Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Mar de Plastico (‚Plastikmeer‘)

Bezeichnung für die weltweit größte Gemüseanbaufläche unter Folie in der Küstenebene Campo de Dalías um die Stadt El Ejido (Provinz Almería, Südspanien).

Die intensive Landwirtschaft in der Provinz Almeria ist ein landwirtschaftliches Modell mit hoher technischer und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, das auf der rationellen Nutzung von Wasser, Bodenmelioration , der Verwendung von Kunststoff-Gewächshäusern, einer hohen technischen Ausbildung und einem hohen Verbrauch von Betriebsmitteln unter Berücksichtigung der besonderen Umwelteigenschaften beruht.

In der Region werden zahlreiche Gemüsesorten angebaut, und ein Großteil der Bevölkerung ist von dieser Bewirtschaftung abhängig, welcher zu einem gewissen Wohlstand in dieser einst ärmsten Region Spaniens führte. Dies ist nicht zuletzt durch die geringen Lohnkosten der eingesetzten Arbeiter zu erklären. Die zum Anbau genutzten Gewächshäuser bedecken rund 36.000 Hektar. Pro Jahr werden etwa 3 Mio. t Treibhausgemüse und -obst produziert, in einem Gesamtwert von gut zwei Milliarden Euro.

Aufgrund des sehr großen Flächen- und Wasserverbrauchs und der in großem Umfang verwendeten Pestizide war vor allem in der Vergangenheit die ökologische Situation sehr schlecht. Das Grundwasser ist teilweise verschmutzt.

Campo de Dalias 1974 vs. 2011
Situation 1974 Situation 2011

Dieses Satellitenbildpaar zeigt die Auswirkungen der massiven und schnellen landwirtschaftlichen Entwicklung in der Provinz Almeria entlang der spanischen Südküste. Im früheren Bild spiegelt die Landschaft eine eher typische ländliche landwirtschaftliche Landnutzung wider. Im Bild von 2011 war ein Großteil der gleichen Region – damals schon mehr als 20 000 ha - für die Massenproduktion von Marktprodukten in eine intensive Gewächshauslandwirtschaft umgewandelt (treibhausdominierte Flächen erscheinen als weißliche Grauflecken). Um den immer umfangreicheren Wasserbedarf in ganz Spanien zu decken, verabschiedete die Regierung 2001 den Nationalen Wasserwirtschaftsplan Spaniens (SNHP). Im Jahr 2004 kündigte die spanische Regierung an, dass sie mit der Erforschung umweltfreundlicherer wassersparender Technologien wie Abwasserrecycling und Meerwasserentsalzung beginnen werde. Das jüngere Bild stammt vom Instrument ASTER auf dem Satelliten Terra. Es arbeitet mit 14 Spektralbändern vom sichtbaren bis zum thermalen Infrarotbereich und einer räumlichen Auflösung von 15 bis 90 m.

Quelle: UNEP / NASA

Entwicklung

Die Wiederurbarmachung der durch Abholzung und Erzbergbau in den nahegelegenen Bergen verödeten Landschaft ging auf Impulse der Franco-Zeit in den Fünfzigerjahren zurück. Dabei wurden die Planer auch durch die Erfolge der Kibbuz-Wirtschaft in zuvor öden Regionen Israels inspiriert.

Mit dem Bau des ersten Treibhauses in den 1960er Jahren begann man mit der systematischen Nutzung der Ebene wie auch der Anpflanzung verschiedener Gemüsesorten. Der Staat förderte diese Entwicklung. Die Treibhäuser wurden meist von Hand aufgebaut, da es an Geld mangelte.

Die verstärkt in den Siebzigerjahren gebauten Gewächshäuser aus Plastikfolien waren ein Mittel die Unbilden der Jahreszeiten zu überlisten. Die Pflanzen waren und sind durch den transparenten Kunststoff vor dem zerstörerischen Platzregen und den kalten Winden von der Sierra Nevada im Frühjahr geschützt, er intensiviert die Wärme und im Sommer dörrt der Boden nicht aus.

Die Technik wurde im Campo de Dalías (admin. Poniente Almeriense) und später im Campo de Níjar im Osten weiterverbreitet. Die Verwendung von Polyethylen als Glasersatz war bereits auf den Kanarischen Inseln und in Katalonien getestet worden. Der Kunststoff wurde über Holzpfosten oder Metallkonstruktionen gespannt und mit Draht gesichert.

So können die Ernten einen Monat früher als im Freiland und noch früher als in anderen Regionen geerntet werden, beginnend mit der Ernte im Dezember. Sie ermöglichen das Wachstum der Herbst-Winter-Pflanzungen bis März, wodurch sich die Zahl der Ernten verdoppelt und teilweise verdreifacht.

Vor wenigen Jahrzehnten war der zentrale Ort El Ejido ein armes, kleines Dorf, das 500 Einwohner zählte. Das änderte sich Anfang der 80er Jahre, als Spanier, die Jahre zuvor auf der Suche nach Arbeit nach Deutschland oder Frankreich ausgewandert waren, in ihre Heimat zurückkehrten. Mit Hilfe des Kapitals, das sie mitbrachten, stellten sie auf dem trockenen Land Wasserpumpen und Plastikverschläge auf. Aus Arbeitern wurden landwirtschaftliche Kleinunternehmer, die Treibhausgemüse produzierten. Ihre Anbauflächen sind meist überschaubar, in der Regel 1,6 bis 15 Hektar groß, Großgrundbesitz ist in Almería kaum vertreten. Heute ist El Ejido eine Stadt mit über 50.000 Einwohnern und dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen Spaniens. Es ist planlos gewachsener Ort mit geringer Attraktivität.

In den 1980er Jahren wurde ein Teil des Gemüseanbaus von ausländischen Großspekulanten verwaltet, doch diese Unternehmen konnten keine großen Gewinne verbuchen und gingen schließlich in Konkurs. Auch Großgrundbesitz vermochte sich in der Region nicht durchzusetzen. Später sahen sich die Agrarunternehmen infolge der europäischen Marktübersättigung zunehmender Konkurrenz aus Marokko ausgesetzt. Ihr Florieren ist von einer noch billigeren Konkurrenz bedroht: Gemüse aus Marokko – ob die wirksam wird, hängt von den EG-Einfuhrbestimmungen ab. Etwa seit 2005 kam es zu ersten Landverkäufen.

Durch die Einführung optimaler israelischer Methoden der Tröpfchenbewässerung und der Bedeckung des Bodens mit Sand, um Feuchtigkeit zu erhalten und Erosion zu vermeiden (Enarenado-Technik), wurde der Boden nutzbar gemacht. Etwa 90 % der Gewächshäuser nutzen diese Bodenmischung aus Ton, Mist und Sand, die auf dem ursprünglichen Boden liegt, um die Ertragsgrenzen der extrem armen einheimischen Böden zu überwinden.

In den übrigen Gewächshäusern haben die Pflanzen keinen Kontakt zum Boden - sie werden mit einem Hydrokultursystem angebaut, bei dem chemische Düngemittel aus großen, computergesteuerten Bottichen an jede Pflanze abgegeben werden.

Geographische Bedingungen

Das Anbaugebiet des Campo de Dalías bei der Stadt El Ejido liegt im Westen der Provinz Almería in Andalusien. Es reicht als Küstenebene im Süden bis zum Mittelmeer und wird im Norden von der Gebirgskette der Sierra de Gádor mit einer höchsten Erhebung von 2236 m begrenzt.

Die Ebene des Campo de Dalías entstand aus Geröll und Gesteinsschutt, die aus erodiertem und verfrachtetem Karbonatgestein der Sierra de Gádor bestehen. Es dominieren Sand, Schlamm, Ton, und Kies, daneben gibt es kleinere Bereiche, in denen sich das Material auf Sand und Lehm beschränkt.

In der Ebene entstanden Kalzium- und Lúvicos-Xerosole mit geringer Mächtigkeit und nicht sehr grober Körnung, die sich in vielen Fällen auf Tonschichten bilden, ferner Regosole und kalkhaltigen Fluvisole, die auch häufig im Bereich des Flusses Adra vorkommen. Im Allgemeinen handelt es sich um unterentwickelte Böden mit geringer Fruchtbarkeit, und nur dort, wo das Abtragungsmaterial intensiven Fluvialprozessen ausgesetzt war, erhielten sie feinsandige Texturen. Schließlich treten andere Bodentypen mit deutlich azonalem Charakter in spezifischeren geomorphologischen Umgebungen auf, wie z. B. salzige Solonchaks an Stränden und Dünen und Rendsinas an bestimmten Osthängen mit kieselhaltiger lithologischer Zusammensetzung. Hervorzuheben ist auch die Bildung künstlicher Typen für den Anbau in Gewächshäusern im Campo de Dalías, insbesondere von Anthrosolen. (SCIPA)

Neben den Flächen mit landwirtschaftlicher Intensivnutzung ist die Existenz von Naturlandschaften zu erwähnen, die sich erheblich von den agrarischen und städtischen Gebieten unterscheiden; dies sind die brackigen Lagunen, Dünen und Küstenvegetation von Punta Entinas-Sabinar.

Das Gewässernetz ist hier kein herausragender Faktor bei der Landschaftsgestaltung. Dieser Umstand ist auf die Art des Klimas und die vorherrschenden Gesteine im Poniente Almeriense zurückzuführen. Die Karbonat- und Geröllsubstrate und die Knappheit und Unregelmäßigkeit der Niederschläge bestimmen, dass es sich bei den Gerinnen größtenteils um Wadis und Wildbäche mittlerer Größe handelt, die am Südhang des Gádor-Gebirges entspringen und nur in der Lage sind, das abfließende Wasser nach kurzen Phasen mit intensiven stunden- oder tageweisen Regenfällen oberflächlich abzuführen.

Das mediterran geprägte und daher wintermilde Klima ist semiarid (BSh) mit Niederschlägen von durchschnittlich 150 mm im südöstlichen Küstenbereich und maximal 600 mm in den nordwestlichen Gebirgszügen (orographischer Effekt).

Das Niederschlagsregime und die entsprechenden Abflüsse sind sehr torrentiell, mit einem deutlichen Herbstmaximum und einer ausgeprägten Sommertrockenheit in Übereinstimmung mit dem mediterranen Makroklima.

Das nahe gelegene Almeria verzeichnet im Schnitt 3000 Sonnenstunden pro Jahr (6 Sonnenstunden im Januar und 12 im Juli), sowie über 320 Sonnentage. Auch ist Almeria die einzige Stadt auf dem europäischen Kontinent, die keine Werte unter Null Grad in den Temperaturaufzeichnungen aufweist.

Wirtschaft(liche Bedeutung)

Über 90.000 Menschen verdienen in der Region ihr Brot in der Landwirtschaft. Darunter sind ca. 60.000 Ausländer, die vor allem Pflückdienste in den Treibhäusern leisten. Dazu kommen vermutlich einige Tausend Einwanderer ohne Papiere. Sie kommen zum überwiegenden Teil aus Marokko, aber auch aus Nigeria, der Elfenbeinküste oder Mali. In den letzten Jahren haben sich auch Saisonarbeiter aus Rumänien, Bulgarien und Russland dazu gesellt. Nach Angaben von Andrés Sánchez, Wirtschaftshistoriker an der Universität in Almería, würde die Ernte ohne sie nicht mehr funktionieren, und mit Spaniern ließen sich die Arbeitsplätze nicht besetzen.

Der legale Mindestlohn liegt bei rund 46 Euro pro Tag. Schwarzarbeiter bekommen lediglich 30 Euro, oft noch nicht einmal das, kritisieren die Gewerkschaften: Viele Landwirte würden die Notlage der illegalen Einwanderer ausnutzen.

Die Region ist ein Schmelztiegel, in dem sich im Jahr 2000 soziale Spannungen entluden, als es in El Ejido zu gewalttätigen Unruhen kam. Nordafrikaner schnitten zwei Treibhausbesitzern die Kehle durch, ein Marokkaner brachte eine Spanierin um. Ein fremdenfeindlicher Bürgermob zog mit Eisenstangen und Knüppeln durch die Straßen. Wohnungen, Bars und Geschäfte von Immigranten wurden in Brand gesteckt, Menschen verletzt. (Deutschlandfunk 2006 / TAZ)

Die repräsentativsten Produkte sind: Tomaten, Paprika, Auberginen, Zucchini, Melonen, Wassermelonen oder Gurken; Rosen, Chrysanthemen, Nelken und weitere Schnittblumen und Zierpflanzen. Die Spezialisierung der Landwirte auf ein einziges Produkt wird zunehmend beobachtet. Die größten Unternehmen wie Agroponiente, Unica Group, CASI, La Unión, Agroiris und Vicasol haben einen Marktanteil von 35% im Jahr 2015.

Die Ernte wird zum größten Teil von Lebensmittelhandelsketten zu niedrigen Abnahmepreisen aufgekauft. Mehr als die Hälfte der Ernte geht per Lkw in den Export. Nach Angaben von EXTENDA (Andalusische Agentur für Auslandsförderung) betrug der Wert der Exporte von Obst und Gemüse im Jahr 2012 1.914,1 Millionen Euro. Es gab in diesem Jahr 359 Exportunternehmen. Zu den Abnehmerländern gehören Deutschland mit 29,7% der Gesamtmenge, Frankreich, 15%, die Niederlande, 13,1%, das Vereinigte Königreich, 11,3% und Italien mit 7,2%. Es folgen Polen, Belgien, Schweden, Dänemark, Portugal und Schweden. Nach derselben Quelle lag der Umsatz in den ersten sechs Monaten des Jahres 2013 bei 1.600 Millionen Euro, 14,6% mehr als im Vorjahr.

Umweltfragen

Jahrzehntelang galt die Intensivwirtschaft im "Gemüsegarten Europas" als Sinnbild ungehemmten Einsatzes von Pestiziden und Dünger und besonders verschwenderischen Verbrauchs von Wasser. Dies in einer Region, die zu den trockensten Gegenden Europas zählt.

Diese Zeiten sind im Campo de Dalías weitgehend vorbei. Stetes Anprangern durch Umweltschutzorganisationen und die Berichterstattung der Medien über die Zustände unter den Plastikplanen und schließlich auch die EHEC-Epidemie von 2011, bei der zunächst fälschlicherweise Gurken aus der Region als Ursache der teilweise tödliche verlaufenden Darmerkrankung ausgemacht wurden, veränderte die Anbaumethoden rund um Almeria. Nach und nach stellten die Gemüse- und Obstproduzenten auf Bio um. Mit dem Ergebnis, dass mittlerweile im "Mar de Plastico" zu fast 90 Prozent biologisch produziert wird. (ZDF)

Dabei ist aber der Wert eines Bio-Siegels von den Vergabekriterien abhängig, die bei Verbänden wie Demeter, Bioland oder Naturland sehr streng und verlässlich sind, im Falle der EG-Öko-Verordnung aber nur geringere Anforderungen stellen.

Aber Sonderkulturen benötigen nach wie vor eine intensive Düngung und haben einen hohen Bedarf an Agrarchemikalien. Der Eintrag von Pflanzenschutzmitteln in die Böden und die Auswaschung ins Grundwasser führen zunehmend zu einer Beeinträchtigung der Grundwasserqualität. Der Anbau in Monokultur sowie die heißen und feuchten klimatischen Bedingungen in den Gewächshäusern begünstigen den Schädlings- und Pilzbefall. Zusätzlich gelangen durch die "Solarisación", die Bodendesinfektion unter Sonneneinwirkung, erhebliche Mengen an Pflanzenschutzmitteln in das Grundwasser. Bei dieser Methode werden die Böden mit Wasser durchtränkt und den Sonnenstrahlen ausgesetzt. Bei geöffnetem Gewächshausdach erwärmt sich die Bodenoberfläche bis auf 60 bis 70 °C. Diese Temperaturen reichen aus, um unerwünschte Keime abzutöten. Die Auswaschung von Düngemitteln zeigt sich in hohen Nitratbelastungen im Grundwasser. In den drei hydrologischen Einheiten des Campo de Dalías – Balerma-Las Marinas, Balanegra und Aguadulce – wurden Werte ermittelt, die mit mehr als 100 mg/l Nitrat weit über dem zulässigen EU-Grenzwert von 50 mg/l für Trinkwasser liegen.

Als vor rund 15 Jahren die ersten Betriebe in Almeria begannen, auf EU-Bio umzustellen, gab es bei den konventionellen Gemüsebauern der Region noch regelmäßig massive Probleme mit erhöhten Pestizidbelastungen des Gemüses – insbesondere bei Paprika. Das ist heute kaum noch der Fall, weil die konventionellen Produzenten hier von ihren ökologisch wirtschaftenden Kollegen gelernt haben. Schätzungen zufolge wird inzwischen auch in annähernd 90 Prozent der konventionellen Gewächshäuser mit Methoden der biologischen Schädlingsbekämpfung gearbeitet.

Ein offenbar (gesetzlich) noch ungelöstes Problem ist die Entsorgung alter Plastikfolien. Im November 2018 berichtete der britische Moderator Simon Reeve der BBC-Sendung "Mediterranean" über die Verschmutzung durch landwirtschaftliche Kunststoffe, welche die spanische Küste verunreinigen. Im Trockenbett eines Flusses im Süden des Landes stieß Reeve auf mehrere Schichten von Kunststoffabfällen, die übereinander im Boden vergraben waren. Ein Großteil dieses Kunststoffs stammt aus den spanischen Gewächshäusern. Durch die Einwirkung des Regens wird der Abfall mitgerissen und landet im Mittelmeer. Die so entsorgten Plastikfragmente zerfallen in immer kleinere Stücke, die von Meerestieren aufgenommen werden. Auf diese Weise landen sie in der Nahrungskette, an deren Ende der Mensch steht. Plastik im Leitungswasser und im Salz sind nachgewiesen. (BBC Two)

Wasserproblematik

Die Geologie des Campo de Dalías Aquifers ist durch eine Reihe von Verwerfungen gekennzeichnet, die komplexe unterirdische Fließwege entstehen lassen. Man unterscheidet zwischen einem oberen und einem unteren Aquifer-System: Die oberen Aquifere waren die ursprünglichen Hauptlieferanten des Bewässerungswassers, wurden aber nach und nach durch die unteren Aquifere als Hauptwasserquelle ersetzt.

Der Großteil der Küste hat keinen direkten Kontakt zwischen dem Meer und den unteren Grundwasserleitern. Im nordöstlichen Unterwasserleiter führte der direkte Kontakt mit dem Meer zu einem Eindringen von Meerwasser, das es notwendig machte, die Entnahmen deutlich zu reduzieren. Der Western Lower Aquifer (WLA) ist ebenfalls indirekt über einen kleinen Aquifer mit dem Meer in Kontakt, aber diese relative Isolation implizierte, dass die Meerwasserzuflüsse angesichts des Süßwasserbestands eher gering waren, so dass die Pumpen über Jahre hinweg fortgesetzt werden konnten, mit einer ungewöhnlichen Situation, in der der Grundwasserspiegel bis zu 48 m unter dem Meeresspiegel lagen. (Dumont 2015)

Die intensive Landwirtschaft in der ariden Region führt zu einer immer stärkeren Übernutzung der Grundwasservorräte. Zu der Erschöpfung der Grundwasservorräte kommt eine schon über mehrere Jahre andauernde Dürre in der Provinz Andalusien, die das Wasserproblem mittlerweile dramatisch verschlimmert. Berechnungen für das Jahr 2018 gehen von einem Wasserdefizit für die Region Almeria von fast 200 Kubikhektometern aus – das sind 200 Milliarden Liter.

Um den Wassermangel zu mildern wurde bei Balerma eine Meerwasserentsalzungsanlage gebaut, die allerdings mit fossiler Energie betrieben wird. Ihr Wasser deckt nur einen Teil des Bedarfs und ist recht teuer. 53 Eurocent kosten 1.000 Liter entsalztes Wasser; das traditionell von der Regierung subventionierte Grundwasser hingegen nur etwa 9 Eurocent für die gleiche Menge.

Neben den staatlich genehmigten gibt es zahlreiche illegale Brunnen. Um die Grundwasserreserven nicht weiter zu belasten, wird heute das Bewässerungswasser aufgefangen, recycelt und wiederverwertet. Regenwassertanks dienen dem gleichen Zweck.

Auch gereinigtes Abwasser soll den Grundwasserverbrauch reduzieren. Umstrittene Planungen, über ein Kanalsystem den Rio Ebro (Ebro-Wassertransfer) im Norden Spaniens anzuzapfen, sind immer wieder in der Diskussion.

Verbreitet wird wassersparende Tröpfchenbewässerung eingesetzt. Daneben ist man dabei, mit Sonnenenergie betriebene Entsalzungsanlagen sowie umweltfreundliche Verfahren für die Entkeimung von Abwässern aus Städten zu entwickeln, um das Wasser für die Pflanzenbewässerung einzusetzen.

Doch trotz massiver Übernutzung der Grundwasserquellen rühren Landes- und Regionalregierung offensichtlich nicht an den Billigpreisen für die traditionellen Wasserquellen. Die undurchsichtige Situation wird durch fehlende Prüfmechanismen weiter verschlimmert. Von staatlicher Seite findet kein Monitoring/Controlling der Grundwasserentnahme statt. Eine Rückverfolgung auf den Ursprung des Wassers der Landwirte wird dadurch mindestens schwierig bis unmöglich. (WWF)

Private und administrative Regelungen versuchen der Wasserproblematik Herr zu werden. So fordern die Naturland-Richtlinien für Regionen mit Wasserknappheit, neben dem Nachweis der Legalität von Brunnen und Wasserquellen, den Einsatz effizienter Bewässerungssysteme (z. B. Tropfbewässerung), die Messung des Verbrauchs (Wasserzähler) und die Sammlung und Nutzung von Regenwasser. Die Betriebe müssen einen Wassermanagementplan erstellen, der unter anderem folgende Punkte umfasst:

Folgerungen und Forderungen angesichts der Wasserproblematik

  • Auf betrieblicher Ebene sind spezifische Richtlinien (s. o.) und Zertifizierungen eine wichtige Voraussetzung für die Implementierung einer nachhaltigen Wassernutzung in Regionen mit Wasserknappheit.
  • Auf überbetrieblicher Ebene müssen politische Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Wassernutzung in Regionen mit knappen Wasserressourcen geschaffen werden.
  • EU-Agrarsubventionen für Betriebe in wassersensiblen Regionen sollten an eine nachweislich legale Wassernutzung gekoppelt werden.
  • Subventionen für Bewässerungswasser für die Landwirtschaft in Trockengebieten müssen gestrichen werden: keine Externalisierung der Kosten.
  • Der Handel sollte Betriebe mit einem vorbildlichen Wassermanagement mit einem Mehrpreis honorieren.

Quelle: Kritischer Agrarbericht 2017

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