Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Bodenversalzung

Anreicherung von Salzen in oberen Bodenhorizonten oder an der Oberfläche vornehmlich in ariden oder semiariden Gebieten. In humiden Klimaten erfolgt eine temporäre Versalzung der Böden bei Bewässerung mit natriumreichen Abwässern und durch den Einsatz von Streusalzen (Straßenränder).
Zu unterscheiden sind die

Gehalt an gelöstem Salz in Flüssen semiarider Gebiete
Fluss Gelöste Feststoffe [ppm]
Indus 250 - 300
Colorado 795
Weißer Nil 174
Euphrat und Tigris 200 - 400
Niger < 60 - 80

Quelle: Goudie 1994

Der Salinitätszustand eines Bodens wird für landwirtschaftliche Zwecke normalerweise als elektrische Leitfähigkeit in Millisiemens pro Zentimeter Bodenlösung angegeben. Die elektrische Leitfähigkeit ist sowohl der Salzkonzentration als auch dem osmotischen Druck einer Lösung proportional. Ein Boden wird als salin bezeichnet, wenn die elektrische Leitfähigkeit mehr als vier Millisiemens pro Zentimeter beträgt.
Auf durch Salzanreicherung belasteten Flächen lassen sich vielfach salzempfindliche Kulturpflanzen nicht mehr anbauen und es muß ein Wechsel hin zu salztoleranten Pflanzen erfolgen oder die Nutzung der Flächen ganz eingestellt werden.

Die negativen Auswirkungen von Bodenversalzung:

Als Gegen- oder Vorbeugungsmaßnahme muss für eine abwärts gerichtete Bodenwasserbewegung gesorgt und die Salze damit ausgewaschen werden. Zu diesem Zweck ist eine größere Menge Wassers aufzubringen als die Pflanzen aufnehmen. Um ein Ansteigen des Grundwasserspiegels zu verhindern, muss das Überschusswasser im Untergrund durch Drainage abgeführt werden. Derartige Entsalzung des Bodens erfolgt vor der Feldbestellung, damit die empfindlichen Keimpflanzen gut wachsen können.
Eine weniger eingreifende Grundbehandlung ist eine biologische Bekämpfung der Versalzung durch das Absammeln Salz akkumulierender Pflanzen wie zum Beispiel der Sode Suaeda fructicosa, eines Gänsefußgewächses.
Eine Umwandlung der Salze geschieht unter Einsatz chemischer Methoden, mit denen man schädliche Salze in weniger schädigende verwandelt. Beispielsweise setzt man natriumhaltigen Böden oft Gips zu, um das ätzende alkalische Carbonat in lösliches Natriumsulfat und das relativ harmlose Calciumcarbonat umzuwandeln.
Zu den wirkungsvollsten Möglichkeiten, die Versalzungsgefahr zu mindern, gehören die verschiedensten regulierenden Maßnahmen, wie etwa weniger verschwenderischer und nachlässiger Gebrauch von Wasser durch die Benutzung von Sprinklern anstelle traditioneller Bewässerungsmethoden, die Auskleidung von Kanälen, um Verluste durch Sickerwasser zu vermindern, die verbesserte Trassierung von Kanälen durch weniger permeable Böden und die Verwendung von Pflanzen mit höherer Salztoleranz.
Versalzung erfolgt kaum bei Unterflurbewässerung und in Verbindung mit einer Folienabdeckung, welche die Verdunstung unterbindet oder reduziert.

Salztoleranz ausgewählter Anbaufrüchte
Salztoleranz Anbaufrucht
sehr gering Karotte, Erdbeere, Avokados, Pflaume, Mandel, Aprikose, Zitrusfrüchte, Pfirsich, Grapefruit
gering Brokkoli, Gurke, Weintraube, Salat, Kartoffel, Tomate
mittel Sojabohne, Weizen
hoch Zuckerrübe, Baumwolle

Anthropogene Versalzungsprobleme wie rezent z.B. im Industal sind eine alte Erscheinung. Schon vor über 4.000 Jahren gab es entsprechende Berichte aus Mesopotamien. Wahrscheinlich spielte Versalzung eine wichtige Rolle beim Zusammenbruch der sumerischen Kultur.

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