Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Khammessat

Traditionelle Agrarverfassung mit lokalen Varianten im gesamten nordafrikanischen und vorderasiatischen Raum. Grundüberlegung ist, daß die landwirtschaftliche Produktion von fünf Faktoren (ar. Khamsa = fünf) getragen wird, nämlich Boden, Wasser, Saatgut, Arbeitsgerät/Zugtiere und der menschlichen Arbeitskraft. Üblicherweise ergibt sich eine Symbiose aus dem Grundeigentümer, der die vier ersten Faktoren einbringt und dem niedrigen sozialen Schichten entstammenden Khammes, der seine Arbeitskraft zur Verfügung stellt. Entsprechend dem Fünftel, das er beisteuert, wird er mit einem Fünftel der Ernte entlohnt. Je höher der Arbeitseinsatz der Khammes ist, umso höher ist auch sein Ernteanteil. So ergibt sich ein recht stabiles System, da die Interessen des Grundeigentümers durch den Einsatz des Khammes automatisch mit gewahrt werden. Andererseits kommt es bei den bescheidenen Löhnen häufig zu Verschuldungen der Khammes. An einer Modernisierung des traditionellen Agrarsektors hat der Grundeigentümer kaum Interesse. Auch die Khammes wenden sich häufig gegen eine Mechanisierung, da sie eine Verringerung ihrer Ernteanteile befürchten. Dieser Hemmeffekt führte in manchen Staaten zu einem Verbot dieser Pachtform.

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