreiche Oasen mit jahrtausendealter Technik - prototypisch im islamischen Kulturkreis -, wie auch moderne, künstlich angelegte High-Tech-Oasen umfassen. Verbreitungsgebiete sind die Alte, aber auch die Neue Welt (z.B. Peru, Chile, Argentinien).

Für den Menschen hatten die Oasen - und haben sie stellenweise noch immer - elementare Bedeutung als Wasserstellen und Rastplätze nomadischer Gruppen in der Wüste. Je nach Wasserspende und geomorphologischer Einbettung sind Oasen auch landwirtschaftliche Produktionsräume meist auf der Basis künstlicher Bewässerung, die sich bei entsprechender Größe zu bedeutenden Versorgungs- und Handelsstützpunkten entwickeln konnten und einen geregelten Warenverkehr ermöglichten.

Als typische, klassische Oasen können Standorte gelten, an denen natürliche Wasseraustritte über die Erdoberfläche (Quellen, Seen) oder dicht darunter vorkommen, sodass sich Pflanzen (z.B. Dattelpalmen) ansiedeln und Brunnen angelegt werden konnten.

Mit verbesserten Hilfsmitteln zur Nutzung oberflächennahen Wasser (Schöpfbrunnen u.Ä.) oder durch unterirdische Stollensysteme (Foggaras, Qanate) sowie anderen Kulturtechniken (water harvesting, Zisternen, Wadi-Ableitungen usw.) oder Tiefbrunnen mit Motorpumpen entstanden zusätzlich künstliche Oasen. Solche klimatisch unabhängigen Wasserstellen entstehen z.B. durch das oberflächige Ausstreichen wasserführender Schichten (Aquifere), durch den Verschnitt des regionalen Grundwasserkörpers mit der Geländeoberfläche oder durch artesisches Wasser (gespanntes Grundwasser). Dabei handelt es sich häufig um fossiles Grundwasser, das in feuchteren Klimaphasen eingespeist worden ist und durch die Lage des Aquifers an die Erdoberfläche geführt wird. Auch regeneratives Grundwasser kann beteiligt sein, wenn es aus entfernten Bereichen (Gebirge, klimatisch feuchteren Schwellenregionen) unterirdisch in Wüstenbereiche eindringt, z.B. am Rand eines Ergs (Souf-Oasen). (Blümel 2013)

Die Art der Wasserzuführung erlaubt folgende Unterscheidungen:

Durch künstliche Förderung und Verteilung des Wassers kann bei allen Oasenformen die bewässerte Fläche vergrößert oder das Maß und die Zeit der Bewässerung geregelt werden. Traditionelle Oasen befinden sich wegen der gravitativen Wasserzuführung immer auf orographisch tief gelegenen Flächen. Tiefbohrungen machen die Anlage von Bewässerungsflächen dagegen unabhängig vom Relief.
Der Aufbau und die Organisation von Bewässerungsanlagen hat die frühe Entstehung höherer sozialer Organisationsformen und volkreicher Städte in den Trockenräumen gefördert.
Traditionellen Oasen der Alten Welt sind folgende Merkmale zu eigen:

Eigentlich handelt es sich bei der Oasenlandwirtschaft um eine Form des Gartenbaus. Es überwiegt die menschliche Arbeitskraft mit der Hacke als Universalgerät zur Bodenbearbeitung. Der Pflug mit Spanntieren oder Traktoren wird vor allem in großflächigen, offenen Stromoasen eingesetzt. Verallgemeinernde Aussagen zum Strukturwandel in Oasen der Alten Welt sind schwierig zu treffen.

Zumindest für die traditionellen saharischen Oasen gelten folgende Entwicklungen:

Die Oasen der südamerikanischen Trockendiagonale lassen sich nach Ratusny (1997) aufgrund kulturgenetischer Merkmale in drei Typen gliedern:

High-Tech-Grundwasseroasen in Nordafrika sind in der Anfangsphase ihrer Einführung ein Abfallprodukt der Erdölexploration. Karusselbewässerung (center pivot) und Anlagen zur Tropfbewässerung nutzen fossiles, und damit erschöpfbares Wasser aus bis über 2.000 m tiefen Aquiferen. Eine Beurteilung muß Einzelfallprüfungen vorbehalten bleiben.

Mit entscheiden für die Persistenz und den Wachstumserfolg von Bewässerungsoasen - gleich welcher - Größenordnung - ist die Drainagetechnik, mit der die latente Versalzungsgefahr der Nutzfläche vermindert wird. Als negatives Beispiel ist die katastrophale Versalzung und Umweltveränderung im Zuflussbereich des inzwischen weitflächig ausgetrockneten Aralsees anzuführen.

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