water harvesting
Auch rainwater harvesting; Gesamtheit der wassersammelnden Maßnahmen mit dem Pflanzenbau als wichtigster Anwendung, vorwiegend in Halbwüstenregionen mit 100 - 300 mm, evtl. bis 500 mm N/a. Dabei wird der abfließende Niederschlag einer größeren Fläche, der Wassererntefläche, gesammelt und einer kleineren Fläche, der Anbaufläche, zugeführt. Häufig leiten zielgerichtet im Gelände angeordnete Strukturen aus Erde oder Steinen das Wasser zur Anbaufläche oder in einen Speicher. In Abhängigkeit vor allem vom Grad der Aridität kann das Größenverhältnis von Wasserernte- zu Anbaufläche von 1:1 bis zu 10.000:1 reichen.
Erste Formen des water harvesting lassen sich bis 7.000 v.Chr. (Jordantal) zurückverfolgen. Allerdings nahm das überkommene Wissen über diese Techniken in vielen Ländern ab:
Beispiele für traditionelles und auch heute praktiziertes water harvesting:
- Tank-System in Indien - Bei dieser jahrhundertealten Methode wird Wasser mit Hilfe von Wällen in Speicher geleitet.
- Meskats in Tunesien - Dabei wird eine Anbaufläche von ca. 250 m2, die meist Olivenbäume trägt, von einer doppelt so großen Wassererntefläche gespeist.
- Diguettes in Burkina Faso - Die mit diesem französischen Ausdruck belegten durchlässigen Steinwälle dienen zur Abflußrückhaltung und als Sedimentfang.
Die Formen des water harvesting lassen sich nach Form und Größe unterscheiden:
- Micro catchments - Bei diesen kleinen Wassersammel-Parzellen sind Wasserernte- und Anbaufläche direkt benachbart. Ihre durch Wälle rund, dreieckig, halbmondförmig oder quadratisch ausgeformten Strukturen besitzen eine Vertiefung an ihrem topographisch tiefsten Punkt, in den die Pflanzen gesetzt werden. Micro catchments treten oft vergesellschaftet über einen ganzen Hang hinweg auf.
- Macro catchments - Beim Wassersammeln von großen, hängigen Einzugsgebieten wird der Anbaufläche benachbartes Ödland mit einem Netz von genau nivellierten Ablaufgräben versehen. Das dazwischen liegende Land wird häufig ausgeebnet, komprimiert und eventuell beschichtet (Plastikfolien, Asphalt, Wachs u.ä.). Die Wassererntefläche kann eine Hangneigung von 5 - 50 % aufweisen. Das bei Niederschlägen auftretende Oberflächenwasser fließt in die Gräben und in ein Sammelbecken. An dieses schließt sich ein Bewässerungssystem an.
- Flutwasser-Nutzung - Hierbei wird der saisonale Abfluß im Flußbett (z.B. Wadis) selbst oder - nach Ableitung - in nahegelegenen Gebieten genutzt. Werden Dämme über die gesamte Talbreite gebaut, erfolgt neben der aktuellen Wasserrückhaltung und -ableitung eine Akkumulation von Sedimenten und eine Grundwasseranreicherung.
- Water harvesting von Dach- und Hofflächen - Das abgeleitete und in Tonnen oder Tanks gespeicherte Wasser dient vor allem der Trinkwasserversorgung.
Negative Aspekte des water harvesting ergeben sich daraus, daß die hygrischen Risiken nur abgemildert und nicht ausgeschlossen werden, daß Konflikte zwischen Ober- und Unterliegern an einem Trockenfluß oder einem längeren Hang entstehen oder daß traditionelle Bodenbesitzrechte Probleme bereiten.
(s. a. Bewässerung)