Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Bewässerungswirtschaft

Auf der künstlichen Zufuhr von Wasser beruhende Wirtschaftsweise, die aufwendiger, aber auch flächenproduktiver als Landwirtschaft auf Regenbasis ist. Sie ist oft mit besonderen Agrarsozialstrukturen verbunden (Aufbau von Kooperations- und Organisationsstrukturen) und von starker Prägekraft für das Erscheinungsbild der Agrarlandschaft. Künstliche Bewässerung ist in nahezu allen Klimazonen der Ökumene anzutreffen, weltweit auf einer Fläche von ca. 300 Mio. ha.

Ein Drittel der weltweit produzierten Nahrungsmittel stammt aus der Bewässerungslandwirtschaft, obwohl der Anteil an der bewässerten Fläche an der gesamtwirtschaftlichen Nutzfläche nur bei ca. 16 % liegt.

Zur Überwindung der Frühjahrstrockenheit erfolgt beispielsweise im norwegischen Gudbrandstal Feldberieselung, ebenso im Wallis und in Südtirol, wo Wiesen und Sonderkulturen bewässert werden. Hauptgebiet der Bewässerungswirtschaft sind aber die Subtropen, wo Wasser der Minimumfaktor ist. Auf diese Trockenräume entfallen zwei Drittel der globalen Bewässerungsflächen.

Die größten Bewässerungsflächen der Erde (62 %) liegen in Asien, vornehmlich am Huanghe, Jangtsekiang und Hsikiang in China, ferner in der Ganges- und der Industiefebene in Pakistan und Indien. Außerhalb Asiens sind bedeutend Mexiko, Ägypten, Brasilien und Sudan. Auch der Mittelmeerraum ist ein Zentrum der Bewässerungswirtschaft.

Grundformen der Bewässerungswirtschaft:

Formen mit unkontrollierter Wasserzufuhr (auch "Naßfeldbau" genannt):

Formen mit kontrollierter Wasserzufuhr ("künstliche" Bewässerung) zu typisieren nach:

Bewässerungsverfahren:

Der Karussellbewässerung sehr ähnlich ist das linear-move-System. Dabei bewegt sich das gesamte System linear vorwärts, wobei die Wasserzufuhr über ein Grabensystem erfolgt.
Fest installierte Beregnungssysteme gibt es in einer Vielzahl von Ausprägungen, die sich jedoch alle sehr ähneln. In der Regel erfolgt die Zuleitung über Rohre bzw. Schläuche und die Verteilung des Wassers über eine Vielzahl von Sprinklern, deren Größe und Leistung sehr unterschiedlich sein können.
Die Bewässerungsverfahren weisen große Unterschiede auf im Hinblick auf Effizienz, Wasserverbrauch, Kosten und Betriebsaufwand. In Entwicklungsländern werden aus Kostengründen meist offene Schwerkraftsysteme angelegt. Diese sind zwar einfach zu implementieren, bringen jedoch Probleme bei Betrieb und Unterhalt mit sich und führen zu erheblichen Wasserverlusten. Für bedeutende Bewässerungsländer wie Indien, Iran, und Pakistan, in denen die Bewässerungslandwirtschaft über 90 % des Wasserverbrauchs beansprucht, wird geschätzt, dass nur 40 % des abgeleiteten Wassers tatsächlich die Felder erreicht.

Die Effizienz ist bei den einzelnen Technologien wie folgt:

Zur weiteren Bewertung von Bewässerung:

Durchschnittlicher Wasserverbrauch bei der Erzeugung von Agrarprodukten in Australien
Agrarprodukt Wasserverbrauch Agrarprodukt Wasserverbrauch
1 Flasche Wein (Barossa Valley) 250 l 1 l Milch 700 l
1 Flasche Wein (Riverland) 450 l 1 kg Reis 1600 l
1 l Orangensaft 550 l 1 kg Baumwolle 2200 l
1 kg Luzerneheu 600 l    

Quelle: Wolff/Stein 1997

Weitere Informationen:

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